"Probleme in Brasilien" Öl deutlich teurer
11.07.2008, 14:27 UhrNeu aufkommende Befürchtungen über Versorgungsengpässe haben den Ölpreis wieder auf Rekordniveau steigen lassen. Ein Fass der US-Sorte WTI verteuerte sich um mehr als vier auf 146,98 US-Dollar. Die Nordseesorte Brent wurde in der Spitze zu 146,40 US-Dollar und damit ebenfalls rund vier US-Dollar teurer gehandelt. Der Preisrückgang vom Anfang der Woche wurde damit komplett wieder aufgeholt.
Neben anhaltenden Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen rückten Analysten zufolge weitere Schauplätze in den Fokus der Investoren. "Es gibt Probleme in Brasilien, was ja eine der aufstrebenden Ölnationen ist, wegen eines Streiks", sagte LBBW-Analyst Frank Schallenberger. Arbeiter von Petrobras haben einen fünftägigen Arbeitskampf angedroht, von dem alle Offshore-Plattformen der Firma betroffen wären. Diese decken rund 80 Prozent der täglichen Ölproduktion des Landes ab. Daneben bleibe der wichtigste afrikanische Ölexporteur Nigeria anfällig für gewaltsame Ausschreitungen, sagte Schallenberger. Rebellen haben eine Vereinbarung über einen Waffenstillstand im ölreichen Niger-Delta aufgekündigt.
Gold gefragt
Die zunehmende Unsicherheit unter den Investoren ließ die Nachfrage nach den vermeintlich sicheren Häfen ansteigen. Der Preis für Gold stieg bis auf knapp 952 US-Dollar je Feinunze und liegt damit wieder auf dem Niveau vom April. Noch Anfang der Woche hatte sich der Preis zeitweise um 912 US-Dollar bewegt. Analysten verwiesen auf die Nachrichten um die Schwierigkeiten bei den beiden führenden US-Hypothekenfinanzierern Freddie Mac und Fannie Mae, die den Dollar unter Druck gesetzt hätten. Dies habe den Goldpreis beflügelt. Unter den Industriemetallen stieg der Blei-Preis um 120 US-Dollar bis auf 2070 US-Dollar je Tonne. Damit hat sich der Preis allein im Wochenverlauf um knapp 30 Prozent verteuert.
Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg zufolge könnte beim Blei ähnlich wie bei Aluminium Produktionsprobleme bevorstehen. Hintergrund seien Energieengpässe in China, einem wichtigen Produzenten. In Reaktion auf die Energieprobleme haben sich bereits die 20 führenden Aluminium-Produzenten des Landes darauf geeinigt, die Produktion ab Juli um bis zu zehn Prozent zu drosseln. Damit sollten höhere Preise durchgesetzt sowie Energie eingespart werden. China ist der mit Abstand weltweit führende Aluminium-Produzent, die 20 Unternehmen tragen mehr als 70 Prozent zur Gesamtproduktion des Landes bei.
Kupfer kostete 8310 US-Dollar je Tonne und damit 60 US-Dollar mehr als im späten Vortagesgeschäft. Generell gehen Experten davon aus, dass angesichts der Kursverluste an den Aktienmärkten Anleger verstärkt ihre Renditechancen am Rohstoffmarkt suchen.
Quelle: ntv.de