Unterhalb der 1,36er-Marke Euro tanzt um die Marke
07.07.2014, 17:15 Uhr
Lähmt Draghis Niedrigzinspolitik den Reformwillen in den Krisenstaaten? "Der einzige Ausweg sind Investitonen", sagt EZB-Direktor Benoit Coeure.
(Foto: REUTERS)
An den Devisenmärkten stehen zu Beginn der neuen Woche Perspektiven und Interpretationen zur europäischen Geldpolitik im Vordergrund. Die eine Seite hält die Deflationsgefahr für gebannt, die andere Seite will den Leitzins dauerhaft niedrig halten.

Im Gespräch mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: Benoit Coeure (r.) hält die wirtschaftliche Lage für besorgniserregend (Archivbild).
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Der Euro hat sich am Montag weiter stabilisiert. Nachdem die Gemenschaftswährung am Morgen noch deutlich abgegeben hat und im Tagestief auf 1,3575 Dollar notuerte, drehte sich das Pendel zudehends in die andere Richtung. Kurse um 1,3595 Dollar sind die Folge - nahezu keine Veränderung zum New Yorker Schluss vom Freitag. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3592 fest nach 1,3588 Dollar am Freitag.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,79385 (0,79260) britische Pfund, 138,53 (138,67) japanische Yen und 1,2155 (1,2160) Schweizer Franken fest. dpa yyzz n1 akn
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Die anhaltenden Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung in den USA schieben unterdessen den Dollar zu Wochenbeginn an. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, stieg zu Wochenbeginn mit 80,35 Zählern auf den höchsten Stand seit fast zwei Wochen.
Nach zuletzt überraschend starken US-Arbeitsmarktdaten gehen viele Anleger davon aus, dass die Notenbank Fed früher als bislang gedacht die Zinsen anheben könnte. Bislang rechneten die meisten Investoren erst Mitte kommenden Jahres mit einem solchen Schritt.
Im Euroraum werden die Zinsen nach den Worten von EZB-Direktor Benoit Coeure für eine sehr lange Zeit sehr niedrig bleiben. Gleichzeitig forderte Coeure die Länder dazu auf, das Wachstum anzuschieben. Die gegenwärtige wirtschaftliche Situation sei sehr besorgniserregend. "Der einzige Ausweg sind Investitonen", sagte Coeure auf einer Wirtschaftskonferenz im französischen Aix-en-Provence.
Die EZB hatte am vergangenen Donnerstag bekräftigt, den für die Eurozone maßgeblichen Leitzins auf dem Rekordtief von 0,15 Prozent zu halten. Innerhalb der Zentralbank scheinen die Meinungen zur Lagebeurteilung weit auseinanderzugehen. Nach Einschätzung des EZB-Ratsmitglieds Christian Noyer zum Beispiel besteht in der Eurozone wohl nicht mehr die Gefahr sinkender Preise.
Schwächen im Süden und Westen
Es sehe so aus, als ob das Risiko einer Deflation gebannt sei, sagte Noyer der Wirtschaftskonferenz in Aix-en-Provence. Gleichwohl sei die Teuerungsrate aber noch zu niedrig. Im Juni lag die amtliche Inflationsrate der Euro-Staaten bei 0,5 Prozent, was der EZB weiterhin Sorgen bereitet.
Die Währungshüter streben eine Rate von knapp unter 2,0 Prozent an, bei der sie von stabilen Preisen sprechen. Mitte Juni hatte bereits Noyers Kollege Coeure erklärt, derzeit drohe keine Gefahr einer Deflation, also einer Abwärtsspirale von Preisen, Löhnen und Investitionen.
Pfund wertet zum Dollar ab
Einen konkreten Auslöser gebe es zwar nicht, dennoch sehe das britische Pfund bei niedrigen Umsätzen anfälliger aus, heißt es indes bei Barclays. Im Tagestief kostet das Pfund 1,7123 US-Dollar. Bei einem Fall unter 1,71 Dollar rückten 1,70 Dollar ins Visier, so die Devisenmarktexperten. Der Euro sei derweil von einem 22-Monatstief von 0,7916 zurückgekommen auf 0,7938. Die ehemalige Unterstützung bei 0,7960 Pfund sei nun eine Widerstandsmarke, betont Barclays.
Quelle: ntv.de, mmo/rts