Senkt die EZB ihren Leitzins? Euro geht in Deckung
03.02.2014, 14:35 Uhr
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank gehört zu den dominierenden Themen am Devisenmarkt.
(Foto: REUTERS)
Mit wenig Schwung starten Währungsstrategen in die neue Devisenwoche: Der Euro findet keine klare Richtung. Die anstehenden Zinsentscheide von EZB und Bank of England werfen ihre Schatten voraus.
Der Euro hat sich nicht von seiner Talfahrt der vergangenen Woche erholen können und pendelte im Verlauf um die Marke von 1,35 US-Dollar. Am frühen Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,3495 Dollar gehandelt.
Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3498 Dollar fest.Der Dollar kostete damit 0,7409 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,82590 britische Pfund, 137,82 japanische Yen und 1,2226 Schweizer Franken fest.
Einer der Gründe für die jüngste Talfahrt des Euro war der überraschend schwache Preisauftrieb in der Eurozone, der die EZB nach Einschätzung von Experten zu einer weiteren Zinssenkung zwingen könnte. Nach Zahlen der Statistikbehörde Eurostat fiel die Inflationsrate im Januar um 0,1 Punkte auf 0,7 Prozent. Damit liegt die Teuerung nicht nur klar unter dem Ziel der EZB von knapp zwei Prozent. Auch ist die Inflation nun wieder so gering wie kurz vor der letzten Zinssenkung der EZB im vergangenen Herbst. Die nächste Zinsentscheidung wird am kommenden Donnerstag getroffen.
Nach Meinung der Volkswirte der Deutschen Bank und der Royal Bank of Scotland (RBS) könnte die EZB bereits auf ihrer nächsten Sitzung in der anlaufenden Woche mit einer Zinssenkung reagieren. Weil der Leitzins mit 0,25 Prozent aber schon nah an der Nulllinie liegt, komme eher ein kleiner Schritt auf beispielsweise 0,1 Prozent in Betracht.
Mit den aktuellen Inflationsdaten ist es auch nach Ansicht der Commerzbank wahrscheinlicher geworden, dass die EZB die Zinsen senkt. Allerdings dürfte es taktisch klüger sein, nicht schon am Donnerstag zu handeln, sondern noch einen zu Monat warten und im März - wenn die neuen Projektionen anstünden - eine Zinssenkung "ordentlich" zu begründen.
Die Frage sei, ob diese Möglichkeit im Euro-Kurs bereits eingepreist sei, so die Analysten. Die Tatsache, dass der Devisenmarkt eine ganze Weile gebraucht habe, um sich über die Konsequenzen der Inflationsdaten einig zu werden, deute darauf hin, dass das Thema "EZB-Zinssenkung" noch nicht wirklich auf der Tagesordnung der Marktteilnehmer gestanden habe. Die Experten sehen dies als Indiz, dass eine Zinssenkung oder eine mögliche Andeutung einer solchen, noch einen signifikanten Rutsch des Euro zum Dollar bewirken könnte.
Yen legt zu
Die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern trieb Anleger in den als sicheren Hafen geltenden Yen. Der Dollar fiel auf 101,68 Yen zurück, den niedrigsten Stand seit Anfang Dezember. Investoren fürchten angesichts der jüngsten Währungsturbulenzen in den Emerging Markets eine tiefgreifende Krise in der Region, die auch die Weltwirtschaft nicht unberührt lassen würde. Sie trennen sich daher von risikoreicheren Positionen wie Dollar oder Aktien. "Die Krise in den Schwellenländern kam für viele Investoren überraschend", sagte David Thebault von Global Equities. Und die Unsicherheit dürfte noch eine Weile anhalten.
Wenig beeindruckt zeigt sich unterdessen die Türkische Lira im Anschluss an die Bekanntgabe der Jahresinflationsrate von 7,48 Prozent. Mit 2,2616 Lira je Dollar hat sich die Lira im Vergleich zu Ständen um 2,28 am Morgen unter Schwankungen leicht erholt. Im Konsens war mit einer Teuerung von rund 7,5 Prozent gerechnet worden, wie die Commerzbank betont. Das sei zwar weit über dem Ziel der Notenbank von 5 Prozent, aber aufgrund eines Zinsniveaus von inzwischen 10 Prozent weniger dramatisch. Erst vor Wochenfrist war die türkische Währung auf ein Rekordtief von 2,39 je Dollar abgerutscht, ehe sie sich im Anschluss an die jüngsten zinspolitischen Maßnahmen der türkischen Notenbank wieder etwas erholte.
Quelle: ntv.de, jga/mmo/dpa/rts/DJ