Marktberichte

Aggressiv gegen Deflation? Nikkei hofft auf Kurswechsel

Abendstimmung im Land der aufgehenden Sonne.

Abendstimmung im Land der aufgehenden Sonne.

(Foto: REUTERS)

Der letzte Handelstag der Woche endet in Tokio mit kräftigen Aufschlägen und einer Kursparty im Exportsektor: Der schwächere Yen und die Aussicht auf einen Kurswechsel in der japanischen Krisenpolitik sorgen unter Anlegern für Zuversicht.

Premierminister Noda (r.): "Erwartungen darüber, wie die neue Regierungspartei die Deflation in Angriff nimmt, machen derzeit die anhaltenden Sorgen wegen der US-Fiskalklippe wett."

Premierminister Noda (r.): "Erwartungen darüber, wie die neue Regierungspartei die Deflation in Angriff nimmt, machen derzeit die anhaltenden Sorgen wegen der US-Fiskalklippe wett."

(Foto: REUTERS)

Die Hoffnung auf aggressive Konjunkturhilfen nach dem erwarteten Regierungswechsel hat dem japanischen Aktienmarkt kräftig Auftrieb gegeben. In den Hintergrund trat eine ganze Reihe von Belastungsfaktoren, die auf die Kurse an den anderen Börsen in Asien drückten. Sorgen bereitete den Anlegern dort insbesondere der Streit über den US-Haushalt, der wie ein Damoklesschwert über den Finanzmärkten hängt. Hinzu kommen die krisenbedingte Rezession in Europa und die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten.

Im Tokioter Handel richtete sich das Augenmerk dagegen ganz auf die heimischen Neuwahlen im Dezember, von denen sich viele Investoren ein Ende des politischen Stillstands versprechen. Der amtierende Regierungschef Yoshihiko Noda löste das Unterhaus des Parlaments auf. Als wahrscheinlicher Wahlsieger gilt Oppositionsführer Shinzo Abe, der sich im Vorfeld bereits für massive geldpolitische Lockerungen ausgesprochen hat. "Erwartungen darüber, wie die neue Regierungspartei die Deflation in Angriff nimmt, machen derzeit die anhaltenden Sorgen wegen der US-Fiskalklippe wett", sagte Hiroichi Nishi von SMBC Nikko Securities.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 2,2 Prozent höher auf 9024 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 1,9 Prozent auf 751 Zähler. Bereits am Vortag waren die beiden Börsenbarometer deutlich gestiegen. Erneut schossen die Aktien exportorientierter Unternehmen in die Höhe. Papiere von Canon, Nikon und Nissan legten zwischen 5 und 7 Prozent zu.

Angetrieben wurden die Kurse vom jüngsten Kurseinbruch des Yen, der durch Abes Ankündigungen unter Druck geriet. Am Freitag notierte die japanische Währung zum Dollar allerdings wenig verändert mit 81,05 Yen. Der Euro tendierte etwas schwächer mit 1,2768 Dollar.

An anderen asiatischen Aktienmärkten ging es moderat bergab. Der MSCI-Index für Aktien aus dem Asien-Pazifik-Raum mit Ausnahme Japans gab 0,3 Prozent nach.

In Hongkong schiebt sich der Hang-Seng-Index um 0,3 Prozent vor - einen Tag nach Vorstellung der im Reich der Mitte. Der Kasinobetreiber SJM Holdings aus Macao berichtete über einen um 41 Prozent gestiegenen Nettogewinn im dritten Quartal wegen höherer Margen und mehr Glücksspielern. Die Aktien von SJM Holdings machen aber nur 0,7 Prozent an Boden gut.

"Die Kursrückgänge können nicht immer so weiter gehen. Es ist doch unübersehbar, dass die Weltwirtschaft jetzt um einiges besser aussieht und eine Reihe von Problemen besteht doch nun nicht mehr", meinte Analyst Joe Bracken von BT Investment Management in Sydney. Am stärksten wären von einem Wachstumseinbruch in den USA die Volkswirtschaften Singapurs, Taiwans und Hongkongs betroffen, wie sich aus einer aktuellen Studie von Credit Suisse ergab.

Taiwan etwa erwirtschaftet rund die Hälfte seines Bruttoinlandsprodukts mit Exporten. Davon wiederum gehen 37 Prozent in die USA.
Eine durch die Fiskalklippe ausgelöste US-Rezession könnte also in der asiatischen Region hohe Wellen schlagen. "Ich glaube nicht, dass die USA an der Fiskalklippe scheitern", betonte Bracken.

Währungsstratege Sean Callow von der Bank Westpac in Sydney verwies jedoch darauf, dass in den USA Demokraten und Republikaner ihre Haushaltsverhandlungen von deutlich entfernten Standpunkten aus beginnen. "Wir bezweifeln, dass es eine Einigung vor Ende Dezember geben wird", konstatierte Callow.

Noch am Freitag wollte sich US-Präsident Barack Obama mit den Vorsitzenden von Republikanern und Demokraten im Kongress treffen.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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