Taifun über Tokio Nikkei neigt ins Minus
17.09.2013, 08:59 Uhr
Herbststürme in Tokio: Taifun "Man-yi" trifft Tokio mit Windgeschwindigkeiten von rund 162 Stundenkilometer.
(Foto: AP)
In Japan drängen Anleger unsicher in den Aktienmarkt: Nach der ersten Hälfte des Handels lässt die Stärke des Yellen-Effekts immer weiter nach. Im Vordergrund: Die Birma-Pläne einzelner Autobauer und die Ausrichtung der Energieversorger.
Der Aktienmarkt in Tokio hat ersten Handelstag der feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche mit Verlusten geschlossen. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte fiel um 93 Punkte oder 0,65 Prozent auf 14.311,67 Punkte. Der breit gefasste Topix sank um 3,64 Punkte oder 0,31 Prozent auf 1181,64 Punkte.
Anleger trennten sich hauptsächlich von Exportwerten, nachdem der Yen im Verhältnis zum US-Dollar an Stärke gewann. Insgesamt war der Markt aber von Zurückhaltung geprägt, denn viele Investoren warteten mit Spannung auf die Ergebnisse des an diesem Dienstag beginnenden Treffens des Offenmarktausschusses der US-Notenbank, wie Händler erklärten. Dazu kamen die stürmischen Wetterbedingungen im Großraum Tokio: Unter dem Eindruck des Taifuns "Man-yi", der mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern über die japanische Hauptinsel fegt, dürften sich nicht wenige Marktteilnehmer dazu entschlossen haben, das Wochenende weiter zu verlängern.
Im frühen Handel waren die Kurse am "Tag der Ehrerbietung vor dem Alter" zeitweise leicht gestiegen: Japanische Anleger, die den Effekt des überraschenden Summers-Rückzugs und die an die neue Favoritin Janet Yellen geknüpften neuen Aussichten auf die künftige US-Geldpolitik nachvollziehen wollten, konnten erst ab Dienstag in den Handel einsteigen.
Auf Unternehmensebene standen unter anderem Energieversorger im Vordergrund: Die japanische Regierung will prüfen, ob die drittgrößte Volkswirtschaft weniger abhängig von der Atomenergie werden kann. Das kündigte Handelsminister Toshimitsu Motegi an. Allerdings müsse die Technologie ebenso erhalten bleiben wie das dafür notwendige Personal, sagte Motegi. "Aber wir möchten Wege prüfen, um unsere Abhängigkeit von der Atomenergie zu verringern."
In dieser Woche bezieht Japan seinen Strom notgedrungen vollkommen unabhängig von allen Kernkraftwerken im Land, nachdem der aktuell einzige betriebsbereite Reaktor "Ohi 4" wegen Wartungsarbeiten vom Netz genommen wurde. Es ist erst das dritte Mal in drei Jahrzehnten, dass Japan ohne Atomstrom auskommen muss. Vor zweieinhalb Jahren war es im AKW Fukushima nach dem schweren Erdbeben und dem gewaltigen Tsunami zur Kernschmelze gekommen. Noch immer kämpft der Betreiber Tepco damit, Hunderte Tonnen radioaktiv verseuchten Wassers aufzufangen.
Abgesehen davon befassen sich Analysten mit der japanischen Automobilbranche. Der Hersteller Nissan will offenbar kleine Pkw und Pickups künftig im lange abgeschotteten Birma produzieren. Die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" berichtete am Montag, Nissan und sein malaysischer Partner Tan Chong Motor Holdings wollten noch in diesem Jahr ein Werk in dem südostasiatischen Land errichten. Dort sollen demnach dann Teile aus Fabriken von Nissan in Südostasien zusammengeschraubt werden. Die Aktien von Nissan gaben 0,5 Prozent ab.
Birma wird nach fünf Jahrzehnten im eisernen Griff der Militärjunta seit 2011 von einer formal zivilen Regierung unter dem früheren General Thein Sein regiert - er leitete eine Reihe tief greifender Reformen ein, um das international lange isolierte Land politisch und wirtschaftlich zu öffnen. Während der Isolation konnten sich nur wenige Einwohner ein Auto kaufen: Ende 2012 waren laut "Nikkei" nur 2,36 Millionen Fahrzeuge in Birma registriert - bei 63 Millionen Einwohnern. Die Nachfrage nach gebrauchten japanischen Modellen ist laut Bericht sehr groß.
Auch andere Autohersteller haben bereits Interesse angemeldet: Suzuki kündigte an, wieder Autos in Birma produzieren zu wollen. Auch Ford aus den USA plant eine Niederlassung.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts