Marktberichte

Inside Wall Street Lokale Folgen der GM-Pleite

Die Restrukturierung von General Motors (GM) dominiert weiterhin das Gespräch auf dem New Yorker Börsenparkett - und auch sonst überall im Land.

Was für Karen Rust Walder gilt, trifft im Großen und Ganzen auch auf Rui Cardoso (rechts), Auto-Verkäufer in Lyons im US-Bundesstaat Illinois, zu.

Was für Karen Rust Walder gilt, trifft im Großen und Ganzen auch auf Rui Cardoso (rechts), Auto-Verkäufer in Lyons im US-Bundesstaat Illinois, zu.

(Foto: REUTERS)

Vor allem auf regionaler und lokaler Ebene versucht man den Schaden zu begreifen, den die GM-Pleite hinterlassen könnte. Viele Städte sorgen sich um Steuereinnahmen, junge Baseballer um ihre Sponsoren.

Besorgt ist man etwa in Cissna Park, einer Kleinstadt in Illinois mit nicht einmal 1000 Einwohnern und einer Chevrolet-Niederlassung. Doch die steht vor dem Aus, denn "Rust Chevrolet" gehört zu den mehr als 2000 Autohäusern, die GM im Zuge der Restrukturierung dicht machen will. Der Schritt ist dringend notwendig und wird auf überregionaler Ebene auch nicht kritisiert. Immerhin unterhält GM mehr als drei Mal so viele Autohäuser wie etwa der Konkurrent Toyota, der den amerikanischen Konzern unlängst im Umsatz geschlagen hat und hochprofitabel ist.

Politisch sind die geplanten Schließungen auch kein Problem. Über die Steuereinnahmen, die mit dem Autoumsatz verbunden sind, muss man sich etwa keine Sorgen machen. Denn durch die Schließung einzelner Niederlassungen und die Kombination anderer werden die Verkäufe ja nicht reduziert, sondern nur umgeschichtet. So wird künftig ein Autohaus eben drei oder vier GM-Marken vertreten und nicht länger mit einer GM-Marke dem Händler einer anderen GM-Marke konkurrieren.

Doch was auf überregionaler Ebene funktioniert, kann im Detail schweren Schaden anrichten. "Wir haben hier genau eine Schule, einen Supermarkt und ein Autohaus", erklärt Rick Baier, der Bürgermeister von Cissna Park. "Wenn wir eines davon verlieren, bricht die ganze Stadt zusammen."

Fest mit Chevrolet verbunden

Für Cissna Park ist nichts so wichtig wie das Autohaus, denn dessen Steuern machen etwa die Hälfte der städtischen Einnahmen aus, die sich im Jahr auf rund 100.000 Dollar belaufen. Wenn es Rust Chevcrolet nicht gelingt, zumindest als Gebrauchtwagenhändler oder Werkstatt weiterzuleben, weiß Baier nicht, wie er künftig haushalten soll.

Existenzielle Sorgen hat auch Karen Rust Walder, die Inhaberin des Autohauses. "Mein Großvater hat das hier begonnen", erklärt sie. "Wir sind seit 94 Jahren fest mit Chevrolet verbunden." Mit Erfolg: Im Jahresdurchschnitt verkauft man 100 Fahrzeuge, im vergangenen Jahr sogar deutlich mehr.

Im großen und ganzen gehen die GM-Absätzer aber zurück. Im vergangenen Monat sind sie erneut um mehr als 30 Prozent eingebrochen. Schließungen lassen sich da nicht vermeiden, auch wenn das in Einzelfällen an die Substanz geht – und an die Lebensqualität macher Betroffener. Vor allem in den Kleinstädten und im ländlichen Raum sind die Autohäuser wichtige Spieler im gesellschaftlichen Leben. Sie sind Hauptsponsor von Baseball-Jugendmannschaften, finanzieren Schülerzeitungen und Abschlussbälle.

Die müssen hoffentlich nicht alle eingestellt werden. Viele Autohäuser werden möglicherweise im Auftrag neuer Marken weitermachen oder auf Werkstätten umstellen können. Auf die alte Struktur können sie aber nicht mehr bauen, und da haben sie mit GM zumindest eines gemeinsam.

Quelle: ntv.de

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