Trubel um Mobilcom Nemax unter Druck
11.11.2002, 20:30 UhrNachdem sich die Verluste am Morgen noch in Grenzen hielten, baute der Neue Markt die Minuszeichen am Nachmittag aus. Der Nemax All Share verlor 1,6 Prozent auf 458 Zähler. Der Nemax 50 rutschte um 1,8 Prozent auf 411 Punkte.
Im Blickpunkt stand erneut Mobilcom. Großaktionär Gerhard Schmid hat sein Aktienpaket an dem Mobilfunkunternehmen tatsächlich reduziert - und zwar schon im Juni 2002. Aktuell halte er noch 32 Prozent, ließ er am Montag durch seine Sprecherin mitteilen. Damit wurden entsprechende Zeitungsberichte vom Wochenende bestätigt. Die Firma seiner Frau Sibylle Schmid-Sindram halte etwas mehr als fünf Prozent, erklärte die Sprecherin gegenüber n-tv. Das sei allen an den Verhandlungen Beteiligten immer bekannt gewesen. In den Medien war man allerdings immer davon ausgegangen, dass der Ex-Mobilcom-Chef noch rund 40 Prozent hält.
Bei Mobilcom selbst verkündete ein Sprecher die tägliche Liquiditätsmeldung. Für "mindestens" Montag stehe noch ausreichend Geld zur Verfügung, hieß es. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass die Gläubigerbanken Mobilcom über den vereinbarten Zeitraum hinaus UMTS-Kredit und Zinsen stunden könnten. Voraussetzung sei allerdings, dass das Mobilfunkunternehmen bis dahin keinen Insolvenzantrag stelle, hieß es. Die Flut der Informationen tat der Aktie nicht gut, sie fiel um 15,2 Prozent auf 4,17 Euro.
Erfreulicher sah es bei T-Online aus. Am Wochenende ließ T-Online-Chef Thomas Holtrop durchblicken, dass die Internet-Tochter der Deutschen Telekom die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wohl schlagen wird. "Wenn Sie namhaften Analysten glauben, komme T-Online auf ein Plus beim Ebitda zwischen 40 und 60 Millionen Euro", so Holtrop. Der Glaube der Anleger war offenbar stark, sie ließen die Aktie um 3,6 Prozent auf 7,20 Euro steigen. Am 13. November wird T-Online dann offiziell die Bücher öffnen und die Zahlen zum dritten Quartal vorstellen.
Der Prozess gegen die Haffa-Brüder ging am Montag in eine neue Runde. Vor Gericht erschien ein prominenter Zeuge: Ex-Medienmogul Leo Kirch war vorgeladen worden, um über die Geschäftsbeziehungen zwischen seiner Gruppe und EM.TV auszusagen. Da Kirch in der Öffentlichkeit so gut wie nie auftritt, war der Besucherandrang im Gericht groß. In seiner knapp eineinhalbstündigen Zeugenaussage erläuterte der 76-jährige die Geschäftsbeziehungen zwischen der KirchGruppe und EM.TV.
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von EM.TV, Thomas Haffa, erhielt aber nicht die erhoffte Unterstützung von Kirch. Der Filmhändler berichtete vor dem Landgericht München zwar von einer geplanten millionenschweren Lieferung von Episoden der TV-Serie "Die Simpsons", die Haffa mit dem Kirch-Sender ProSieben abschließen wollte. Sein früherer Stellvertreter Dieter Hahn sagte aber, es sei zu keinem Abschluss gekommen. Die Haffa-Brüder hatten ausgesagt, dass sie das Geschäft über 100 Millionen Euro noch im Jahr 2000 abschließen wollten und zudem von weiteren aussichtsreichen Vereinbarungen mit Kirch erzählt. Thomas Haffa sei ein langjähriger Mitarbeiter und guter Freund gewesen, erklärte Kirch. Zuletzt habe es aber keinen Kontakt mehr gegeben. Auch die EM.TV-Aktie hatte nur noch wenig Freunde, der Titel fiel um 8,1 Prozent auf 1,02 Euro.
Zu den Verlierern gehörten auch die Aktien von IM International Media. Nachdem das Münchener Medienunternehmen am Morgen die Umsatzprognose für das laufende Jahr erneut gesenkt hatte, brachen die Aktien um 24,2 Prozent auf 0,94 Euro ein. IM International Media ist in den ersten neun Monaten 2002 tief in die Verlustzone gerutscht. Wie das Unternehmen mitteilte, ergab sich vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) ein Verlust von 31,6 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte IM noch einen Gewinn von 9,9 Millionen Euro erzielt. Der Umsatz stieg von Januar bis September um 77 Prozent auf 156,5 Millionen Euro. Dennoch senkte International Media erneut die Umsatzprognose für das laufende Jahr auf 250 bis 260 Millionen Euro von zuvor 270 bis 290 Millionen. Vize-Chef Caspar von Blomberg verlässt nach Angaben von IM das Unternehmen. Einen Ersatz für ihn wird es wohl nicht geben, denn das Unternehmen will den Vorstand auf zwei von vier Mitglieder verkleinern.
Quelle: ntv.de