"Sehr schlimm" Nemax ohne Puste
07.06.2002, 20:59 UhrCargolifter geht die Luft aus - das im MDax gelistete Unternehmen hat Insolvenz beantragt, France Tlcom findet es "sehr schlimm", dass Gerhard Schmid bei Mobilcom bleibt und die Anleger fanden es noch schlimmer, dass die Kurse weiter gefallen sind.
Der Nemax All Share verlor 1,9 Prozent auf 780 Zähler, der Nemax50 gab zwei Prozent nach auf 739 Zähler.
Dem Luftschiffbauer Cargolifter ist endgültig die Luft ausgegangen. Was sonst fast nur Unternehmen am Neuen Markt passiert, ist jetzt auch Thema bei einem MDax-Unternehmen. Die im brandenburgischen Brand ansässige Cargolifter hat am Freitag Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt, nachdem sich die Gesellschaft bereits Ende Mai für zahlungsunfähig erklärt hatte.
Erst vor zwei Jahren war Cargolifter an die Börse gegangen, jetzt sind die Träume von der Geschäftsidee mit den Transportballons geplatzt. Zum vorläufigen Insolvenz-Verwalter wurde der Aachener Rechtsanwalt Rolf-Dieter Mönning bestellt. Die Aktie verlor 21,4 Prozent auf 0,66 Euro. Das Papier war nach Bekanntgabe des Insolvenz-Antrags vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden.
Weiter in den Schlagzeilen bleibt der Mobilfunkanbieter MobilCom. Der Streit zwischen Konzernchef Gerhard Schmid und der France Tlcom konnte auch durch eine Sitzung des Aufsichtsrats am Freitag nicht beigelegt werden. Schmid lehnte einen Rücktritt von seinem Posten weiter ab und France Tlcom findet Schmid als MobilCom- Chef "sehr schlimm". Schmid will offenbar den Preis für sein Aktienpaket "aufbessern". Wenn die France Telecom ihn loswerden wolle, müsse sie ihm und den anderen Aktionären ein faires Angebot machen, so Schmid in einem Zeitungsinterview. Die Aktie fiel am Ende um 0,9 Prozent auf 15,50 Euro.
Der weltgrößte Chip-Hersteller Intel hat seine Umsatzprognose für das zweite Quartal wegen der schwachen Nachfrage in Europa nach unten korrigiert. Der Umsatz in den laufenden drei Geschäftsmonaten werde zwischen 6,2 und 6,5 Milliarden Dollar liegen, so das Unternehmen. Im April hatte Intel den Quartalsumsatz noch zwischen 6,4 und 7,0 Milliarden Dollar prognostiziert. Analysten hatten den Intel-Umsatz mit 6,67 Milliarden Dollar vorausgesagt.
Der Markt habe zwar mit einer Korrektur der Umsatzprognose bei Intel gerechnet, allerdings sei diese deutlicher ausgefallen als erwartet, so ein Händler. Die US-Börsen hätten am Donnerstag in Erwartung eines schlechten Intel-Ausblicks bereits auf einem 8-Monatstief geschlossen und heute gehe noch weiter nach unten gehen. Dem Neuen Markt fehle zur Zeit das Eigenleben und er werde die Entwicklung der Nasdaq nachvollziehen. Die US-Technologiebörse lag im frühen Handel mit 3,3 Prozent bei 1.504 Punkten in der Verlustzone.
Gute US-Konjunkturdaten konnten am Nachmittag ebenfalls nicht für steigende Kurse sorgen. Die Zahl der US-Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft ist im Mai um 41.000 gegenüber dem Vormonat gestiegen. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent nach 6,0 Prozent im April. Analysten hatten mit einem Anstieg der Quote auf 6,1 Prozent gerechnet.
Unter Druck standen nach der Intel-Ankündigung vor allem Werte aus der Halbleiter-Industrie und Telekom-Zulieferer. Adva fiel 4,2 Prozent auf 2,30 Euro, für SCM Microsystems ging es dagegen um 1,4 Prozent auf 9,68 Euro nach oben, ACG wiederum fielen um 5,4 Prozent auf 3,89 Euro, CE Consumer Electronics gewannen 1,4 Prozent auf 4,45 Euro nach und Aixtron büßten 4,6 Prozent ein auf 14,20 Euro.
Erneut kein Halten gab es für die Aktie von Lion Bioscience, die 6,1 Prozent auf 3,70 Euro fielen. Die Analysten von Sal. Oppenheim hatten die Papiere zuvor auf „underperformer“ von zuvor „outperformer“ heruntergestuft. Das Kursziel senkten die Analysten auf 4,50 Euro von zuvor 20 Euro. Das Biotechunternehmen hatte die Erwartungen von Analysten am bei Vorlage der Geschäftszählen Anfang der Woche enttäuscht. Die hohe Bewertung sei nach den vorgelegten Zahlen nicht mehr zu rechtfertigen, so die Analysten.
Analytik Jena hat sein Kapital erhöht, nach eigenen Angaben bei institutionellen Investoren knapp 350.000 Aktien platziert und so rund vier Millionen Euro eingenommen. Die Papiere seien zum Preis von 11,40 Euro platziert worden, so das auf Analysesysteme spezialisierte Unternehmen. Die Aktie legte 0,1 Prozent zu auf 12,18 Euro.
Quelle: ntv.de