Comroad fliegt raus Neuer Markt gibt nach
19.04.2002, 20:20 UhrWenig Erfreuliches gab es am Freitag einmal mehr vom Neuen Markt zu berichten, die Indizes litten unter der schwachen Microsoft-Prognose. Die Käufer hielten sich merklich zurück, hieß es von Marktteilnehmern, zumal auch die Skandale in jüngster Zeit nicht gerade für Vertrauen bei den Anlegern gesorgt haben. Zumindest unter den Fall Comroad wird die Deutsche Börse jetzt einen Schlussstrich ziehen. Ob das ausreicht um wieder mehr Käufer anzulocken, bleibt allerdings fraglich. Der Nemax 50 verabschiedete sich mit einem Minus von 2,4 Prozent bei 910 Punkten aus der Woche, der Nemax All Share gab 0,7 Prozent auf 951 Punkte nach.
Die Deutsche Börse kündigte am Nachmittag an, die Zulassung der Aktien von Comroad am Neuen Markt werde aus wichtigem Grund fristlos beendet. Die Zulassung der Papiere am Geregelten Markt sei davon nicht berührt, hieß es weiter. Der Telematik-Anbieter hatte Anfang des Monats Spekulationen bestätigt, wonach ein Großteil der Umsätze des Unternehmens nicht nachgewiesen werden könne. Die Aktie fiel daraufhin wie ein Stein um knapp 40 Prozent auf 0,17 Euro.
Mit dem Ausschluss von Comroad aus dem Neuen Markt, wird auch ein Platz im Nemax50 frei. Und ein Nachfolger wurde bereits gefunden. Der Notebookhersteller Gericom rückt nach. Und der Aktie tat diese Entscheidung sichtlich gut - das Papier legte mehr als 30 Prozent auf 24,99 Euro zu.
Ansonsten sorgte das Microsoft-Ergebnis für Zurückhaltung bei den Anlegern: Der US-Softwarekonzern hat im abgelaufenen dritten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von 49 Cent die Erwartungen von Analysten, die bei 51 Cent gelegen hatten, verfehlt. Für das laufende vierte Quartal gab der Seattler Konzern zudem einen verhaltenen Ausblick. Man schätze die Entwicklung weniger optimistisch als die meisten Analysten ein, so das Unternehmen.
Schlechte Nachrichten gab es auch für die Bio-Tech-Unternehmen am Neuen Markt. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktien von Evotec, GPC Biotech und Medigene auf „market perform“ von zuvor „market outperform“ heruntergestuft. Die Evotec-Aktie gab 8,1 Prozent auf 7,90 Euro nach, für GPC Biotech ging es 8,4 Prozent auf 8,24 Euro nach unten und Medigene brachen um 20 Prozent auf 11,60 Euro ein. Bei Medigene sorgte eine weitere Meldung für Schub nach unten: Das Unternehmen hatte bekannt gegeben, dass es klinische Tests mit einem Herzmedikament vorzeitig beendet habe, nachdem bei einer Reihe von Patienten Nebenwirkungen aufgetreten seien. Mehrere Analystenhäuser stuften ihre Anlageempfehlung daraufhin herab.
Der französische Telekom-Konzern France Telecom will nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters mehreren Banken einen Umschuldungsplan für das deutsche Mobilfunkunternehmen MobilCom vorlegen, um die mittelfristige Mehrheitsübernahme der Büdesldorfer sicherzustellen. Der Vorschlag zu Refinanzierung enthält dem Bericht zufolge insbesondere den geplanten Auskauf von MobilCom-Chef Gerhard Schmid und den übrigen Aktionären durch ein Bankenkonsortium. Die MobilCom-Aktie legte 4,5 Prozent auf 17,85 Euro zu.
Nach unten ging es auch für die Aktie des Halbleiter-Herstellers Süss Micro Tec, die 7,5 Prozent auf 32 Euro nachgab. Der Umsatz habe sich in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf 28 Millionen Euro von 52 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum vermindert, so das Unternehmen. Der Auftagseingang sei um 57 Prozent auf rund 23 Millionen Euro herunter gegangen.
Der Telekommunikationskonzern Drillisch hat in ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres nach eigenen Angaben den ersten Gewinn nach sechs Verlust-Quartalen in Folge erzielt. Die Höhe des Gewinns nannte das Unternehmen nicht, genaue Zahlen sollen am 13. Mai vorgelegt werden. Die Aktie legte 36 Prozent auf 0,90 Euro zu.
Quelle: ntv.de