Fukushima belastet Nikkei schließt schwächer
24.03.2011, 08:30 UhrDie Unsicherheit über die Verstrahlung von Wasser und Lebensmitteln lähmt den japanischen Aktienmarkt. Die Anleger vermeiden größere Aktionen und dürften nach Einschätzung von Händlern vorsichtig bleiben, bis die Atom-Krise ausgestanden ist.
An den Aktienmärkten in Japan belastet die atomare Katastrophe rund um Fukushima weiter die Kurse. Die Verluste hielten sich aber in Grenzen. In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,1 Prozent schwächer bei 9435 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index gab 0,8 Prozent ab auf 853 Punkte. "Es sieht nicht so aus, als ob wir in der nahen Zukunft größere Gewinne verbuchen könnten, solange die Atomkatastrophe andauert", sagte Takashi Hiroki von Monex Securities.
Die Schäden in Folge des Erdbebens und Tsunamis sowie der Stromrationierungen seien noch nicht abzusehen, betonten Börsianer. "Der Markt wird vermutlich in den nächsten sechs Monaten stark unter Druck bleiben", sagte Daisuke Uno von Sumitomo Mitsui Banking.
Die Aktien von Toyota schlossen fast drei Prozent im Minus. Wegen des Bebens muss der weltgrößte Autobauer nun auch in den USA die Fertigung zurückfahren, weil bestimmte Teile vorübergehend nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch in Japan ist die Produktion unterbrochen. Nissan verbilligten sich um 4,6 Prozent, Honda gaben 2,6 Prozent ab.
Unter den Einzelwerten waren Aktien aus der Getränkeherstellung gesucht, nachdem am Vortag bekannt geworden war, dass das Leitungswasser in Tokio radioaktiv belastet ist. Ito En und Coca-Cola West gewannen jeweils 3,9 Prozent. Daiohs schossen um 10,7 Prozent nach oben.
Im Baumaschinensektor profitierten Komatsu mit einem Plus von 3 Prozent von einer Normalisierung der Produktion und dem anstehenden Wiederaufbau in der Katastrophenregion.
Unter Druck standen Aktien von Konsumentenkreditunternehmen angesichts sich auf mittlerweile 47.000 summierender Einzelforderungen nach Entschädigungen für zu viel gezahlte Zinsen vor dem Hintergrund der Insolvenz von Tekafuji im vergangenen Jahr. Acom verloren 4,8 Prozent, Promise 8,8 Prozent und Aiful 4,4 Prozent.
Im Rohstoffsektor zogen Sumitomo Metal Mining um 4,7 Prozent an, gestützt vom gestiegenen Goldpreis. Die Krise in Libyen mache Gold als sicheren Anlagehafen interessant, hieß es dazu im Handel. Mitsubishi Materials verteuerten sich um 4,5 Prozent und Dowa Holdings um 2,3 Prozent.
Tokyo Electric Power (Tepco) brachen um 24,6 Prozent ein, nachdem das Unternehmen seine Dividendenvorschlag wegen der Katastrophe in seinem Atomkraftwerkkomplex Fukushima zurückgezogen hatte. Die Auswirkungen auf die Gewinnsituation sei unmöglich einzuschätzen, hieß es.
Gewinne in Seoul
Außerhalb Japans legten die Kurse an den Aktienmärkten indes zu. Die Börse in Seoul schloss auf dem höchsten Stand seit dem 9. Februar. Der Kospi gewann 1,2 Prozent auf 2037 Punkte. Die Stimmung scheine sich zwar aufzuhellen, hieß es. Allerdings könnten neue Entwicklungen in Japan, in Nordafrika und dem Nahen Osten immer für schnelle Stimmungsumschwünge sorgen.
Der Markt habe am Berichtstag zwar die 2030er Marke genommen, sagte ein Analyst von Mirae Asset Securities. Problematisch sei allerdings, dass dies vor allem Gewinnen wenigen Sektoren wie Raffination, Chemie und Automobil zu verdanken gewesen sei. Dies könnte auf bevorstehende stärkere Volatilität hindeuten, sollten Anleger in diesen Bereichen zu stärkeren Gewinnmitnahmen neigen. Das positive Momentum könne zwar andauern, ein Überwinden der Marke von 2100 Punkten dürfte aber vor Bekanntgabe der Erstquartalszahlen einheimischer Unternehmen Mitte April sehr schwer werden.
Unter den Einzelwerten gewannen Hyundai Motor 4,2 Prozent, getrieben von Hoffnungen auf gute Geschäftszahlen. Kia Motors zogen um 3,4 Prozent an. Hanwha Chemical verteuerten sich um 3,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ