Ach du dickes Ei! Nikkei verliert
29.03.2002, 07:10 UhrOstern wird in Japan zwar nicht gefeiert, aber Eier wurden am Freitag trotzdem gesucht. Offensichtlich haben die Anleger dabei aber nur faule Eier entdeckt. Und die gleich aus ihren Depots rausgeschmissen. Zerstört wurden am Freitag auch Hoffnungen auf eine konjunturelle Erholung.
Der Nikkei gibt 2,7 Prozent nach und schließt bei 11.025 Zählern.
Das Handelsvolumen bei der letzten Börsensitzung des japanischen Geschäftsjahres, das Ende März endet, war dabei äußerst gering. Damit wurden Hoffnungen nicht erfüllt, dass institutionelle Anleger dem Markt durch größere Kauforders noch mal auf die Beine helfen könnten. Die aber hatten ihre Bücher offenbar schon geschlossen.
Mit dem Schlussstand von 11.025 Zählern liegt der Nikkei zwar unter dem Stand von März 2001, als er bei 12.999 Zählern geschlossen hatte. Andererseits hat er mit dem jetzigen Stand sein 18-Jahrestief von Anfang Februar um deutliche 17 Prozent hinter sich gelassen. Geholfen hat dabei ein hartes Durchgreifen der japanischen Regierung gegen so genannte "Short-Seller" - Spekulanten also, die auf fallende Kurse setzen. Und erste Anzeichen, dass die japanische Wirtschaft auf ihrem Weg nach unten endlich einen Boden gefunden haben könnte.
Die jüngsten Daten zur japanischen Industrieproduktion, die am Freitag vor Eröffnung der Börsensitzung bekannt gegeben worden waren, haben Hoffnungen auf eine konjunkturelle Besserung aber erst mal wieder zunichte gemacht. Und sie haben auch die Erwartungen der Anleger hinsichtlich des "Tankan"-Reports gedämpft, der am Montag vorgelegt wird. Der "Tankan"-Report ist der Report der japanischen Notenbank zur wirtschaftlichen Lage der Nation, der alle drei Monate veröffentlicht wird.
Gedrückt wurde die Stimmung aber auch von schwachen Bankenwerten. Mizuho Holdings verloren 4,4 Prozent auf 302.000 Yen. Hintergrund sind hier - wie auch bei anderen Banken - mal wieder Sorgen über massive faule Kredite in den Büchern japanischer Banken. "Diese Nachricht ist alles andere als neu und wir sind enttäuscht, dass einfach nicht mehr passiert", kommentierte ein Händler in Tokio in scharfer Form die zögerliche Reformbereitschaft in Sachen japanischer Bankenkrise.
Thema auf dem Tokioter Parkett war auch die Aktie von Snow Brand Milk. Bei dem Hersteller von Milchprodukten ist nicht nur die Milch sauer, sondern sauer werden zunehmend auch die Anleger. Das skandalgeplagte Unternehmen mutet seinen Aktionären immer neue Hiobsbotschaften zu und die neueste besteht in einer Verlustwarnung. Hier hat Snow Brand Milk seine Prognose inzwischen verdreifacht. Zurückgenommen hat das Unternehmen seine Absatz-Vorhersagen - statt 363 Mrd. Yen erwartet man hier nur noch ein Volumen in Höhe von 140 Mrd. Yen. Die Aktie verlor satte 8,4 Prozent und kostet nur noch 153 Yen.
Aber was wäre das Leben ohne Hoffnung! Und das gilt natürlich auch für die Anleger in Tokio. Mit etwas Hilfe der wieder anziehenden US-Konjunktur, so die Einschätzung von Analysten, könnte die japanische Wirtschaft einen vom Export getriebenen Aufschwung erleben. Und diese Hoffnung könnte auch die Aktienmärkte beflügeln, in der kommenden Woche, wenn das neue japanische Geschäftsjahr beginnt.
Quelle: ntv.de