Marktberichte

Auftrieb außerhalb Japans Nikkei schaut nach unten

Die andere Seite der Konjunkturkrubel: Die aggressive Geldpolitik droht die Gewinne der Banken aufzuzehren.

Die andere Seite der Konjunkturkrubel: Die aggressive Geldpolitik droht die Gewinne der Banken aufzuzehren.

(Foto: dpa)

Im asiatischen Börsenhandel bewegen sich die großen Kursbarometer in unterschiedliche Richtungen: In Tokio bricht der Nikkei seine Rekordjagd angesichts dunkler Wolken im Bankensektor ab.

Die Aktienmärkte in Fernost haben nach unerwartet guten Konjunkturdaten aus Japan überwiegend Gewinne verbucht. Lediglich an der Börse in Tokio konnten Anleger davon kaum profitieren. Hier standen die Schatten im Finanzsektor im Vordergrund: Japanische Bankentitel belasteten den Gesamtmarkt.

"Die Abschläge sind in einigen Sektoren zwar stark, doch kein Vergleich zu den jüngst gesehenen Gewinnen", meinte ein Händler. Nach anfänglichen Aufschlägen in Reaktion auf überraschend gute Wachstumsdaten für die japanische Wirtschaft ging der Nikkei-Index für 225 führende Werte am Ende mit einem Verlust von 58,79 Punkten oder 0,39 Prozent bei 14.037,24 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix gab um 7,62 Punkte oder 0,61 Prozent auf den Schlussstand von 1245,23 Punkten nach.

Die drei größten Institute des Landes hatten am Vortag mitgeteilt, sich auf ein schwieriges Jahr einstellen zu müssen. Die besser als erwarteten Daten zum japanischen Bruttoinlandsprodukt hellten die Stimmung nicht auf. Zwar wuchs die Wirtschaft im ersten Quartal schneller als gedacht, doch gingen die Investitionen zurück. Zudem machten einige Anleger Kasse nach den Gewinnen am Mittwoch.

Die chinesischen Märkte auf dem Festland verbuchten ein Plus von 1,3 Prozent, die Börse in Shanghai legte knapp 1 Prozent zu. Der Aktienmarkt in Südkorea gewann 0,8 Prozent.

Zu den größten Verlierern in Tokio zählten erwartungsgemäß die Aktien aus der Bankenbranche. Die Anteilsscheine der Mitsubishi UFJ Financial Group fielen um 3,6 Prozent, Mizuho-Financial-Papiere gaben 3,1 Prozent nach, Sumitomo Mitsui Financial verloren 3,0 Prozent. Die Institute rechnen mit teils deutlichen Gewinnrückgängen wegen der Geldschwemme der Notenbank, mit der die hartnäckige Deflation im Land bekämpft werden soll. Weil die Zentralbank aggressiv am Anleihemarkt aktiv ist, bieten sich den Geschäftsbanken dort weniger lukrative Chancen.

Für die japanische Volkswirtschaft insgesamt scheint die Geldschwemme aber Wirkung zu zeigen: Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis März um 0,9 Prozent zum Vorquartal, wie die Regierung mitteilte. Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg von 0,7 Prozent gerechnet. Damit wuchs die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt schneller als USA, die ein Plus von 0,6 Prozent schaffte. "Wir haben einen guten Start erwischt", sagte Wirtschaftsminister Akira Amari.

Auch am Markt werteten Analysten dies in der Tat als Hinweis darauf, dass die Wirtschaftspolitik von Premierminister Shinzo Abe nun erste Früchte trägt. Auch die guten Daten zur japanischen Industrieproduktion passten da ins Bild, hieß es. Diese wurde für März auf ein Plus von 0,9 hochrevidiert, nach zuvor plus 0,2 Prozent.

Einige Händler verwiesen allerdings auch auf den etwas stärkeren Yen. Der Dollar notiert nur noch knapp über der Marke von 102 Yen, nachdem er am Vortag noch bis auf 102,77 Yen gestiegen war. Es ist der erste Rückgang des Greenback seit fünf Handelstagen. Am Vortag hatte die schwächer als erwartet ausgefallene US-Industrieproduktion den Anstieg des Dollar erst einmal gestoppt. Allerdings hatte das aktuelle Niveau der japanischen Währung am Vortag noch gereicht, um den japanischen Aktienmarkt weiter nach oben zu treiben.

Bei den übrigen Einzelwerten außerhalb des Bankensektors verloren die Titel von Konami 4,6 Prozent. Die Aktie hatte am Vortag nach einem erhöhten Ausblick allerdings um 12 Prozent zugelegt. Für die Titel von Olympus ging es um knapp 16 Prozent nach oben. Das Unternehmen rechnet im laufenden Fiskaljahr mit einer Verdreifachung des Nettogewinns.

In Hongkong klettert der Hang-Seng-Index um 0,4 Prozent. Die Geschäftszahlen von Tencent Holdings, einem der größten Internet-Unternehmen in China, stützten hier das Sentiment, erklärte ein Teilnehmer. Die Aktien legten um 4,4 Prozent zu, nachdem die Ergebnisse im ersten Quartal die Erwartungen des Marktes übertroffen haben. In Shanghai stützten Gelegenheitskäufe, meinte ein Analyst. Gesucht waren vor allem Werte aus dem Versicherungs- und Bankensektor.

Auch in Seoul ging es mit den Kursen nach oben. Händler sprachen von einer leichten Erholung nach den jüngsten Abgaben. Allerdings stehe die Entwicklung des Yen weiter im Fokus der Investoren. Vor allem Unternehmen aus dem Automobil- und Technologiesektor leiden unter der schwachen Devise, die japanischen Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil verschafft. Für die Aktien von Hyundai Motor ging es um 1 Prozent nach oben. Aber auch die Bankenwerte zeigten sich hier mit einer positiven Tendenz. In Seoul verbesserten sich die Titel von Woori Finance um 1,7 Prozent.

In Australien belasteten die Abgaben bei den Minenwerten. Zur Begründung wird auf den deutlichen Rückgang des Goldpreises verwiesen, der am Vortag erstmals seit Mitte April wieder unter die Marke von 1400 Dollar gefallen war und dieses Niveau in Asien nicht zurückerobern kann. Am Morgen kostete die Feinunze 1395 Dollar. Auch der Preis für Kupfer befindet sich weiter auf dem Rückzug.

Bei den Minen-Werten in Sydney ging es für die Aktien von Rio Tinto um 1,5 Prozent nach unten, die Titel von Fortescue Metals Group gaben um 2,8 Prozent nach. Newcrest Mining verloren 5,2 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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