Hypotheken, Banken und Google New York schließt im Minus
14.10.2010, 22:45 UhrKursverluste im Bankensektor lasten am Donnerstag schwer auf den US-Aktienmärkten. Es sind vor allem die Ungereimtheiten im Umgang mit Zwangsversteigerung im Häusermarkt, die unter Anlegern die Sorge vor neuen Milliardenbelastungen schüren. Nach Handelsschluss sorgen Google und AMD für strahlende Gesichter.
An der Wall Street geht der vorletzte Handelstag der Woche mit zum Teil kräftigen Abschlägen bei prominenten Finanztiteln zu Ende. Die Kursverluste bei Geldhäusern wie Bank of America oder Citigroup lasten schwer auf der Stimmung. Anleger befürchteten, dass neue Milliardenbelastungen auf die Geldhäuser zukommen könnten. Zuvor hatten die Behörden eine landesweite Untersuchung zu den Geschäftspraktiken von Banken bei Zwangsversteigerungen überschuldeter Immobilien angekündigt.
Zudem hielten sich viele Investoren vor den nach Börsenschluss vermeldeten Quartalszahlen der Technologieschwergewichte Google und AMD zurück. Unterstützung erhielt der Markt vom anhaltend schwachen Dollar.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte machte zum Handelsende seine leichte Verluste aus dem Tagesverlauf wieder wett und schloss nahezu unverändert bei 11.094 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,4 Prozent auf 1173 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,2 Prozent auf Punkte 2435 Punkte nach. Der deutsche Leitindex Dax ging dagegen in Frankfurt mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 6455 Punkte und damit dem höchsten Schluss-Stand seit Anfang September 2008 aus dem Handel.
Der Internetkonzern Google übertraf mit seinen Ergebnissen die Erwartungen der Analysten. Umsatz und Gewinn stiegen deutlich. Die Aktie legte nachbörslich rund sechs Prozent zu.
Auch der US-Chipkonzern AMD hat im dritten Quartal mehr verdient als erwartet. Das Unternehmen wies nach US-Börsenschluss einen Nettogewinn von 108 Mio. Dollar oder 15 Cent je Aktie aus. Analysten hatten mit sechs Cent je Anteilsschein gerechnet. Die AMD-Aktien legten im außerbörslichen Handel fast acht Prozent zu. Für das vierte Quartal rechnet der Konzern mit unveränderten Umsätzen.
Erst am Dienstag hatte der weltgrößte Chiphersteller Intel mit seinem Gewinn die Erwartungen der Analysten übertroffen und damit Hoffnungen auf eine anhaltende Erholung der Technologiebranche geschürt. Die Aktien von Intel notierten 0,4 Prozent fester. Google-Aktien waren vor den Zahlen rund ein Prozent schwächer aus dem Handel gegangen, die von AMD hatten knapp zwei Prozent abgegeben.
Weniger erfreulich ging es im Finanzsektor zu: Am Mittwoch hatten alle 50 Bundesstaaten beschlossen, die Bankenpraktiken bei der Zwangsversteigerung von Häusern zu untersuchen. Einige Kreditinstitute sollen die Verfahren mit fragwürdigen Mitteln verkürzt haben. "Die Frage der Zwangsversteigerungen wird uns solange beschäftigen, bis die Talsohle am kriselnden Immobilienmarkt erreicht ist", sagte Analyst Jeffrey Friedman von Lind-Waldock. "Derzeit wissen wir noch nicht, welche Belastungen auf die Banken zukommen." Der Banken-Index KBW verlor 2,6 Prozent. Die Papiere des Branchenprimus Bank of America rutschten gut fünf Prozent ab. Die Aktien des Rivalen Citigroup fielen um 4,5 Prozent, die Titel von JPMorgan gaben 2,8 Prozent nach.
Hilfe erhielten die Kurse von der Dollar-Schwäche, die amerikanische Produkte auf dem Weltmarkt verbilligt. Angesichts der erwarteten Fortsetzung der Politik des billigen Geldes durch die Notenbank Federal Reserve (Fed) sank der Dollar-Index auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2009. Für Enttäuschung sorgten wiederum Daten vom Arbeitsmarkt, die schlechter als erwartet ausfielen und die Sorgen um die Konjunkturerholung schürten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg in der Woche zum 9. Oktober unerwartet stark auf 462.000. Analysten hatten lediglich mit 445.000 gerechnet.
Auf den Kaufzetteln der Händler standen die Papiere von Yahoo: Mehrere Kapitalgesellschaften sollen auf Medienkonzerne zugegangen sein, um ein Interesse an Yahoo zu erkunden. Wegen der Gerüchte waren Yahoo-Aktien stark gefragt: Das Papier notierte 4,5 Prozent im Plus. Kreisen zufolge kontaktierten die Private-Equity-Gesellschaften unter anderen News Corp und AOL, um ein mögliches Interesse zu erkunden.
Die Aktien der Apollo Group brachen angesichts unsicherer Perspektiven im Markt für private Bildungseinrichtungen in den USA um gut 23 Prozent ein.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,11 Mrd. Aktien den Besitzer. 1203 Werte legten zu, 1773 gaben nach und 128 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,02 Mrd. Aktien 1202 im Plus, 1423 im Minus und 121 unverändert.
An den US-Kreditmärkten verloren die zehnjährigen Staatsanleihen 22/32 auf 100-31/32. Sie rentierten mit 2,513 Prozent. Die 30-jährigen Bonds gaben 52/32 auf 99-07/32 nach und hatten eine Rendite von 3,919 Prozent.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts