Kräftige Erholung Nikkei drückt Asien nach oben
22.03.2011, 11:30 UhrZu Beginn einer feiertagsbedingt verkürzten Börsenwoche in Japan verzeichnet der Aktienmarkt in Tokio Kursgewinne auf breiter Front: Die Aktien des Elektro-Konzern Toshiba verteuern sich um fast 13 Prozent. Für Tepco, den Betreiber der Unglückreaktoren in Fukushima geht es noch etwas steiler nach oben. Auch der chinesische Aktienmarkt profitiert von der guten Anlegerstimmung.

Zeichen der Anspannung: In Ginza, einer der sonst so belebten Einkaufsmeilen Tokios, herrschte am Montag gespenstische Ruhe.
(Foto: REUTERS)
Angeführt von kräftigen Gewinnen in Tokio haben sich die asiatischen Börsen dem jüngsten Aufwärtstrend in Europa und den USA angeschlossen. Mehr als vier Prozent legte der japanische Leitindex Nikkei am Dienstag zu, als der Tokioter Aktienmarkt nach einer Feiertagspause in die neue Handelswoche startete. Angesichts der verbilligten Kurse griffen Schnäppchenjäger beherzt zu.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 4,4 Prozent im Plus bei 9608 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 4,5 Prozent auf 868 Punkte. Damit stellte die japanische Börse die Gewinne in den USA und Europa noch weit in den Schatten: Der Dow Jones war am Montag in New York mit einem Plus von 1,5 Prozent aus dem Handel gegangen. Der Frankfurter Dax und der Eurostoxx hatten jeweils 2,3 Prozent gewonnen.
Am Dienstag legten auch die Börsen in Singapur, Taiwan, Korea, Hongkong und Shanghai zu. Dabei stiegen die Aktienkurse in Shanghai den dritten Handelstag in Folge. Angetrieben von Kursgewinnen im Banken- und Goldminensektor gewann der Shanghai Composite Index 0,3 Prozent auf 2919 Punkte, während der HSI in Hongkong um 0,8 Prozent auf 22.858 Zähler etwas stärker vorankam. Analysten rechnen im weiteren Wochenverlauf mit einer Konsolidierung im Bereich um 2.900 Punkte.
Der Markt werde weiter von Sorgen vor steigender Inflation und damit verbunden Sorgen vor geldpolitischen Straffungsmaßnahmen der Regierung im Zaum gehalten, sagte ein Analyst von Huatai Securities. Verschärft werden könne die Situation noch durch den anhaltend hohen Ölpreis vor dem Hintergrund der Unruhen in der arabischen Welt und der Eskalation in Libyen.
Bankentitel gesucht
Bankenaktien seien mit Hoffnungen auf gute Geschäftszahlen gesucht gewesen, hieß es. Zudem sähen sie nach den jüngsten Verlusten bewertungstechnisch attraktiv aus mit KGVs zwischen 8 und 9. Die meisten chinesischen Banken legen ihre Ergebnisse in den kommenden beiden Wochen vor. Hua Xia Bank zogen um 3,7 Prozent an auf 12,14 Yuan und Bank of Nanjing um 3,5 Prozent auf 11,01 Yuan.
Vor dem Hintergrund des zuletzt gestiegen Goldpreises verteuerten sich Goldminenwerte wie Zijin Mining um 2,2 Prozent auf 7,94 Yuan und Zhongjin Gold um 2 Prozent auf 37,09 Yuan.
Einheimische Werte gefragt
In Tokio kauften die Händler vor allem einheimische Werte zurück, die sie zuletzt unter dem Eindruck der Katastrophe abgestoßen hatten. Für Aufwind sorgte zudem die neu erwachte Hoffnung darauf, dass die Lage an dem havarierten Kernkraftwerk in Fukushima in der zweiten Woche nach dem Beben unter Kontrolle gebracht werden könnte. Dank der Fortschritte beim Anschluss der Reaktorblöcke ans Stromnetz machte der Kurs des Fukushima-Betreibers Tokyo Electric (Tepco) einen Sprung um 16 Prozent nach oben.

Tepco-Techniker bei der Arbeit: Auch die Kordel rechts im Vordergrund dient wohl der Sicherheit (Archivbild).
(Foto: AP)
"Internationale Fonds und langfristig interessierte Investoren jagen nach großen Werten, die durch eine billige Bewertung attraktiv geworden sind", sagte Tetsuro Ii von Commons Asset Management. Nach dem Jahrhundertbeben und dem Tsunami waren die Kurse am wichtigsten asiatischen Handelsplatz in der vergangenen Woche um mehr als zehn Prozent eingebrochen. Am Dienstag schöpften die Anleger zwar neuen Optimismus, doch die Nervosität hielt nach der Reaktorkatastrophe weiter an. Es gebe noch viel Ungewissheit, sagte Ryosuke Okazaki von ITC Investment Partners.
Mit einem Aufschlag von fast 13 Prozent gehörte Toshiba zu den größten Gewinnern. Der Elektronikkonzern will einem Bericht der Zeitung "Nikkei" zufolge für dieses Geschäftsjahr erstmals seit drei Jahren wieder eine Dividende bezahlen, demnach in Höhe von mindestens zwei Yen je Aktie.
Fortschritte auf dem Weg zur Übernahme des US-Konkurrenten Verigy bescherten dem japanischen Hersteller von Test-Maschinen für Chips, Advantest, ein Plus von rund 10 Prozent. Auch Verigy-Aktien hatten zuvor in New York etwa 10 Prozent zugelegt. Die Japaner wollen gut 900 Mio. Dollar in die Hand nehmen, um ihre Wettbewerbsposition zu verbessern.
Die Aktien von Sony legten gut 3 Prozent zu, obwohl der Elektronikkonzern wegen Lieferengpässen bei Bauteilen und Rohstoffen nach dem Erdbeben fünf weitere Werke in Japan vorübergehend stilllegen muss. Sony prüft aber nun, Teile der ausfallenden Produktion in Fabriken im Ausland nachzuholen.
Frische Daten zu Konjunktur
Die gesamtwirtschaftliche Aktivität in Japan ist zu Jahresbeginn 2011 kräftig gestiegen. Wie das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) mitteilte, erhöhte sich die aggregierte Produktion im Dienstleistungssektor und verarbeitenden Gewerbe (inklusive Bau und Primärindustrien) im Januar - also lange vor der Erdbeben-Katastrophe - um 2,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Dezember 2010 war der Index um 0,3 Prozent gesunken. Der Index für den tertiären Sektor stieg auf Monatssicht um 2,1 Prozent, nach einem Minus von 0,9 Prozent im Vormonat.
Der Dienstleistungsindex umfasst die Wirtschaftsaktivität in den Bereichen Versorger, Transport und Telekommunikation, Groß- und Einzelhandel, Finanzdienstleistungen, Immobilien und allgemeine Dienstleistungen. Der Gesamtindex schließt neben dem Index für den tertiären Sektor noch die Bereiche Bau, Landwirtschaft und Fischerei, Industrie sowie den öffentlichen Sektor ein. Beide Indizes gelten in der Regel als brauchbare Vorläufer für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und genießen daher unter Ökonomen erhöhte Aufmerksamkeit.
Quelle: ntv.de, DJ/rts