Marktberichte

Dax-Vorschau Kursverluste erwartet

Die Berichtssaison gewinnt in der kommenden Woche an Fahrt. Dennoch stehen nicht nur Quartalszahlen im Mittelpunkt des Interesses. Auch Notenbanken ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.

(Foto: REUTERS)

In der kommenden Woche dürfte es am deutschen Aktienmarkt weiter abwärts gehen. Nachdem sich der kurze Ausflug über die 6000er-Marke als Intermezzo erwiesen hat, überwiegen nun die langen Gesichter. Auch die laufende Berichtssaison vermochte bislang keine Kaufargumente zu liefern. Zudem sitzt der "Obama-Schock" für die Banken tief. Die Aktienkurse dürften wohl erst auf einem wesentlich günstigeren Kursniveau zu Schnäppchenkäufen einladen. Technische Analysten sehen ein Kursziel von rund 5300 Punkten in den kommenden Wochen beim Dax.

Obwohl die Bilanzsaison in ihre heiße Phase geht, dürften die Geschäftsberichte dem Aktienmarkt in der neuen Woche nur begrenzt Impulse liefern. Vielmehr dürften Investoren weiter sehr sensibel auf Nachrichten zur Geldpolitik in China reagieren. Die Behörden in Peking haben in den vergangenen Tagen die Zügel deutlich straffer gezogen und damit an den Finanzmärkten die Angst vor einem Abwürgen des globalen Konjunkturmotors geschürt. Auch die Sorge um die Staatsfinanzen einiger EU-Länder - allen voran Griechenland - könnte Experten zufolge die Lust der Anleger auf Aktien drosseln.

Bank-Aktien im Minus

Die Regulierungsvorschläge von US-Präsident Barack Obama für die heimische Bankenbranche erhöhten die Nervosität zusätzlich, hieß es. Die Furcht vor strengen Auflagen für die Geldinstitute auch hierzulande habe damit neue Nahrung bekommen. "Eine strengere Regulierung - da wurde der freiliegende Nerv der Investoren getroffen, dieses Thema könnte den Markt noch länger tragen", sagte LBBW-Aktienstratege Marc-Gregor Czaja.

Barack Obama will die US-Banken stärker regulieren.

Barack Obama will die US-Banken stärker regulieren.

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Die Ankündigungen von Obama hatten für einen kräftigen Abverkauf an den internationalen Börsen gesorgt. Händler verweisen darauf, dass jede Form von schärferen Regularien das Kreditvolumen und damit das Handelsvolumen an den Börsen senken würde. Als Folge müssten viele kreditfinanzierte Positionen im Jahresverlauf abgebaut werden. Der schon Wochen dauernde Kapitalrückzug von US-Anlegern aus dem Euroraum dürfte für zusätzlichen Druck auf die Kurse sorgen. Am Kurseinbruch des Euro ist dieser Rückzug bereits deutlich abzulesen.

Bei den Obama-Vorschlägen belasten besonders die Beschneidungen des Eigenhandels und der Anlagen in Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften für US-Geschäftsbanken. Um in den Wirren der Finanzkrise staatliche Hilfen bekommen zu können, hatten sich die großen US-Investmentbanken in Geschäftsbanken umgewandelt, gleichzeitig das Investmentbanking aber weiterbetrieben. "Entscheiden sich die Häuser, Geschäftsbanken zu bleiben, dürfen sie die Ertragsbringer der vergangenen Jahre nicht mehr betreiben", erklärte ein Händler. Dem Markt werde damit klar signalisiert, dass keine Investmentbank in Zukunft mehr mit der Hilfe der US-Regierung rechnen kann.

Sofort nach der Ankündigung der US-Regierung schossen die Prämien für Kreditausfallversicherungen nach oben. Analysten deuten dies als Zeichen, dass die Banken künftig ihre Eigenkapitalunterlegung ausbauen müssen. Die Renditen der Finanzinstitute seien damit auf dem absteigenden Ast. Für die Finanzmärkte als Ganzes sei dies kein gutes Zeichen.

Berichtssaison gewinnt an Fahrt

Die laufende Berichtssaison trat etwas in den Hintergrund. Es wurde allerdings deutlich, wie hoch die Verkaufsbereitschaft am Markt ist. So wurden selbst sehr gute Zahlen von Goldman Sachs noch vor der Ankündigung der US-Regierung nicht mit Käufen belohnt. "Selling-the-News ist weiter die übergeordnete Marktstimmung", erklärt ein Stratege. "Die Erwartungen an die Quartalsberichte sind so hoch, da braucht es schon große Überraschungen, um den Aktienkursen nach oben zu helfen", sagte Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank.

Mit Spannung wird daher kommende Woche auf die Markt-Reaktion auf die Quartalsdaten geblickt. "Nur wenn gute Zahlen wieder mit Käufen quittiert werden, dürfte der Markt seinen Boden gesehen haben", sagt der Stratege. Immerhin legen viele wichtige Unternehmen aus Europa und den USA ihre Zahlen vor; allein aus dem S&P-500-Index veröffentlichen 140 Unternehmen. Außerdem berichten die ersten Dax-Unternehmen über das abgelaufene Quartal.

Zahlreiche Unternehmen legen Zahlen vor - dabei interessiert Anleger vor allem der Ausblick.

Zahlreiche Unternehmen legen Zahlen vor - dabei interessiert Anleger vor allem der Ausblick.

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Die Woche startet unter anderen mit Apple, Texas Instruments, Philips und Fiat. Am Dienstag veröffentlichen Yahoo, Dupont, Siemens und Novartis ihre Zahlenwerke. Am Mittwoch folgen Boeing, Caterpillar, BBVA und SAP und am Donnerstag Sony, Nokia, AstraZeneca, Procter & Gamble, 3M, AT&T sowie Microsoft. Der Freitag ist mit Chevron, Infineon und der Hauptversammlung bei Porsche wieder dünner besetzt.

Die Bäume dürften allerdings nicht in den Himmel wachsen. So warnen die Analysten der WestLB vor zu hohen Gewinnerwartungen an zyklische Unternehmen. Im Gegensatz zum Konsens, der ein Gewinnwachstum von über 70 Prozent vorsehe, rechnen sie bei den Zyklikern im Euro-Stoxx-Index lediglich mit einem Plus von 30 Prozent. Den jeweiligen Ausblicken der Unternehmen komme daher besondere Bedeutung zu.

Bei Siemens erwarten Analysten für das vierte Quartal zwar einen nochmaligen Gewinnrückgang, dafür aber positive Nachrichten zur Auftragslage. Bei SAP wird vor allem der Ausblick spannend, die wichtigsten Eckdaten für 2009 sind schon bekannt.

Notenbanken tagen

Bei den Konjunkturdaten stehen besonders die zahlreichen Notenbankensitzungen rund um den Erdball im Blick, besonders die der US-Notenbank am Mittwoch und die der japanischen Zentralbank am Dienstag. Mit den Notenbanken Ungarns, Polens und Neuseelands tagen jedoch auch Währungshüter, die für eine Zinsüberraschung nach oben gut sein können.

Überraschungspotenzial bergen ferner die zahlreichen Stimmungsindikatoren der kommenden Woche. Höhepunkte sind hier der ifo-Index und das US-Verbrauchervertrauen am Dienstag, gefolgt von den US-Neubauverkäufen am Mittwoch. Am Freitag wird erstmalig das US-Bruttoinlandsprodukt des vierten Quartals 2009 veröffentlicht. Daneben stehen der Index der Einkaufsmanager Chicago für Januar und die Verbraucherstimmung an der Universität Michigan auf der Agenda.

Hierzulande wird vor allem die Veröffentlichung des Ifo-Index die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich ziehen. "Die Stimmung bei den Unternehmen in Deutschland dürfte sich zwar weiter aufgehellt haben, wir gehen allerdings davon aus, dass sich der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas merklich abflachen wird", sagte Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Günstiger wird seiner Meinung nach die Lagebeurteilung ausfallen. Bei den Geschäftserwartungen hingegen sieht er vorerst das Ende der Fahnenstange erreicht.

Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts

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