Tepco bricht weiter ein Nikkei fällt unter 9000 Punkte
17.03.2011, 08:05 UhrNach der Kurserholung vom Vortag hat die Atom-Krise in Japan die Tokioter Börse am Donnerstag wieder ins Minus gedrückt. Zudem lastete ein Rekordhoch des Yen auf dem Markt. Vor allem Exportwerte litten darunter. Warnungen der US-Atomaufsicht, dass die Gefahr eines Super-Gaus in dem japanischen Unglücks-AKW Fukushima wachse, schürte die Furcht der Anleger vor einem schweren Schlag für die Weltkonjunktur.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss mit 1,4 Prozent im Minus bei 8962 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index fiel in einem nervösen Handel um 0,8 Prozent auf 810 Zähler. Zwischenzeitlich drehte er sogar kurz ins Plus, nachdem er im frühen Handel um vier Prozent gefallen war. Auch die übrigen Märkte in Asien verbuchten zumeist wieder Verluste. Die Börse in Hongkong notierte 1,9 Prozent tiefer, der chinesische Leitindex in Shanghai lag 1,2 Prozent im Minus. Die Börse in Südkorea konnte dagegen leicht zulegen.
"Die Unsicherheit ist extrem hoch", sagte Analyst Koichi Ogawa von Daiwa SB Investment. "Angst ist das einzige, was den Markt heute bewegt." Nachrichten über steigende Temperaturen und Explosionen in den Reaktoren führten zu einem volatilen Handel. In dem von dem Erdbeben und Tsunami vor knapp einer Woche schwer beschädigten Kernkraftwerk Fukushima versuchte das Militär wieder, aus Hubschraubern die Reaktoren mit Wasser zu kühlen. Dies war möglich, weil die hohe Strahlung am AKW etwas abnahm.
Um die Märkte zu beruhigen, pumpte die japanische Notenbank weitere Milliarden in den Markt. Die Bank von Japan stellte weitere sechs Billionen Yen (54 Mrd. Euro) zur Verfügung, nachdem sie dem Finanzmarkt bereits Rekordsummen angeboten hatte. Der Yen stieg zum Dollar zeitweise auf ein Rekordhoch von 76,25 Yen, ehe er sich später bei Kursen um 79,20 Yen einpendelte. Japans Finanzminister Yoshihiko Noda machte Spekulanten für den Kursanstieg verantwortlich. Die Regierung beobachte den Markt genau, sagte er. Experten werten solche Äußerungen gewöhnlich als Hinweis auf eine mögliche Intervention am Devisenmarkt. "Es besteht die Möglichkeit, dass Japan am Markt interveniert, um die Lage zu beruhigen, auch wenn ein solcher Eingriff nicht sehr groß ausfallen dürfte", sagte Devisenstratege Junya Tanase bei der US-Bank JP Morgan Chase.
Zu den großen Verlierern gehörte der Energiekonzern Tepco, der Betreiber des Kraftwerks Fukushima. Die Aktien des Unternehmens, die wegen der Masse an Verkaufsaufträgen in den vergangenen drei Tagen vom Handel ausgesetzt waren, brachen um mehr als 13 Prozent ein. Kräftige Kurseinbußen mussten auch Exportwerte und die Finanzbranche hinnehmen. Die Papiere des weltgrößten Autobauers Toyota verloren 2,2 Prozent, die des Rivalen Honda 1,1 Prozent. Die Titel des Kamera- und Bürogeräteherstellers Canon gaben 3,3 Prozent nach. Die Aktien der Großbank Mitsubishi UFJ fielen um 4,7 Prozent.
Schanghai etwas fester - Immobilienwerte gesucht
Die chinesischen Aktien gingen etwas fester aus dem Handel gegangen. Der Shanghai-Composite-Index stieg um 0,5 Prozent auf 2.919 Punkte. Nach Meinung von Beobachtern wird der Markt seine Gewinne in den komm enden Tagen ausbauen. Bei 2.950 Punkten treffe der Shanghai-Composite jedoch auf einen Widerstand. Die ungewisse Entwicklung der Rohstoffpreise bremse den Anstieg.
Hoffnungen auf eine schwächere Inflation stützten den Markt am Dienstag ebenfalls. Die Nachrichtenagentur Xinhua hatte Aussagen des Direktors der chinesischen Entwicklungs- und Reformkommission zitiert, wonach die chinesischen Verbraucherpreise im Februar weniger stark als im Januar gestiegen sind. Wenn dies zuträfe, würden Zinserhöhungen weniger wahrscheinlich, sagte ein Beobachter. Davon wiederum würde der Aktienmarkt profitieren.
Mit Blick auf die Zinspolitik der chinesischen Notenbank wurde auch der HSBC-Einkaufsmanagerindex für Februar positiv aufgenommen, obwohl dieser im Vergleich zu Januar niedriger ausgefallen war. Der Rückgang zerstreue Bedenken wegen einer möglichen Überhitzung der Wirtschaft, ohne Wachstumsfantasien abzuwürgen, hieß es.
Von der nachlassenden Angst vor Zinserhöhungen profitierten Immobilienwerte, die auch wegen optimistischer Ertragserwartungen gesucht waren. Poly Real Estate Group stiegen um 3,5 Prozent auf 12,80 CNY und Gemdale um 2,2 Prozent auf 6,61 CNY. China Vanke legten um 1,7 Prozent auf 8,30 CNY zu.
Banken waren ebenfalls gesucht, nachdem die Bank of Ningbo für 2012 überzeugende Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Bank of Ningbo gewannen 1,8 Prozent auf 12,79 CNY und Shanghai Pudong Development Bank 1,9 Prozent auf 12,95 CNY. China Merchants Bank legten um 1,8 Prozent auf 13,10 CNY zu.
In Hongkong bremste dagegen der Kursverlust von Schwergewicht HSBC den Markt. Der Hang-Seng-Index stieg um 0,2 Prozent auf 23.396. HSBC verloren 5,1 Prozent auf 85,75 HKD. Die Bank hatte am Montag nach Börsenschluss in Hongkong enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt. Die Zahlen der Hang Seng Bank (+ 3,0 Prozent auf 127,90 HKD) hatten dagegen überzeugt. Cheung Kong Holdings schlossen um 4,0 Prozent höher bei 126 HKD. Laut einem Bericht der "Sunday Times" bietet das Unternehmen für das britische Stromnetz von Eon. Cheung Kong wollte das nicht kommentieren.
Golf-Börsen überwiegend im Plus
Die Börsen im Persischen Golf schlossen überwiegend mit moderaten Kursgewinnen. Auch an der Börse in Bahrain legten die Kurse leicht zu, nachdem dort der Handel wegen der Ausrufung des Ausnahmezustands für einen Tag unterbrochen war. Die zu beobachtenden überwiegend dünnen Umsätze an den Börsen der Region seien ein Indiz für die weiter dominierende Unsicherheit der Akteure und Ängste vor einer weiteren Eskalation der Unruhen in Bahrain, sagten Händler.
In Dubai legte der Markt um 1,2 Prozent zu, in Doha um 0,8 Prozent und in Kuwait um 0,2 Prozent. In Muscat gewann das Marktbarometer 0,4 Prozent und in Bahrain 0,1 Prozent. In Abu Dhabi verlor der Index dagegen 0,6 Prozent.
Hier das n-tv.de Spezial zum Atomunfall in Japan, zum Liveticker geht es hier.
Quelle: ntv.de, nne/rts