Dax-Ausblick Neue Turbulenzen voraus
08.05.2010, 12:21 UhrNach den heftigen Kursstürzen der vergangenen Tage sehnen sich Anleger nach etwas mehr Ruhe an den Märkten. Doch Börsenexperten machen wenig Mut, dass die wilden Zeiten bereits ausgestanden sind.
Neue Kurskapriolen oder Beruhigung der Märkte - zwischen diesen Szenarien könnten Anleger am deutschen Aktienmarkt in der neuen Woche hin- und hergerissen sein. Wohin die Reise gehen wird, hängt Analysten zufolge vom Verlauf der griechischen Schuldenkrise ab. "Es ist momentan so gut wie unmöglich, die Entwicklung in Europa vorherzusagen", erklärten die Experten der Landesbank Berlin (LBB). Kurzfristig könnten Kaufanreize von positiven Unternehmens- und Konjunkturnachrichten ausgehen. Von einer Rückkehr zur Normalität könne aber keine Rede sein.
Verdauen mussten die Börsianer in der abgelaufenen Woche nicht nur das Schulden-Drama um Griechenland und eine mögliche Ausbreitung auf andere Länder. Auch der heftige Kurssturz an der Wall Street vom Donnerstag sowie die unklaren Machtverhältnisse nach der Parlamentswahl in Großbritannien drückte den Börsianern aufs Gemüt. Der Dax verlor auf Wochensicht 6,9 Prozent.
In diesem Umfeld sehen Experten aber zugleich Kaufgelegenheiten. Denn die anhaltend schwache Wirtschaftsentwicklung in der Euro-Zone werde durch den Aufschwung in Asien mehr als wettgemacht, schrieb Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp. Das kräftige globale Wachstum spiegele sich zudem in den außerordentlich starken Quartalsgewinnen der Unternehmen wider. Allianz-Analyst Hans-Jörg Naumer warnte indes davor, dass auf längere Sicht nicht nur in Griechenland, sondern auch in den USA, Großbritannien, Spanien und anderen osteuropäischen Ländern die Staatsverschuldung zurückgefahren werden müssten. Darunter werde die Wirtschaftsleistung der Länder leiden.
Zaghafter Optimismus
Nachdem an der Wall Street am Donnerstag offenbar durch eine technische Kettenreaktion ein Kurssturz ausgelöst worden war, hoffen Marktteilnehmer zumindest in den USA auf eine Beruhigung der Lage. In der neuen Woche stehen Daten zum US-Einzelhandelsumsatz im April und der Index der Universität Michigan zum Verbrauchervertrauen im Mai an (Freitag). Bastian Hepperle von der WestLB rechnet dank der verbesserten Lage am US-Arbeitsmarkt mit einer optimistischen Stimmung der Konsumenten, die in den USA rund zwei Drittel zur Wirtschaftsleistung beisteuern. Für Hepperles Einschätzung sprachen die neuesten Daten der Regierung in Washington, wonach die Zahl der Arbeitslosen im April um 290.000 abnahm.
Angesichts der Gemengelage um die europäische Schuldenkrise und der Turbulenzen an der Wall Street ist die Berichtssaison in der Wahrnehmung der Börsianer ins Hintertreffen geraten. Geschäftszahlen werden unter anderem von der Deutschen Börse (Montag), Eon und K+S (Dienstag) erwartet. Am Mittwoch folgen die Deutsche Telekom, Allianz, RWE, Salzgitter und ThyssenKrupp. In Japan liefert dürfte das Jahresergebnis von Toyota (Dienstag) Aufschluss darüber geben, wie hart die Rückrufaktion von Millionen Fahrzeugen den weltgrößten Autobauer getroffen hat.
Quelle: ntv.de, rts