Inside Wall Street Obamas "Cadillac One"
07.01.2009, 15:45 UhrKein Mensch kauft Wagen von GM kein Mensch? Doch. Ein Mensch, ein ganz wichtiger sogar, fährt künftig in einer nagelneuen Limousine von Cadillac. Barack Obama wird das tonnenschwere Stück in zwei Wochen erstmals benutzen, wenn er anlässlich seiner Vereidigung einen Tag und eine Nacht lang durch Washington chauffiert wird.
Mit einem normalen Cadillac hat das Fahrzeug freilich wenig zu tun. Nachdem sich Barack Obama im Wahlkampf für Hybrid-Fahrzeuge eingesetzt hat, bekommt er nun ein ganz besonderes: einen Hybriden aus Auto, Truck und Panzer. Ersten Fotos zufolge hat die Limousine 25 Zentimeter dicke Wände, Panzerglasscheiben und Türen, die auch an eine B-747 passen würden. "Das Fahrzeug kann den direkten Einschlag eines Kometen aushalten", witzelt ein Auto-Blog.
"Und es kann wohl auch Kaffee kochen, wenn man es nur bittet", kommentiert GM-Sprecherin Joanne Krell. Sie hat gut lachen; Cadillac ist zu Recht stolz darauf, auch in der schwersten Krise des Unternehmens das Fahrzeug für den Präsidenten zu stellen.
Dem Umsatz bei normalen Wagen wird das allerdings kaum helfen. Selbst dicke Obama-Fans werden sich nicht an der Präsidenten-Kutsche orientieren können, sollten sie entgegen aller Statistiken demnächst ein Auto kaufen wollen. Denn "Cadillac One", wie der Wagen offiziell beim Secret Service heißt, baut nicht etwa auf einer bestimmten Modellreihe auf, sondern ist von Frontkühler bis Auspuff eine Sonderanfertigung.
Das war nicht immer so. Der weiße Stanley Steamer, mit dem die Agenten ab 1907 Präsident Theodore Roosevelt folgten, war ein Serienmodell. Allzu exklusiv war es auch nicht; außer dem Präsidenten nutzten noch andere den Wagen, der nicht einmal dauerhaft am Weißen Haus geparkt war. Einen exklusiven Wagen hatte erst William H. Taft, sein Nachfolger Woodrow Wilson fuhr dann den ersten Cadillac.
Die erste Sonderanfertigung gab die US-Regierung für Franklin D. Roosevelt in Auftrag, der allerdings nicht bei GM, sondern beim Konkurrenten Ford Platz nahm. Der Lincoln V12 war bis 1950 im Einsatz, als er gegen einen Lincoln Cosmopolitan ersetzt wurde, den Truman, Eisenhower, Kennedy und Johnson nutzten. Seither gab es für jeden neu gewählten Präsidenten einen neuen Wagen die meisten stehen heute in Automobil- oder den präsidentialen Museen.
Was mit der Limousine geschieht, die von George W. Bush ausrangiert wird, ist noch nicht sicher. Bevor sie irgendwo ausgestellt wird, dürften einige Security-Details ausgebaut werden, um deren Geheimhaltung zu wahren. Bis in einigen Jahren ist aber durchaus wahrscheinlich, dass Besucher in der "George W. Bush Library" auf dem Campus der Southern Methodist Universität in Dallas (Texas) den Wagen bestaunen können.
Der Andrang dürfte dann auf jeden Fall größer sein als zurzeit bei den GM-Händlern in den USA. Deren Wagen bestaunt niemand, kaufen will sie erst recht keiner. So dürfte der 20. Januar mit der Vereidigung des neuen Präsidenten und der Vorstellung des Obama-Mobils einer der ganz wenigen Freudentage für General Motors sein - die Alltagssorgen wird man nicht los.
Quelle: ntv.de