Marktberichte

Kräftiger Rücksetzer Euro durchlebt kleinen Schwächeanfall

Der Dollar legt zum Euro zu.

Der Dollar legt zum Euro zu.

(Foto: REUTERS)

Der Dollar hält sich vor der Veröffentlichung neuer US-Daten zurück. Doch dann geht es angesichts schwächerer Signale von den Verbrauchern abwärts. Parallel dazu richten sich die Blicke weiter nach China und den Abwertungskurs der Zentralbank - sowie nach Kiew.

Mit der Veröffentlichung des US-Verbrauchervertrauens kommt der Euro erheblich unter Druck. Binnen Minuten fällt die Gemeinschaftswährung von 1,3760 bis unter 1,3720 Dollar. Dann aber kämpft sich die Währung bis auf 1,3750 Dollar zurück.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Am Nachmittag setzte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,3754 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7271 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,82395 britische Pfund, 140,65 japanische Yen und 1,2193 Schweizer Franken fest.

Derweil haben die schlechten US-Konjunkturdaten den Greenback zur japanischen Landeswährung auf ein Tagestief von 102,02 Yen gedrückt. Im Schlussgeschäft des Vortages hatte der Greenback noch bei 102,47 Yen notiert.

Analysten von Rückgang überrascht

Das Verbrauchervertrauen fiel im Februar auf 78,1 Punkte - Analysten hatten mit 80 Zählern gerechnet. "Die Serie schwacher US-Daten reißt nicht ab, wobei zu beachten ist, dass die Indikatoren wohl auch wegen der kalten Witterung gedämpft ausfallen", schrieb Helaba-Analyst Ralf Umlauf in einem Kommentar. Übermäßige Zweifel an dem US-Wachstumsszenario erschienen aber nicht angebracht, da die Verbraucherstimmung immerhin noch auf einem im Vergleich zu 2013 erhöhten Niveau liege.

Von der Verfassung der US-Wirtschaft hängt ab, wie schnell die US-Notenbank ihre milliardenschweren Anleihenkäufe zurückfahren wird. Die Fed hat ihre Konjunkturspritzen seit Jahresanfang reduziert und kauft nun monatlich nur noch für 65 Milliarden Dollar Wertpapiere.

Mit Spannung erwarten Investoren den ersten Auftritt von Notenbankchefin Janet Yellen am Donnerstag vor dem Senat. Wie aus den Protokollen der letzten Fed-Zinssitzung unter Ben Bernankes Führung Ende Januar hervorgeht, dringen einige Notenbanker auf einen Automatismus beim Abbau der Hilfen.

Hilfen stabilisieren ukrainische Währung

Nach dem Machtwechsel in der Ukraine kommt die Landeswährung auf keinen grünen Zweig: Ein Dollar stieg um 2,7 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Hoch von 9,40 Hrywnia. Damit lag er nur noch 15 Kopeken unter seinem Rekordhoch vom Dezember 2008. Anfang des Jahres kostete der Dollar noch rund 8,25 Hrywnja.

Anleger plagt derzeit die Furcht vor dem finanziellen Kollaps des Landes. Dem amtierenden Finanzminister Juri Kolobow zufolge braucht die Ukraine in den kommenden beiden Jahren 35 Milliarden Dollar an ausländischer Hilfe. "Dies wäre mehr als das Doppelte von dem was die russische Regierung noch im Dezember der alten Regierung unter Präsident Janukowitsch zugesichert hatte", schrieb Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen in einem Kommentar.

"Die Vermutung liegt nahe, dass die ukrainische Übergangs-Regierung versucht, den besten Deal für sich rauszuholen." Da die EU bereits Hilfe signalisiert hat, geht die Expertin davon aus, dass der finanziellen Unterstützung der Ukraine wenig im Wege stehen dürfte. Angesichts der an strenge Auflagen gebundenen Hilfskredite der EU und des IWF glaubt die Commerzbank an eine Stabilisierung. Dabei gehen die Währungsstrategen von einem Wechselkurs knapp über 9 Hrywnja je Dollar aus. Mittel- bis langfristig gesehen führe aus fundamentaler Sicht jedoch kein Weg an einer schwächeren ukrainischen Währung vorbei.

Krisenherd Ankara

US-Dollar / Türkische Lira
US-Dollar / Türkische Lira 41,27

Doch neben Kiew bleibt auch die Türkei ein Krisenherd, wie die Commerzbank erinnert. Sollte die Lage dort eskalieren, könnte sich der Blick schnell wieder dorthin richten und die Lira erneut in die Knie zwingen. Dies habe ein sich erneut abzeichnender Streit zwischen der Opposition und Ministerpräsident wieder deutlich gemacht.

Laut Opposition gibt es demnach Beweise, dass Erdogan in den Korruptionsskandal involviert sei. Vor diese Hintergrund sei die Lira wieder unter Druck gerade. Für einen Dollar müssen am Devisenmarkt aktuell 2,211 Lira bezahlt werden, während am Montagabend noch 2,2022 Lira ausreichend waren.

Yuan gibt weiter nach

US-Dollar / Yuan
US-Dollar / Yuan 7,09

Der chinesische Yuan setzt derweil seine Talfahrt der vergangenen Tage fort. Erstmals seit September 2012 ist er unter den Referenzkurs der Notenbank gefallen. "Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Zentralbank über staatliche Geschäftsbanken Dollar am Markt kauft", sagte ein Börsianer.

Ein Dollar verteuerte sich um bis zu 0,4 Prozent auf 6,125 Yuan und notierte damit über dem aktuellen Referenzkurs der der People's Bank of China (PBoC) von 6,1184 Dollar. Die chinesische Währung ist nicht frei handelbar, sondern darf einen täglich festgesetzten Wert um maximal ein Prozent über- oder unterschreiten. Die PBoC hatte den Referenzkurs in den vergangenen Tagen kontinuierlich angehoben. In den Monaten zuvor hatte sie ihn dagegen meist gesenkt.

Dies sei aber kein Richtungswechsel der Währungspolitik, betonten die Analysten Linan Liu und Perry Kojodjojo von der Deutschen Bank. Die PBoC wolle damit lediglich die geplante Ausweitung der Yuan-Handelsspanne vorbereiten. Andere Devisen-Experten urteilten ähnlich und betonten, mit der Schwächung des Schwächung des Wechselkurses wolle die Notenbank die Markteinschätzung entgegenwirken, dass der Yuan-Kurs nur eine Richtung kenne.

Börsianer gehen davon aus, dass die Notenbank die Ausweitung der Yuan-Handelsspanne im Rahmen des Anfang März beginnenden Nationalen Volkskongresses ankündigen wird. Eine andere Gelegenheit wäre der bevorstehende Asien-Besuch des US-Präsidenten Barack Obama.

Renminbi im Kreuzfeuer gefangen

Für Analysten erweist sich derweil der chinesische Renminbi (offiziell Yuan) als im Kreuzfeuer von Politik und Markt gefangen. Die zuletzt abrupte Abwertung des Renminbi durch die chinesischen Währungshüter wertet Capital Economics als Breitseite der Politik gegen Marktteilnehmer, die den Renminbi für unterbewertet halten. Aus fundamentaler Sicht gibt Capital Economics den Marktteilnehmern recht, warnt aber vor weiter hoher Volatilität durch Interventionen der chinesischen Notenbank. Anleger sollten sich insofern im Klaren sein, dass die Entwicklung in beide Richtungen gehen könnte. Der Dollar kostet aktuell 6,1253 Yuan nach 6,0985 Yuan am Montagabend.

Zugleich warnt Morgan Stanley (MS) vor überzogenen Erwartungen bezüglich einer Erholung des Renminbi. Dies gelte auch für die frei gehandelte Variante der Währung. Das bisher exportgeleitete Wachstumsmodell Chinas bilde dabei die Grundlage für den Optimismus am Devisenmarkt, ergänzen die Währungsstrategen. Allerdings raten sie zur Vorsicht - dieses Modell dürfte sich als überholt erweisen. Dass die Chinesische Notenbank derzeit eine Abwertung des Renminbi zulasse, habe damit zu tun, dass die Kapitalzuflüsse kontrolliert werden sollen. Dieses Vorgehen biete jedoch weniger Chancen für Anleger als vielleicht erhofft.

Aus einer Chartanalyse des Euro-Franken-Wechselkurses leitet Barclays schwache Zeichen einer steigenden Nachfrage nach dem Euro ab. Allerdings seien die Werte nicht hoch genug, um von einer starken Nachfragebasis zu sprechen. Mit nun 1,2196 Franken nähert sich der Euro gleichwohl der von den Währungsstrategen präferierten Kaufzone von 1,2165 bis 1,2180 Franken. Dies entspricht den Tiefständen vom Februar und Dezember. Die Experten erwarten in den kommenden Monaten eine Aufwertung des Euro auf 1,24 Franken.

Dagegen rät UniCredit Investoren, weiterhin den Dollar zur Schwedenkrone zu kaufen. Daran hat auch der Absturz des Greenback am Vortag nichts geändert. Die Währungsstrategen begründen ihre Kaufempfehlung damit, dass unterschiedliche Zinsniveaus zu erwarten seien. Aktuell wird der Dollar mit 6,4877 Kronen gehandelt, UniCredit rechnet mit einer Erholung des Dollar in Richtung 6,55 Kronen.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/DJ/dpa/rts

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