Plötzlicher Preisrutsch Öl deutlich billiger
15.07.2008, 14:49 UhrDer Ölpreis ist nach Äußerungen der US-Notenbank stark unter Druck geraten. In einer Rede vor dem Senat betonte Zentralbankchef Ben Bernanke die Risiken für die US-Wirtschaft, den weltweit größten Ölverbraucher: Weiter steigende Energiepreise, härtere Kreditkonditionen und ein sich immer weiter fortsetzender Abschwung am Immobilienmarkt sorgten für zusätzliche wirtschaftliche Unsicherheit, sagte der Notenbanker. Das drückte Händlern zufolge den Ölpreis. Am Nachmittag notierte das Fass WTI mit 138,10 US-Dollar 4,9 Prozent im Minus. Der Preis für ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent stürzte um 4,5 Prozent ab auf 137,67 US-Dollar.
Am Morgen noch hatte US-Öl rund 146 US-Dollar gekostet. Die US-Finanzkrise und der schwache US-Dollar hatten Anleger in die als sicher geltenden Rohstoffe getrieben. Während die Notierungen an den Aktienmärkten weltweit einbrachen und der Dollar auf ein Rekordtief zum Euro rutschte, zogen die Preise für Öl und Gold an.
In Zeiten eines schwachen Dollar, schichten Investoren häufig ihre Anlagen in Öl um. Der Euro war am Mittag auf ein Allzeithoch von 1,6038 Dollar gestiegen. "Die Chance sinkender Ölpreise ist in den kommenden Wochen gering", sagte Rohstoffexperte Victor Shum vom Energieberatungsunternehmen Purvin and Gertz. Nach wie vor bestehe Sorge über das zu geringe weltweite Ölangebot.
Korbpreis nahezu unverändert
Getrieben wird der Ölpreis Händlern zufolge zudem von der anhaltenden Unsicherheit über die Lage im Nahen Osten und der Befürchtung, dass sich im Atlantik ein Sturm zusammenbraut, der die Ölförderung im Golf von Mexiko beeinträchtigen könnte. Zudem verwiesen Marktteilnehmer auf Meldungen über einen Streik beim brasilianischen Ölkonzern Petrobras, der allerdings nur kurzzeitig zu einer geringen Förderung führen dürfte.
Der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ist zum Wochenbeginn fast unverändert geblieben. Ein Barrel aus den Fördergebieten des Kartells kostete am Montag 139,81 US-Dollar im Vergleich zu 139,85 Dollar am vergangenen Freitag. Die Opec berechnet ihren Durchschnittspreis auf der Basis 13 wichtiger Sorten der 13 Mitgliedsländer.
Gold teurer
Der Goldpreis stieg auf 985,95 Dollar je Feinunze und lag damit rund 14 Dollar über seinem Stand im späten US-Geschäft. "Gold und Silber spiegeln die Ängste vor einer finanziellen Instabilität im US-Bankensektor wider", sagte ein Analyst. Der Goldpreis kam damit wieder in die Nähe seines im März erreichen Allzeithochs von 1030,80 Dollar.
Hingegen gaben die Preise für Industriemetalle nach. Die Erwartung einer sinkenden Nachfrage infolge der Abkühlung der Weltwirtschaft wog Händlern zufolge schwerer als der schwache Dollar. Die Tonne Kupfer verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 8280 Dollar, der Preis für die Tonne Zink gab um gut vier Prozent auf 1925 Dollar nach. Händler rechnen jedoch nicht mit einem anhaltenden Kursrutsch, da Anleger wegen der Dollarschwäche wieder in Industriemetalle investierten.
Quelle: ntv.de