Europa im grünen Bereich Öl-Werte wie geschmiert
27.08.2002, 20:35 UhrKeine Nachrichten sind gute Nachrichten - die europäischen Blue Chips konnten am Dienstag bei dünnen Umsätzen und ebenso dünner Nachrichtenlage deutlich zulegen. Der EuroStoxx50 stieg 3,3 Prozent auf 2.864 Punkte, für den Stoxx50 ging es 2,1 Prozent auf 2.852 Punkte nach oben.
Gemischte Konjunkturdaten aus den USA sorgten zeitweise immerhin für etwas Aufregung an den europäischen Aktienmärkten. Der US-Auftragseingang für langlebige Güter ist nach Angaben des Handelsministeriums im Juli um 8,7 Prozent gestiegen, Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 1,2 Prozent gerechnet. Im Juni war der Auftragseingang noch um 4,5 Prozent gesunken.
Der Index des Verbrauchervertrauens des Wirtschaftsforschungsinstituts Conference Board ist dagegen im August überraschend auf 93,5 Punkte gefallen und lag damit deutlich unter den Schätzungen der Analysten, die mit 97,0 Punkten gerechnet hatten. Im Juli hatte der Index bei 97,4 Punkten gelegen.
Der Anstieg der Indizes sei vor allem auf das Fehlen schlechter Nachrichten aus Europa zurückzuführen, so ein Händler. Die US-Konjunkturdaten hätten zwar etwas Schwung in den Handel gebracht, die positive Tendenz hätten sie aber nur wenig beeinflussen können.
Einen kräftigen Kursschub erfuhr die Aktie des angeschlagenen französischen Medienkonzerns Vivendi Universal. Wie aus Bankenkreisen verlautete, könnte Vivendi um einen Schuldenerlass nachsuchen um so eine neue Kreditlinie über drei Milliarden Euro zu besichern. Das dürfte die angespannte finanzielle Situation zumindest etwas entlasten. Die Aktie schoss um 10,0 Prozent auf 13,70 Euro nach oben.
Deutlich nach unten ging es für die Aktie von ABB, die 1,2 Prozent auf 8,75 Schweizer Franken verlor. Es gebe Gerüchte, dass der Industriekonzern den Verkauf seiner Finanzsparte im Laufe der Woche bekannt gebe, so ein Händler.
Anhaltende Spekulationen über eine mögliche Übernahme beflügelten nach Angaben von Händler weiter die Aktie von Zurich Financial Services, die 8,6 Prozent auf 189,00 Schweizer Franken zulegte.
Der Mischkonzern Sulzer hat im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch auf 42 Millionen Schweizer Franken von 120 Millionen Franken im Vorjahr verbucht. Im Vorjahreswert seien allerdings neben Sonderaufwendungen auch außerordentliche Erträge aus der Veräußerung von nicht weitergeführten Geschäften in Höhe von 185 Millionen Schweizer Franken enthalten gewesen, so die Schweizer. Dabei geht es vor allem um die ehemalige Medizintechnik-Tochter Sulzer Medica, die inzwischen unter dem Namen Centerpulse firmiert. Die Aktie gab 5,6 Prozent auf 263,00 Franken nach.
Der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli hat im ersten Halbjahr 2002 einen Verlust vor Steuern von 19 Millionen Schweizer Franken verzeichnet. Der Umsatz wuchs in der gleichen Zeit um 2,7 Prozent auf 640 Millionen Franken. Auf Grund des wirtschaftlich schwierigen Umfeldes erwartet das Unternehmen auch im zweiten Halbjahr eine verhaltene Konsumentenstimmung. Die Aktie legte dennoch 2,8 Prozent auf 9.300 Schweizer Franken zu. Der Partizipationsschein büßte dagegen 1,2 Prozent auf 850 Franken ein.
Eine Analystenabstufung belastete die Aktie der britischen Supermarktkette Tesco. Die Investmentbank UBS Warburg hat ihre Einschätzung für die Tesco-Aktie auf „reduzieren“ von zuvor „halten“ heruntergesetzt und das Kursziel auf 200 von zuvor 250 Pence reduziert. Die Aktie gab 1,0 Prozent auf 217 Pence nach.
Nach oben ging es für die europäischen Öl-Werte, nachdem US-Vizepräsident Dick Cheney am Montagabend mit Bezug auf den Irak erklärt hatte, dass das Risiko der Untätigkeit größer sei als das Risiko des Handelns. Die Aussagen haben den Öl-Preis und damit die Öl-Aktien nach oben getrieben. Für BP ging es 2,8 Prozent auf 543 Pence nach oben, Shell lag mit 2,0 Prozent bei 460 Pence im Plus, TotalFinaElf verbuchte einen Zuschlag von 3,4 Prozent auf 150,00 Euro und Royal Dutch verbesserte sich um 3,1 Prozent auf 48,15 Euro.
Die Aktien des größten britischen Energie-Versorgers British Energy konnten 28 Prozent auf 75,50 Pence zulegen. Als Grund nannten Händler den möglichen Kauf der zu British Nuclear Fuels gehörenden Magnox Reaktoren durch British Energy.
Quelle: ntv.de