Marktberichte

Liquiditätsparty in Tokio Nikkei steigt über 13.000

Gespiegelte Freude: Der Nikkei-Stand lässt die Anleger strahlen.

Gespiegelte Freude: Der Nikkei-Stand lässt die Anleger strahlen.

(Foto: REUTERS)

Gemischter könnte das Bild an den ostasiatischen Börsen kaum sein. Während die Rally an der Tokioter Börse nach der überraschend stark ausgefallenen Öffnung der Geldschleusen durch die japanische Notenbank am Vortag sogar noch Fahrt aufnimmt und den Nikkei über 13.000 Zähler steigen lässt, verzeichnen die anderen Plätze zum Teil kräftige Verluste.

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Die Schocktherapie der japanischen Notenbank hat die Börsen in Tokio auch am Freitag beflügelt. Zeitweise stieg der Nikkei-Index über die Marke von 13.000 Punkten - das hatte er zuletzt 2008 geschafft. Die Aussicht auf den massiven Ankauf von Staatsanleihen ließ die Rendite der japanischen Bonds auf ein Rekordtief fallen. "Ausländische Akteure haben praktisch keine Wahl und müssen japanische Aktien kaufen", meint Analyst Kenichi Hirano von Tachibana Securities. "Europa steckt weiter in der Schuldenkrise und hat Arbeitsmarktprobleme und in den USA sehen Aktien ziemlich teuer aus. Japan ist der am meisten unterbewertete Markt weltweit und bietet die besten Kurschancen", so der Experte weiter. "Das ist der größte Tag in meiner Karriere", sagte Stefan Worrall von Credit Suisse. Außerhalb Japans sorgte dagegen der kräftig fallende Yen für Beunruhigung. Zudem trennten sich in Seoul wegen der Krise auf der koreanischen Halbinsel ausländische Investoren von ihren Papieren.

Der MSCI-Index für die asiatischen Börsen außerhalb Japans verlor 1,31 Prozent, der Index der südkoreanischen Börse gab 1,65 Prozent nach. Mit der drastischen Ausweitung ihrer Anleihenkäufe schickte die Bank von Japan den Yen auf Talfahrt, die Landeswährung fiel zum Dollar zeitweise auf ein Dreieinhalb-Jahres-Tief von 97,06 Yen. Durch einen günstigeren Wechselkurs steigt die Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exporteure - was in Südkorea und anderen asiatischen Staaten Sorgen aufkommen lässt, dass hier die Unternehmen ins Hintertreffen geraten könnten.

Die Bank von Japan will bis Ende 2014 die Geldbasis verdoppeln, die sich aus Bargeld sowie den Einlagen der Banken bei der Notenbank zusammensetzt. Dazu pumpt sie binnen zwei Jahren 1,4 Billionen Dollar in die Wirtschaft, vor allem über den Ankauf von Staatsanleihen, börsengehandelten Indexfonds und Immobilienfonds. Der Nikkei-Index schloss um 1,58 Prozent höher bei 12.833 Punkten, der breiter gefasste Topix gewann 2,74 Prozent auf 1066 Punkte. Immobilienaktien gehörten zu den größten Gewinnern, mit einem Kursanstieg von fast zwölf Prozent. Aber auch Banken waren gefragt, weil sie besonders von der Geldflut profitieren dürften. Die Aktien von Mitsubishi UFJ Financial legten fünf Prozent zu, die Papiere von Mizuho Financial gewannen 1,5 Prozent.

An den Anleihemärkten stiegen die Kurse ebenfalls, und zwar besonders bei den Papieren mit langen Laufzeiten. Die Bank von Japan will künftig auch Anleihen mit Laufzeiten von bis zu 40 Jahren kaufen. Die Renditen der 30-jährigen japanischen Papiere fielen nach dieser Entscheidung unter die Renditen der 20-jährigen Anleihen. Die Zinskurve sei erstmals "seit einer langen Zeit" invers, sagte Naomi Muguruma, Zinsstrategin bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities. "Die Balance aus Angebot und Nachfrage zwischen den 20- und den 30-jährigen Papieren wurde von der Ankündigung der Bank von Japan gestört, am langen Ende einzukaufen", sagte sie. Es könnte sich aber um ein temporäres Phänomen handeln.

In Südkorea lasten die zunehmenden Spannungen mit Nordkorea immer mehr auf der Stimmung, nachdem sich die Börse zu Wochenbeginn dagegen noch relativ widerstandsfähig gezeigt hatte. Der Kospi gibt um 1,7 Prozent nach. Gleichzeitig steht auch die Landeswährung Won unter Druck. Der Dollar steigt auf 1.127,50 Won. Damit ist der Won so billig wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Den exportsensible Aktien des Landes hilft dies trotzdem nicht.

Hyundai Motor und Kia Motors leiden zudem unter dem jüngsten Rückruf von 1,9 Millionen Fahrzeugen in den USA. Sie verlieren zwischen 4 und 5 Prozent. Gegen den Trend liegen die Aktien des Schwergewichts Samsung knapp im Plus und stützen den Index sogar noch. Das Unternehmen hat über den Erwartungen liegende Quartalszahlen berichtet. Samsung hat im ersten Quartal dank starker Smartphoneverkäufe einen deutlichen Gewinnsprung erzielt. Um mindestens die Hälfte dürfte das operative Ergebnis von Januar bis März gestiegen sein, teilte der Elektronikkonzern mit.

In Hongkong geht die Angst vor einer Ausweitung der wieder ausgebrochenen Vogelgrippe um. In China sind zwei Menschen an einem bisher nicht beim Menschen diagnostizierten Typ der Vogelgrippe gestorben. Der HSI rutscht um 2,4 Prozent ab. In Schanghai wird dagegen wegen eines Feiertags erneut nicht gehandelt.

In Sydney gibt der Index um 0,3 Prozent nach und bewegt sich damit im Bereich des zuvor markierten neuen Zweimonatstiefs. Commonwealth Bank of Australia und Woolworths weisen hier überdurchschnittliche Verluste auf.

Der Markt warte gespannt auf die offiziellen monatlichen Arbeitsmarktdaten aus den USA, betont William Leys, Händler bei CMC Markets. Nachdem die im bisherigen Wochenverlauf bereits bekanntgewordenen wöchentlichen wie auch die ADP-Arbeitsmarktdaten enttäuscht hätten, hielten sich viele Akteure im Vorfeld mit Käufen zurück. Sollten auch diese Daten enttäuschen, drohe an den Börsen ein Ausverkauf. Andererseits könnte eine positive Überraschung auch für eine Erleichterungsrally sorgen.

Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ

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