Exporteure unter Druck Nikkei auf Talfahrt
22.08.2011, 10:10 UhrDie Börsen in Fernost starten mit Abschlägen in die neue Handelswoche. Vor allem die Befürchtung, die US-Wirtschaft könnte in eine Rezession abgleiten, macht vielen Anlegern schwer zu schaffen. Der Tokioter Aktienmarkt schließt so schwach wie seit fünf Monaten nicht mehr.
Nach einem volatilen Handelsverlauf ist die Börse in Tokio am Montag schwächer aus dem Handel gegangen. Während Spekulationen über eine Intervention der japanischen Regierung am Devisenmarkt zeitweise stützten, hätten im späten Handel erneut die Sorgen über eine Abschwächung der Weltkonjunktur überwogen, hieß es. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss gut ein Prozent im Minus bei 8628 Zählern - so tief wie seit Mitte März nicht mehr. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 1,2 Prozent auf 742 Punkte. Auch die Börsen in Singapur, Taiwan, Hongkong und Shanghai mussten Federn lassen. Besonders steil abwärtsging es in Korea, wo das Börsenbarometer fast zwei Prozent verlor.
Nachdem der Yen am Freitag zum US-Dollar ein Rekordhoch markiert hatte, erneuerte Japans Finanzminister Noda seine Warnungen vor einem weiteren Anstieg der Währung und stellte eine erneute Intervention am Devisenmarkt in Aussicht. Wir schließen keine Schritte aus und werden notfalls entschieden handeln", sagte er. Der Yen gab daraufhin aber nur kurzweilig nach.
Japan hatte bereits Anfang des Monats am Devisenmarkt interveniert, um die Aufwertung seiner Währung zu stoppen. Der starke Yen droht die Gewinne japanischer Exportunternehmen zu schmälern. weil sich ihre Waren dadurch verteuern. Nicht zuletzt deshalb gerieten die entsprechenden Aktien unter Druck. Doch auch die unsicheren Konjunkturaussichten lasteten auf den Kursen.
Auf dem Parkett zu spüren bekam dies der Autohersteller Toyota, dessen Anteilsscheine 2,5 Prozent niedriger schlossen. Auch der Kameraproduzent Canon stand mit einem Minus von 0,9 Prozent nicht gut da. Dem Rivalen Nikon erging es nicht besser: Auch hier gingen die Papiere 0,9 Prozent leichter aus dem Handel. Honda verloren 2,5 Prozent und Fanuc 4,1 Prozent.
Belastet von sinkenden Ölpreisen gaben zudem Ölwerte nach. So verbilligten sich Inpex 3,9 Prozent. Fast Retailing hielten sich mit einem Abschlag von 0,3 Prozent vergleichsweise gut. Die starke Ausrichtung des Unternehmens auf den japanischen Heimatmarkt sei angesichts der derzeitigen Marktbedingungen attraktiv, so Händler. Auch defensive Werte aus dem Versorgersektor sowie Aktien von Immobilienunternehmen konnten sich vor diesem Hintergrund gegen den allgemeinen Abwärtstrend behaupten. Kansai Electric Power zogen um 2,9 Prozent an.
Seoul im Minus
Die Börse in Seoul schloss nach einem volatilen Handelsverlauf schwach. Der Kospi büßte 2 Prozent auf 1711 Punkte ein, nachdem er zuvor wiederholt ins Plus gedreht hatte. Es dürfte noch eine Weile dauern bis die jüngste Panikstimmung an den internationalen Finanzmärkten wieder verfliege, meinte ein Analyst von Shinhan Investment. Für den Fall, dass der Kospi unter die wichtige Unterstützung bei 1700 Punkten falle, sei jedoch mit einer technischen Gegenbewegung zu rechnen.
Belastet von sinkenden Ölpreisen gaben Ölwerte deutlich nach. Nachdem sich ein Ende des Gaddafi-Regimes in Libyen angedeutet habe, rechnen einige Investoren mit einer baldigen Wiederaufnahme der libyschen Ölproduktion und damit einer Ausweitung der Angebotsmenge am Weltmarkt. SK Innovation brachen um 7,7 und Honam Petrochemical um 14,9 Prozent ein.
Auch exportorientierte Werte aus dem Automobilsektor standen angesichts der Konjunktursorgen unter Druck. Hyundai Motor fielen um 5,3 Prozent und Kia Motors um 5,6 Prozent.
Gegen den allgemeinen Trend des Marktes profitierten defensive Aktien wie Korea Electric Power. Die Papiere des Versorgers legten 7 Prozent zu.
China uneinheitlich
Die Börse in Shanghai ging leichter aus dem Handel. Nachdem die US-Börsen am Freitag bereits die vierte Woche infolge Verluste verbucht hätten, seien die Investoren am chinesischen Aktienmarkt zunehmend vorsichtiger geworden, hieß es.
Der Shanghai Composite Index sank um 0,7 Prozent auf 2516 Punkte. Gestützt von einer vergleichsweise positiven Eröffnung an den europäischen Börsen drehte der HSI in Hongkong unterdessen kurz vor Handelsende ins Plus und schloss mit einem Aufschlag von 0,2 Prozent bei 19.447 Zählern.
Nach Einschätzung von Analysten dürfte das Abwärtspotenzial in Shanghai aber begrenzt sein, da die meisten schwergewichteten Titel bereits sehr niedrig bewertet seien. "Die meisten Bluechips handeln mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 oder sogar nur 8", so ein Analyst von Capital Securities. "Den Anlegern fehlt wegen der schwachen Entwicklung an den ausländischen Märkten aber das Vertrauen. Die Aktien fallen daher, obwohl der Verkaufsdruck nicht besonders stark ist."
Unter den Einzelwerten fielen Citic Securities um 1,2 Prozent, nachdem das Wertpapierhandelsunternehmen für die erste Jahreshälfte schwächere Zahlen vorgelegt hatte als erwartet. Belastet von Konjunktursorgen gaben zudem die Aktien von Fluggesellschaften nach. China Southern Airlines verbilligten sich um 2,7 Prozent und Hainan Airlines um 1,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ