Marktberichte

Bank-Aktien fallen ins Minus New York schließt vorsichtig

Bekommt der EFSF einen Hebel?

Bekommt der EFSF einen Hebel?

(Foto: REUTERS)

Die starken Vorgaben aus Europa zeigen im US-amerikanischen Aktienhandel keine dauerhafte Wirkung: Im späten Handel beginnen die Hoffnungen auf energischere Ansätze zur Lösung der Schuldenkrise zu verfliegen. Die Aktien der großen Wall-Street-Banken brechen die Erholung ab. Die Rohstoffpreise ziehen kräftig an.

Die Aussichten auf eine rasche Eindämmung der Schuldenkrise durch eine Stärkung des Euro-Rettungsschirms hat den US-Börsen am Dienstag zeitweise kräftigen Rückenwind verliehen.

Nichts ist einfach, alles ist kompliziert: Europa ist für Amerikaner schwer zu verstehen.

Nichts ist einfach, alles ist kompliziert: Europa ist für Amerikaner schwer zu verstehen.

(Foto: dpa)

Händler warnten jedoch, dass die Rally der vergangenen Tage auf tönernen Füßen stehe, solange die Euro-Zone sich nicht zu klaren Beschlüssen zur Rettung von Banken und Staaten durchringe. Die Gewinne könnten sich allerdings fortsetzen, wenn die Gespräche zur Lösung der Krise konstruktiv weitergeführt werden, sagte Art Hogan von Lazard Capital Markets. Der Aufwärtstrend werde auch dadurch gestützt, dass Investoren zum Quartalsende ihre Portfolios umschichteten, hieß es. Bis zum Handelsende schwächte sich die Zuversicht bereits deutlich ab.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,3 Prozent fester bei 11.190 Zählern, nachdem er im Handelsverlauf zwischen 11.369 und 11.045 Punkten geschwankt hatte. Der breiter gefasste S&P-500-Index stieg um 1,1 Prozent auf 1175 Stellen. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 1,2 Prozent auf 2546 Punkte. In Frankfurt war der Dax zuvor mit einem überaus kräftigen Plus von 5,3 Prozent bei 5628 Punkten aus dem Handel gegangen.

Dow Jones
Dow Jones 45.735,78

Anlass für die Spekulationen auf eine rasche Lösung der europäischen Schuldenkrise waren Andeutungen von Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker zu erweiterten Handlungsmöglichkeiten des europäischen Rettungsschirms EFSF. Der TV-Sender CNBC hatte zudem zuvor bereits von Plänen in der Eurozone berichtet, wonach die Banken künftig Anleihen hoch verschuldeter Eurostaaten gegen sicherere Anleihen eintauschen könnten.

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Bislang soll dafür nur der Rettungsfonds EFSF zuständig sein, nun ist offenbar auch die Europäische Investitionsbank EIB im Gespräch, die hierfür eine Zweckgesellschaft gründen soll. Dies schüre die Fantasie weiter, hieß es am Markt. Zu Handelsende dämpfte dann aber ein Bericht über eine stärkere Beteiligung des Finanzsektors an der Rettung Griechenlands die Stimmung.

Nasdaq Composite
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"Der Markt beginnt das Gefühl zu bekommen, dass die europäischen Politiker ihre Lähmung überwinden", sagte Peter Cardillo von Rockwell Global Capital in New York. Er verwies zudem auf einen Anstieg der Rohstoffpreise auf breiter Front. "Es besteht die Hoffnung, dass eine weltweite Rezession verhindert werden kann." Zu den größten Gewinnern gehörten deshalb Aktien aus der Rohstoff- und Energiebranche. Die entsprechenden Indizes legten jeweils um rund 2 Prozent zu. Die Aktien von Chevron zählten mit einem Aufschlag von 2,2 Prozent 93,54 Dollar zu den stärksten Titeln im Dow.

Finanzwerte, die zunächst wie in Europa zu den besten Werten gehörten, rutschten bis zum Handelsende Ende als einziger Verlierer an das untere Ende der Indizes: Die Aktien von JP Morgan Chase gingen 0,2 Prozent tiefer aus dem Handel. Bank of America gaben nach Berichten über zusätzlich erforderliche Einsparmaßnahmen am Dow-Ende 1,8 Prozent nach. Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte zuvor eine Aufstockung des Rettungsschirms EFSF erneut kategorisch ausgeschlossen.

Angesichts der wachsenden Zuversicht über Fortschritte in der Schuldenkrise mahnten einige Analysten zur Vorsicht. "Eigentlich hat sich nichts drastisch verändert. Es gibt Gespräche darüber, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen, und die sind wichtig", sagte Michael Sansoterra vom RidgeWorth Large Cap Growth Fund. "Aber noch fehlen konkrete Beschlüsse. Taten sind mehr wert als Worte."

Zu den Gewinnern zählten auch die zuletzt stark gebeutelten Aktien des Blackberry-Herstellers Research in Motion (RIM). Am Markt kursierten Gerüchte, der als aggressive Investor bekannte Carl Icahn habe Anteile an dem strauchelnden Konzern erworben. Vor diesem Hintergrund verteuerten sich die Titel um 4,5 Prozent.

Der Unterhaltungselektronikkonzern Apple lud Journalisten zu einer iPhone-Veranstaltung, bei der Branchenexperten die Vorstellung des neuen Smartphone-Modells "iPhone 5" erwarten. Die Titel des Konzerns entwickelten sich jedoch mit einem Minus von 1,0 Prozent deutlich schwächer als der Gesamtmarkt.

Die Papiere von Walgreen gaben 6 Prozent ab, obwohl die Drogeriekette vor Börseneröffnung einen kräftigen Gewinnanstieg bekanntgegeben hatte. Analysten machten einen ungelösten Streit über die Bezahlung rezeptpflichtiger Medikamente für den Kursrutsch verantwortlich.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,19 Mrd. Aktien den Besitzer. 2492 Werte legten zu, 547 gaben nach und 71 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,1 Mrd. Aktien 1938 im Plus, 650 im Minus und 73 unverändert.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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