Micronas bleibt standhaft Nemax bricht ein
11.04.2002, 20:40 UhrDie deutsche Wachstumsbörse machte ihrem Namen am Donnerstag erneut keine Ehre. Es ging mit verschärftem Tempo weiter abwärts. Schlechte Vorgaben der Nasdaq und die erneute Vertrauenskrise nach dem Comroad-Skandal brachten den Neuen Markt deutlich unter Druck. Widerstandsfähig gegen den Abwärtstrend erwies sich Micronos - doch für den Gesamtmarkt brachte dies keine Pluspunkte. Der Nemax50 rauschte 3 Prozent auf 934 Punkte in den Keller, der Nemax All Share gab 2,1 Prozent auf 956 Punkte nach.
Die Nasdaq lag am Donnerstag bis zum deutschen Handelschluss kräftig in der Verlustzone. Das Internet-Portal Yahoo! hatte mit einem operativen Gewinn von 2 Cent je Aktie zwar die Prognosen getroffen. Analysten hatten angesichts der letzten Übernahmen allerdings mehr erwartet. Auch die hohe Bewertung der Aktie werde kritisiert, so ein Händler. Das brachte die Aktie an der Nasdaq in schwere Turbulenzen.
Zudem liege der Skandal bei Comroad den Anlegern noch schwer im Magen, hieß es weiter. Das Vertrauen in den Neuen Markt sei schon davor nicht besonders groß gewesen und nun sei es wieder komplett weg. Comroad hatte am Mittwoch Gerüchte bestätigt, dass rund 98 Prozent der für das Geschäftsjahr 2001 vermeldeten Umsätze nicht nachweisbar seien. Die Aktie sei jetzt nur noch für Zocker interessant, so ein Händler. Kurzeitig legte das Papier am Donnerstag auch rund 9 Prozent zu um danach wieder in den Sturzflug überzugehen. Knapp 23 Prozent brach die Aktie ein auf 0,27 Euro.
Auf der Verliererseite stand auch die Thiel-Aktie, die 8 Prozent auf 13,90 Euro nachgab. Händler führten massive Verkäufe von institutionellen Anlegern als Grund für die Verluste an. Der Druck komme von allen Seiten, darunter sind auch viele Fonds, so ein Händler.
Ein Lihtblich war Micronas. Der Spezialchiphersteller hat seinen operativen Gewinn im ersten Quartal um 73,3 Prozent auf 20,1 Millionen Schweizer Franken gesteigert. Der Umsatz verbesserte sich um 11,7 Prozent auf 161 Millionen Schweizer Franken, so das Unternehmen. Die Aktie legte 12,5 Prozent auf 30,10 Euro zu.
Die auf Internetspiele spezialisierte e.multi Digitale Dienste hat nach eigenen Angaben mindestens die Hälfte ihres Grundkapitals verloren. Da die Deutsche Börse einen Antrag auf Fristverlängerung zur Abgabe des Geschäftsberichts abgelehnt habe, habe man sich entschlossen, das von der insolventen Tochter Argos Medien unterhaltene Werbe-Luftschiff fast komplett abzuschreiben. Dies führe zu einem Verlust von mindestens der Hälfte des Grundkapitals, so das Unternehmen weiter. Es zeichne sich nun eine vollständige Übernahme durch den neuen Großaktionär Eurotip ab, so das Unternehmen weiter. Die Aktie fiel 2 Prozent auf 0,48 Euro.
Nachbörslich berichtete SAP SI über das abgelaufene erste Quartal. Der Software-Dienstleister hat demnach einen Gewinnrückgang verbucht. Der Betriebsgewinn lag bei 5 bis 5,5 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum wurden noch 8,8 Millionen Euro verdient. Der Umsatz wurde hingegen um rund 15 Millionen Euro auf bis zu 75 Millionen Euro gesteigert. Und auch der Ausblick für das Gesamtjahr wurde bekräftigt. Die Aktie verlor im Vorfeld der Daten knapp 1 Prozent auf 17,74 Euro.
Quelle: ntv.de