Rally an der Wall Street Öl macht die Bullen wild
29.07.2008, 22:15 UhrDie amerikanischen Börsen haben die Verluste vom Montag wieder gutgemacht. Dabei halfen ein erneut deutlich gesunkener Ölpreis und ein Anstieg beim Verbrauchervertrauen. Weitere Abschreibungen bei Merrill Lynch waren ebenfalls kein Grund zur Panik, obwohl dies bedeutet, dass noch kein Ende der Finanzkrise in Sicht ist.
Der Dow-Jones-Index legte um 267 Zähler oder 2,4 Prozent auf 11 398 Punkte zu. Der marktbreite S&P-500-Index stieg um 29 Zähler oder 2,3 Prozent auf 1263 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq kletterte um 55 Zähler oder 2,5 Prozent auf 2320 Punkte.
Der Ölpreis ist um 2,54 Dollar auf 122,19 Dollar pro Fass gesunken, dem niedrigsten Stand seit über 2 Monaten. Man hat sich nicht mehr auf die Schwierigkeiten in Nigeria konzentriert sondern auf die gesunkene Nachfrage in den USA, dem größten Markt für Rohöl weltweit.
Das Verbrauchervertrauen trug ebenso zur Erholung an den Märkten bei. Zum ersten Mal seit Dezember stieg der Wert an und stand im Juli bei 51,9 Punkten. Experten hatten mit einem Stand von 50 Punkten gerechnet. Die Verbraucher sehen wieder optimistischer in die Zukunft, da der Ölpreis so deutlich gesunken ist und damit die Inflationsgefahr abgenommen hat.
Am Immobilienmarkt sind die Preise für Häuser im Mai um 0,9 Prozent und damit im Rekordtempo gesunken. Im Vergleich zum Mai 2007 sanken die Häuserpreise um 15,7 Prozent.
Am Montag nach Handelsschluss hatte Merrill Lynch die Aktionäre mit der Ankündigung überrascht, im dritten Quartal erneut 5,7 Milliarden Dollar abzuschreiben. Außerdem wolle man Schuldverschreibungen, die ursprünglich mit über 30 Milliarden Dollar bewertet waren, für 6,7 Milliarden Dollar, lediglich 22 Prozent des ursprünglichen Werts, zu verkaufen.
Zusätzlich nimmt das Finanzunternehmen frisches Kapital in Höhe von 8,7 Milliarden Dollar durch die Ausgabe frischer Aktien aus. Dabei werden Papiere im Wert von 3,4 Milliarden Dollar von Singapurs Temasek Holdings gekauft. Nach der ersten Überraschung sahen die Anleger aber den Verkauf an Anlagen als den wichtigsten Aspekt der Ankündigung und ließen die Aktie um 8,5 Prozent steigen.
Da die Kapitalerhöhung nur zwei Wochen nach dem Verkauf von Merrill's Anteilen an Bloomberg kommt, befürchten Anleger, dass Merrill lediglich das erste Unternehmen war, das eine neue Runde an Kapitalerhöhungen einleitet und dass auch Citigroup und Lehman Brothers in Kürze diesen Weg gehen werden. Damit ist die Kreditkrise ihrem Ende noch nicht nahe.
Die Finanzwerte allgemein machten die Verluste vom Montag wieder gut. Selbst Citigroup konnte um 5,9 Prozent zulegen, obwohl die Analysten bei der Deutschen Bank den prognostizierten Verlust bei Citi erhöht hatten und ebenfalls mit erneuten Abschreibungen von bis zu 8 Milliarden Dollar rechnen.
Der angeschlagene Autobauer General Motors sah seine Aktien um sieben Prozent klettern, da der Finanzarm des Unternehmens, GMAC, zum 1. August das subventionierte Leasinggeschäft in Kanada einstellen wird. Ob das gleiche auch für die USA gilt, ist bisher nicht bekannt.
Der Kosmetik- und Verbrauchsgüterhersteller Colgate-Palmolive steigerte seinen Gewinn im vergangenen Quartal auf 494 Millionen Dollar. Die Margen wurden dabei nur leicht von den gestiegenen Rohstoff- und Transportpreisen belastet, da das Unternehmen Preiserhöhungen durchsetzte, einen Kostensparplan umsetzte und mehr Produkte mit größeren Margen verkaufte. Die Aktie kletterte um 8,2 Prozent.
Die Papiere des Pharmakonzerns Amgen setzten ihre Rally fort und stiegen um drei Prozent, da die Quartalszahlen besser ausgefallen sind als erwartet. Ausgenommen Sonderposten konnte das Unternehmen 1,14 Dollar pro Aktie einnehmen und den Umsatz steigern. Außerdem wurde die Gewinnprognose für das Gesamtjahr von 4,15 Dollar auf 4,30 Dollar erhöht. Dadurch stuften die Analysten von Merrill Lynch und Citigroup die Papiere des Pharmakonzerns auf.
Quelle: ntv.de