Allzeithoch in New York Ölpreis erreicht 122,81
07.05.2008, 18:19 UhrDer Ölpreis hat an der Rohstoffbörse Nymex am Mittwoch ein neues Allzeithoch bei 122,81 US-Dollar markiert. Am Nachmittag kam der Preis wieder etwas zurück. Der Junikontrakt auf ein Barrel (159 Liter) Light Sweet Crude kostet um 17.45 MESZ 121,99 Dollar.
Im Anschluss an unerwartet hoch ausgefallene Lagerbestandsdaten war der Preis zunächst um rund ein Dollar gefallen. Beobachter sprachen zwischenzeitlich sogar von einer Verschnaufpause. Im Anschluss an die Lagerdaten setzten die Preise aber wieder ihren Höhenflug der letzten Tage fort.
Die Rohöllagerbestände hatten sich im Vergleich zur Vorwoche überraschend robust gezeigt. Die Daten reichten angesichts der bullishen Stimmung jedoch nicht aus, um den Preis dauerhaft zu drücken, sagt ein Händler. Die Preisentwicklung zeige an, dass die Rally unvermindert anhalte.
Ein Barrel der US-Sorte WTI zur Auslieferung im Juni kostete am späten Nachmittag 121,22 Dollar und damit 62 Cent weniger als zum Handelsschluss am Vortag. Auch die Nordseesorte Brent verbilligte sich nach Bekanntwerden der Lagerdaten deutlich und notierte mit 119,98 Dollar um 33 Cent niedriger als am Vortag.
Am Dienstag hatte WTI zeitweise einen historischen Höchststand von 122,73 Dollar erreicht. Das Nordseeöl war auf einen Rekordwert von 120,99 Dollar geklettert.
Robuste Lagerdaten
In den USA sind die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche stärker als erwartet gestiegen. Die Vorräte an Rohöl kletterten um 5,7 Mio. Barrel auf 325,6 Mio. Barrel, teilte das US- Energieministerium mit. Experten hatten nur mit einem Anstieg von 1,9 Mio. Barrel gerechnet. Die Benzinvorräte erhöhten sich ebenfalls. Sie erhöhten sich um 0,8 Mio. auf 211,9 Mio. Barrel. Die Bestände an Heizöl und Diesel (Destillate) gingen dagegen leicht um 0,1 Mio. auf 105,7 Mio. Barrel zurück.
Die Höchstpreise in den vergangenen Tagen hatten am Vormittag zunächst die Stimmung an der Wall Street gedämpft. Marktteilnehmer führten einen schwachen Handelsstart am Mittwoch in New York unter anderem auf die neuen Spitzenpreise für den Rohstoff zurück. Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs hatten am Vortag einen Anstieg der Ölpreise auf bis zu 200 Dollar je Barrel prognostiziert. Die Investmentbank hatte bereits im März 2005 einen Ölpreisschub auf mehr als 100 Dollar vorhergesagt.
Der ehemalige US-Regierungsberater und Öl-Experte Matthew Simmons sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch), "Öl ist knapper denn je und wird sich daher weiter verteuern". Dies hänge auch vom Dollar-Kurs ab, in dem sehr viele Öllieferungen abgerechnet werden. "Ein schwacher Dollar hat deshalb in der Regel einen steigenden Ölpreis zur Folge", sagte Simmons.
Suche nach den Ursachen
Rohstoffexperten führen die jüngsten Preissprünge neben geopolitischen Spannungen und überraschend positiven US-Konjunkturdaten unter anderem auf eine zuletzt leicht gesunkene Ölproduktion der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) zurück. Opec-Öl kletterte am Dienstag auf den Rekordpreis von 114,75 Dollar je Barrel. Damit verteuerte sich der Preis binnen eines Tages um weitere 3,15 Dollar.
Ökonomen befürchten angesichts der Entwicklung dramatische Folgen für die ohnehin schon stark schwächelnde Wirtschaft. Ein dauerhafter Barrel-Preis in Höhe von 150 Dollar belaste das US-Wirtschaftswachstum allein im ersten Jahr mit schätzungsweise 1,8 Prozent, zitierte das "Wall Street Journal" einen Experten.
Nach vorläufigen Berechnungen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle kostete die Tonne Rohöl im März durchschnittlich 504,26 Euro und damit knapp doppelt soviel wie im Vorjahresmonat. Die deutsche Rohölrechnung erhöhte sich binnen Jahresfrist um 1,8 Milliarden Euro auf 4,9 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de