Marktberichte

Gerüchte um iranisches Öl drücken Brent Goldpreis verharrt auf Wochenhoch

(Foto: dpa-tmn)

Der überraschende Schritt der US-Währungshüter, die milliardenschweren Konjunkturhilfen nun doch unverändert beizubehalten, zwingt Investoren am Rohstoffmarkt zum Nachjustieren. Aufkommende Spekulationen um Ölexporte aus dem Iran bewegen den Ölpreis.

Die Aussicht auf eine anhaltende Geldzufuhr der US-Zentralbank für die Finanzmärkte hat den Goldpreis gestützt. Der Preis für das Edelmetall hatte nach der Entscheidung der Fed, ihre Anleihekäufe ungebremst fortzusetzen, am Mittwochabend um mehr als vier Prozent zugelegt.

Am Donnerstag notierte er wenig verändert bei 1362 Dollar je Feinunze und damit nahe des zuvor erreichten Wochenhochs. Die Fed hat den Ausstieg aus der Ära des billigen Geldes überraschend aufgeschoben und stützt die Wirtschaft vorerst weiter mit 85 Milliarden Dollar Anleihekäufen pro Monat. Ökonomen hatten mit einer Drosselung auf 75 Milliarden gerechnet.

"Die Party der Fed hat sich noch nicht dem Ende geneigt", kommentierte Rohstoff-Analyst Norman Rudschuck von der NordLB. "Allerdings wird bald wieder etwas Katerstimmung einsetzen: Der durch die Federal Reserve im Raum stehende Entzug der Liquiditätsdroge wird im vierten Quartal seine Schatten vorauswerfen." Der Kurs für das als sicherer Anlagehafen genutzte Edelmetall ist in diesem Jahr bereits um rund 20 Prozent gefallen, da Anleger auf ein Ende der Geldflut spekuliert hatten. 

Die Ölpreise zogen angesichts der unerwartet skeptischen Haltung der Federal Reserve (Fed) zunächst weiter an. Vor der Fed-Entscheidung hatte bereits ein deutlicher Rückgang der US-Vorräte an Rohöl und Ölprodukten für Auftrieb gesorgt.

Spekulationen auf iranische Ölexporte

Im Verlauf drückten dann allerdings Spekulationen auf eine Aufhebung des westlichen Importstopps für iranisches Öl den Preis für diesen Rohstoff. Der Terminkontrakt auf die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee drehte ins Minus und fiel um 0,2 Prozent auf 110,29 Dollar je Barrel. Das US-Öl WTI gab einen Großteil seiner anfänglichen Gewinne ab und notierte am Nachmittag nur noch 0,2 Prozent fester bei 108,34 Dollar.

Als Grund für die Kursverluste nannte Analyst Olivier Jakob vom Beratungshaus Petromatrix die jüngsten Aussagen des neuen iranischen Präsidenten Hassan Ruhani. Dieser hatte am Mittwoch betont, sein Land strebe unter keinen Umständen Massenvernichtungs- oder Atomwaffen an. Außerdem sagte er am Donnerstag in einem TV-Interview: "Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden und Freundschaft unter allen Staaten der Region."

Iran war früher nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölförderer innerhalb der OPEC. Wegen des Streits um das Atom-Programm haben westliche Staaten den Iran mit Sanktionen belegt, die auch einen Import-Stopp iranischen Öls umfassen. Zudem haben Israel und die USA Militärschläge gegen Irans Atomanlagen nicht ausgeschlossen.

Aufgeschoben, nicht aufgehoben

Bei anderen Industriemetallen griffen die Anleger unbeirrt zu: Der Preis für Kupfer kletterte in der Spitze um 1,9 Prozent auf 7317 Dollar je Tonne, den höchsten Stand seit Ende August. "Die Frage ist nun, wie lang die Euphorie anhält", sagte Dominic Schnider von UBS Wealth Management in Singapur. Spätesten Ende des Jahres dürfte das Thema "Reduzierung der Anleihenkäufe" wieder auf der Agenda stehen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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