Erneute Verkaufspanik Massive Verluste in Asien
16.10.2008, 12:25 UhrNach dem Kurssturz vom Vortag an der Wall Street ließen am Donnerstag auch die Anleger in Asien alle Hoffnung fahren. Verschiedene US-Wirtschaftsdaten hatten nahegelegt, dass sich die Vereinigten Staaten bereits in einer Rezession befinden könnten. So waren die Einzelhandelsumsätze im September um 1,2 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig hatte Fed-Chairman Ben Bernanke erklärt, dass weitere Leitzinssenkungen nicht auszuschließen seien. Dies stärkte bei den asiatischen Marktteilnehmern nicht gerade das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und die Kaufkraft der amerikanischen Volkswirtschaft.
In Japan brach der Nikkei um 11,4 Prozent auf 8458 Punkte ein. Dies entspricht dem schlimmsten Kursrutsch seit dem Jahr 1987. Der breitere Topix wiederum gab 9,5 Prozent auf 864 Zähler ab. Zu den Abschlägen trug in erster Linie die vorangegangene Verkaufspanik an der Wall Street bei. Gleichzeitig wurde gemeldet, dass sich die Stimmung im japanischen produzierenden Gewerbe mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit 6 Jahren befindet. Schwer angeschlagene zeigten sich unter anderem die Exportwerte. Hier wurden etwa Canon um 12,2 Prozent nach unten geprügelt, Sony gaben 13,0 Prozent und Sharp 11,2 Prozent ab. Im Autosektor verbilligten sich Toyota um 9,2 Prozent und Honda um 10,2 Prozent, während Mazda lediglich 2,1 Prozent abgaben. Der Konzern hatte ein Aktienrückkaufsprogramm angekündigt. Im Rohstoffsektor verloren Mitsubishi Corp 15,2 Prozent und Mitsui & Co 17,0 Prozent. Kobe Steel gaben 9,4 Prozent und Nippon Steel 9,4 Prozent ab. Auch die Finanztitel wurden nicht verschont. Hier rutschten etwa Mizuho Financial um 12,7 Prozent nach unten, Mitsubishi UFJ fielen um 9,7 Prozent und Nomura um 14,0 Prozent.
Auch in Korea griffen die Rezessionsängste um sich. Der Kospi brach um 9,44 Prozent nach unten auf 1213 Punkte. Dies entspricht dem größten Kurssturz seit September 2001 und dem drittgrößten Kursturz in der Geschichte der koreanischen Börse. Zugleich knickte der Außenwert des Won gegenüber dem Dollar heute um 10 Prozent ein, obwohl die Ratingagentur Standard & Poor's erklärt hatte, ihr Rating für die Auslandsverschuldung Koreas nicht nach unten setzen zu wollen. Hart getroffen wurden der Finanzsektor und die zyklischen Werte. Unter den Bankenwerten gaben KB Financial sowie Woori Financial jeweils die in Seoul maximal möglichen 15 Prozent ab. In beiden Fällen war zuvor von Standard & Poor's der Rating-Ausblick nach unten gesetzt worden. Die Titel des Stahlkochers Posco und des Autobauers Hyundai Motor mussten ebenfalls jeweils einen Abschlag von 15 Prozent verkraften. Samsung Electronics fielen um 7,9 Prozent und LG Electronics um 9,0 Prozent. Zu den wenigen Gewinnern gehörten die Titel des Mobilfunkanbieters SK Telecom. Die Aktie wurde als sicherer Hafen angesehen und gewann 1,4 Prozent hinzu.
In Taiwan verlor der TAIEX 3,25 Prozent auf 5075 Punkte. Zu dieser vergleichsweise guten Entwicklung dürften insbesondere die neuen Beschränkungen für Kursschwankungen beigetragen haben. Derzeit können Aktien an der Börse Taipeh nicht mehr als 3,5 Prozent pro Tag fallen. Diese Regelung bleibt vorerst bis Ende dieser Woche in Kraft. Das Limit für Kursaufschläge liegt weiterhin bei 7 Prozent. Stark angeschlagen zeigte sich vor allem der Technologiesektor. Hier gaben Taiwan Semiconductor 3,4 Prozent und United Microelectronics 3,3 Prozent ab; die Papiere der PC-Hersteller Acer und Asustek verbilligten sich um jeweils 3,4 Prozent. Quanta Computer verloren ebenfalls 3,4 Prozent, obwohl der Konzern ein Aktienrückkaufsprogramm angekündigt hatte. Im Finanzsektor fielen Cathay Financial um 3,5 Prozent und Hua Nan Financial um 3,4 Prozent. Cathay Real Estate gaben 3,5 Prozent ab, obwohl die Regierung eine Senkung der Grundsteuern angekündigt hatte, um die Immobilienwirtschaft zu unterstützen.
In Hongkong ging es synchron mit den übrigen asiatischen Börsen kräftig nach unten. Der Hang Seng Index rutschte zwischenzeitlich bis auf 14.578 Punkte ab. In der zweiten Handelshälfte stabilisierte sich die Stimmung aber wieder etwas, was zu einer leichten Erholung führte. Am Ende schloss Hongkongs Leitindex dann bei 15.230 Zählern, was einem Abschlag von 4,8 Prozent entspricht. Angesichts der Befürchtungen über eine Rezession in den USA kam unter anderem der Exportsektor unter die Räder. Li & Fung rutschten um 9,6 Prozent nach unten; Esprit Holdings fielen um 3,7 Prozent; die Titel des Elektronikproduzenten Foxconn gaben 7,2 Prozent ab. Im China-Finanzsektor verbilligten sich China Merchants Bank um 7,7 Prozent. Zwar hatte das Institut für die ersten neun Monate des Geschäftsjahrs ein Gewinnwachstum von 80 Prozent in Aussicht gestellt. In der ersten Jahreshälfte hatte dieses aber noch bei 116 Prozent gelegen. Bank of China verbilligte sich daraufhin um 7,2 Prozent und ICBC um 8,2 Prozent. Die Aktie von Air China stürzte nach einer Gewinnwarnung um 12,8 Prozent ab. Unter den übrigen Marktschwergewichten verloren HSBC 2,9 Prozent, China Mobile 3,6 Prozent und PetroChina 2,3 Prozent.
In China knickte der Shanghai Composite Index um 4,25 Prozent auf 1909 Punkte ein; der Shanghai A-Share Index verlor 4,24 Prozent auf 2006 Stellen.
Quelle: ntv.de