Yen lässt Luft ab Nikkei zieht an
10.11.2010, 11:10 UhrEin Rücksetzer beim Yen gibt der asiatischen Leitbörse in Tokio am Mittwoch Luft für Kursgewinne. Neben Exportwerten blicken Anleger auch auf Bewegungen bei der insolventen japanischen Fluglinie JAL.
Der Dollar hat am Mittwoch in Fernost eine kleine Erholungsrally hingelegt und damit auch den Aktienmärkten in Japan Unterstützung geliefert. Der Dollar stieg auf rund 81,80 Yen. Der Euro sank indes auf einen Kurs von 1,3760 Dollar.
"Wir haben nicht wirklich wahrgenommen, dass die US-Konjunkturdaten in letzter Zeit ein bisschen besser waren und das sieht man nun im Dollar-Kurs", sagte Devisenexperte Robert Rennie von der Westpac Bank in Sydney. Die US-Devise notierte damit auf dem höchsten Niveau seit Oktober verglichen mit einer Reihe anderer Währungen. Seit Monaten sind die Dollar-Schwäche und der Streit über Wechselkurse, auch des chinesischen Yuan, Thema an den Märkten und steht auch in der Politik beim G20-Treffen diese Woche in Südkorea ganz oben auf der Agenda. Die "Krisenwährung" Gold verbilligte sich im Verlauf etwas auf unter 1400 Dollar je Feinunze. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl sank um rund 25 Cent auf knapp 86,50 Dollar.
Leicht belastend wirken dagegen die chinesischen Importdaten für Oktober, die niedriger als erwartet ausfallen. "Die Daten wurden von einigen zu Gewinnmitnahmen genutzt", so ein Teilnehmer.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei 1,4 Prozent im Plus bei 9830 Zählern. Damit ging der Index zum ersten Mal seit vier Monaten über der Marke von 9800 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index legte bis Handelsschluss 1,55 Prozent zu auf 852 Zähler. Händler führten die Gewinne vor allem auf den schwächeren Yen zurück. Dies half vor allem Exportwerten: die Titel von Sony und Canon verzeichneten ein Plus von 1,25 und 3,1 Prozent. Advantest gewannen 2,4 Prozent.
Wegen der beträchtlichen Liquidität würden die globalen Finanzmärkte ihren Aufwärtstrend wahrscheinlich fortsetzen, sagte Analyst Kenichi Hirano von Tachibana Securities.
Neben den Exporteuren stand eine Finanzhilfe für die insolvente Fluglinie Japan Airlines im Fokus. Einem Bericht der Zeitung "Yomiuri" zufolge stehen Kyocera, Nomura Securities sowie Daiwa Securities kurz davor, JAL mit bis zu 370 Mio. Dollar zu unterstützen. Nomura Securities gehört zur Nomura Holdings. Kyocera-Papiere legten 1,4 Prozent zu, während Nomura- und Daiwa-Aktien um jeweils mehr als vier Prozent stiegen.
Mit Kursgewinnen zeigten sich vor allem die Finanzwerte. Hintergrund war ein Bericht der "Financial Times", wonach sich die Regulierungsmaßnahmen der G-20 lediglich auf global agierende Banken beschränken sollen. Damit würden die meisten Banken aus Japan und China von diesen Maßnahmen verschont bleiben, so ein Händler. Das G-20-Treffen beginnt am Donnerstag in Seoul. Mizuho FG verbesserten sich um 7,6 Prozent, Mitsubishi UFJ FG gewannen 5,3 Prozent und Sumitomo Mitsui FG schlossen mit einem Plus von 5,9 Prozent.
Gewinne in Südkorea
In Seoul schloss die Börse fester. Allerdings hätte im Vorfeld des G-20-Treffens und der Sitzung der koreanischen Notenbank am kommenden Dienstag verstärkte Zurückhaltung geherrscht. Der Kospi stieg 1,1 Prozent auf 1968 Zähler. "Es gibt zwar weiterhin Sorgen bezüglich der Schuldenkrise in der Eurozone, doch die Aufschläge bei Werten aus dem Chemie-, Automobil- und Stahlsektor haben die Kurse gestützt", sagte ein Teilnehmer.
Die Automobilwerte wurden von der Hoffnung beflügelt, dass noch in dieser Woche ein Freihandelsabkommen mit den USA abgeschlossen werden könnte. Damit würde ein Zollaufschlag von 2,5 Prozent in den USA wegfallen. Dies würde die Wettbewerbsfähigkeit für koreanische Automobile in den USA deutlich erhöhen, hieß es. Hyundai Motor legten um 3,9 Prozent zu und Kia Motors verzeichneten ein Plus von 2,8 Prozent.
Daneben waren Schifffahrtswerte, Stahltitel und Chemieaktien. Zur Begründung wurde hier auf die starken Fundamentaldaten verwiesen. Hyundai Steel verbesserten sich um 3,5 Prozent, Honam Petrochemical verteuerten sich um 0,9 Prozent und Hyundai Heavy Industries verzeichneten einen Aufschlag von 1,8 Prozent.
Dagegen zeigten sich die Technologiewerte mit einer uneinheitlichen Tendenz. Samsung Electronics stiegen um 2,1 Prozent und Hynix Semiconductor legten um 1,9 Prozent zu. Dagegen verloren LG Display 1,4 Prozent.
Sorgen vor einer weiteren geldpolitischen Straffung der chinesischen Notenbank zur Eindämmung der Inflation sorgten an der Börse in Shanghai für eine leichtere Tendenz. Vor diesem Hintergrund zeigten sich vor allem die Banken- und Immobilienwerte mit Abgaben.
Chinas Börsen im Minus
Der Shanghai Composite fiel um 0,6 Prozent auf 3115 Punkte zurück. In Hongkong gab der Hang-Seng-Index 0,9 Prozent auf 24.501 Zähler ab. Auch hier standen vor allem die Werte aus dem Immobilien- und Bankensektor unter Druck.
Die chinesische Zentralbank will angeblich den Mindestreservesatz für mehrere Geschäftsbanken des Landes, darunter auch die größten staatlichen Banken, anheben. Beobachtern zufolge will China damit die Liquidität im Finanzsystem verringern und so dem zunehmenden Inflationsdruck entgegenwirken.
Entscheidend dürften die am Donnerstag anstehenden Verbraucherpreise für Oktober sein. Ökonomen gehen im Schnitt davon aus, dass die Teuerung auf 4 Prozent von 3,6 Prozent im Vormonat zugelegt hat. Die Zielmarke für die Inflation sieht die Zentralbank dagegen bei unter 3 Prozent.
Am 20. Oktober hatte die chinesische Notenbank erstmals seit drei Jahren wieder die Zinsen erhöht; einen Tag vor Bekanntgabe der Verbraucherpreise für September. Analysten sprachen damals vom möglichen Beginn eines Zinserhöhungszyklus. "Der nächste Schritt dürfte aber schon größtenteils eingepreist sein", so ein Händler. Vor diesem Hintergrund sei das Abwärtspotenzial des Marktes begrenzt.
Die Bankenwerte führten die Verliererliste in Shanghai an. ICBC reduzierten sich um 0,8 Prozent, Agricultural Bank of China und Bank of Communications fielen um jeweils 2,1 Prozent.
Aktien aus dem Immobiliensektor gaben aufgrund der hohen Abhängigkeit von Bankkrediten ebenfalls stark nach, obwohl es gute Daten für den Sektor für den Monat Oktober gab. So legten die Immobilienpreise und Umsätze weiter zu. China Vanke fielen um 3,7 Prozent, Poly Real Estate verzeichneten einen Abschlag von 4,6 Prozent und China Merchants Property Development gaben um 4,3 Prozent nach.
Quelle: ntv.de, rts/DJ