Marktberichte

Von der NYSE zu Merrill Lynch Neuer Job für John Thain

Stühlerücken an der Wall Street: John Thain, der Chef der New York Stock Exchange, wird der neuer Boss der Investmentbank Merrill Lynch. Er tritt die Nachfolge von Stan ONeill an, der vor zwei Wochen im Zusammenhang mit Subprime-Verlusten in Milliardenhöhe seinen Stuhl räumen musste. Thain hat den Wechsel am Mittwoch nach einer außerplanmäßigen Vorstandssitzung der New York Stock Exchange bestätigt.

Die Nachricht kommt für zahlreiche Insider an der Wall Street einigermaßen überraschend, da zuletzt der Chef des Investmenthauses BlackRock, Larry Fink, als Spitzenkandidat für den Top-Job bei Merrill Lynch gegolten hatte. Der wiederum wurde gleichzeitig von der Citigroup umworben, die sich vor zwei Wochen von ihren Vorstandschef Chuck Prince getrennt hat. NYSE-Chef John Thain hatte selbst ebenfalls auf der Kandidatenliste der Citigroup gestanden, Spekulationen über einen Wechsel zum Branchenführer aber stets heftig dementiert.

Bei der massiv im Filialbankengeschäft engagierten Citigroup hätte Thain in vielen Sektoren Neuland betreten müssen; bei Merrill Lynch hingegen dürfte er sich wohler fühlen. Kritiker bemängeln zwar, dass Thain auch im Investmentbereich die Erfahrung mit Privatkunden fehle, doch dürfte er hier mehr Erkenntnisse aus seiner Zeit als Präsident der Kaderschmiede Goldman Sachs anbringen können.

Zudem hat John Thain nicht zuletzt durch seinen Erfolg bei der New York Stock Exchange Flexibilität und Führungskraft bewiesen. Unter seiner Ägide wurde der krisengeschüttelte und von Skandalen geplagte Altherren-Club seines Vorgängers Dick Grasso fit für das 21. Jahrhundert. Thain wandelte die Börse durch die Fusion mit Archipelago in einen gewinnorientierter Konzern um und machte den Konzern durch die Fusion mit der Euronext zu einem zukunftssicheren Global Player. Seit dem Börsengang vor zwei Jahren hat das Papier der NYSE Euronext um mehr als 25 Prozent zugelegt.

Die New York Stock Exchange trifft Thains Abschied nicht völlig unvorbereitet. Schon bei seinem Amtsantritt im Januar 2004 hatte Thain eine Dienstzeit „von drei bis fünf Jahren“ angepeilt. Entsprechend baute die Börse für den Ernstfall vor und installierte vor einem Jahr mit dem ebenfalls von Goldman Sachs abgeworbenen Duncan Niederauer einen Vize an Thains Seite, der nun als sein aussichtsreichster Nachfolger gilt.

Quelle: ntv.de

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