Marktberichte

Ägypten-Krise hinterlässt Spuren Ölpreis knackt 100-Dollar-Marke

Die politische Unsicherheit in Ägypten treibt den Ölpreis erstmals seit Oktober 2008 wieder über die Marke von 100 US-Dollar je Barrel. Die Märkte spekulieren damit auf mögliche Lieferengpässe im für den Öltransport wichtigen Suez-Kanal, der von Ägypten kontrolliert wird. Die Opec will im Falle echter Engpässe die Förderung anheben.

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(Foto: AP)

Comm Brent Crudeoil
Comm Brent Crudeoil 66,97

Sorgen um eine Ausweitung der Ägypten-Krise haben den Ölpreis erstmals seit 28 Monaten wieder über die Marke von 100 Dollar je Fass getrieben. Ein Barrel mit 159 Litern der Sorte ICE Brent verteuerte sich am Montag um 1,59 Dollar auf 101,01 Dollar - der höchste Schlussstand seit dem 26. September 2008. Anleger sorgen sich, die Krise in Ägypten könnte die Stabilität der arabischen Welt gefährden. Das würde Öllieferungen durch den strategisch wichtigen Suez-Kanal gefährden. Am Montag kam es aber nicht zu Verkehrsbeeinträchtigungen auf der Wasserstraße. Unter Analysten ist der Einfluss der Ägypten-Krise auf den Ölpreis umstritten.

Ägypten selbst produziert kein Öl, kontrolliert jedoch mit dem 192 Kilometer langen Suez-Kanal die kürzeste Seeverbindung zwischen Europa und Asien. Darüber läuft fast ein Zehntel des weltweiten Seehandels, darunter ein erheblicher Teil an Öllieferungen. Investoren sorgen sich, die Unruhen könnten nach Tunesien und Ägypten auf ölproduzierende Staaten übergreifen. Das könnte den Preis weiter antreiben, sagte Analyst Mike Zarembski von Optionsxpress in Chicago. Ein Ende der Rally sei nicht in Sicht: "Sollten sich die Unruhen in Ägypten verschärfen, ist ein Preis von 110 Dollar möglich".

Opec zeigt sich besorgt

Die erdölexportierenden Länder (Opec) zeigten sich über die Lage in Ägypten besorgt. Die Produktion müsse aber nicht rasch erhöht werden, weil es keinen Ölmangel gebe, sagte Generalsekretär Abdullah al-Badri. Für den Fall wirklicher Lieferengpässe kündigte die Ländergemeinschaft eine Anhebung der Produktion an. Ein solcher Schritt den Preis tendenziell drücken, sagte Al-Badri. Er rechne nicht damit, dass die Unruhen die Öllieferungen durch den Suez-Kanal oder die Sumed-Pipeline beeinträchtigen würden.

Experten warnten davor, das Erreichen der symbolischen Marke allein auf die Unruhen in Ägypten zu schieben. Das hänge wohl nicht zusammen, sagte Matt Smith von Summit Energy aus Kentucky. Die Sorgen über das afrikanische Land seien von Anlegern bereits in der vergangenen Woche eingepreist worden. So sorgte auch das Winterwetter für einen höheren Bedarf an Heizöl, was den Preis wiederum antrieb. Positive US-Konjunkturdaten schürten zu Wochenbeginn zudem Hoffnungen auf eine stetige Erholung der Weltwirtschaft - was mit einem Anstieg der Nachfrage einhergehen würde.

Der Weg zur 100-Dollar-Marke sei von den gleichen Faktoren wie 2008 geebnet worden, sagte David Greely vom Energy Research der Investmentbank Goldman Sachs. "Wir beobachten immer noch eine stark ansteigende Nachfrage bei einer eingeschränkten Versorgung. Das wir dieses Niveau wieder erreicht haben, war nur eine Frage der Zeit." Im Juli 2008 hatte der Rohstoff 147 Dollar pro Barrel gekostet. Die Wirtschaftskrise ließ die Nachfrage einbrechen - und Preis in den Keller rutschen. Kurz nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers riss der Ölpreis die 100-Dollar-Marke.

Schon vor der Ägypten-Krise hatte sich der Preis für Öl stetig verteuert. Im August hatte der Preis noch bei 70 Dollar gelegen. Der folgende Anstieg war von Experten mit der weltweiten wirtschaftlichen Erholung erklärt worden.

Kaffeepreis steigt und steigt

Auch jenseits politischer Unsicherheiten ziehen die Preise wichtiger Rohstoffe zum Wochenstart an.Schlechte Ernteaussichten in Kolumbien machen Kaffee immer teurer. Der Terminkontrakt auf die Sorte Arabica zog um 2,3 Prozent auf 2,5275 Dollar je Pfund an und kostetet damit so viel wie seit dreizehneinhalb Jahren nicht mehr. Robusta-Kaffee kletterte auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 2204 Dollar je Tonne. Die Hoffnung auf Entspannung beim Kaffee-Nachschub schwinde angesichts der mehrfach nach unten korrigierten Prognosen für die kolumbianische Ernte, so die Analysten der Commerzbank. Ein Ende des Höhenfluges sei derzeit nicht in Sicht, sagten Händler. Der Sprung über charttechnische Marken locke spekulativ orientierte Anleger an und verstärke den Aufwärtstrend.

Einen weiteren Anstieg verzeichnen auch die Preise für Industriemetalle. Kupfer legte in der Spitze um zwei Prozent auf 9722 Dollar je Tonne zu und näherte sich damit dem Mitte Januar erreichten Rekordhoch von 9781 Dollar. Investoren gingen weiter von einer hohen Nachfrage der Top-Verbraucher China und USA aus, erläuterten Händler. "Die Ängste, dass das Wachstum in China angesichts der immer strafferen Geldpolitik abgewürgt werden könnte, sind übertrieben", sagte Peter Fertig von Quantitative Commodity Research. Selbst wenn China in diesem Jahr tatsächlich langsamer wachsen sollte, dürfte das nicht zu einem großen Einbruch bei der Kupfer-Nachfrage führen.

Zinn
Zinn 34.035,00

Weiter nach oben ging es auch für den Zinnpreis. Das unter anderem zur Herstellung von Konservendosen verwendete Metall stieg an der London Metall Exchange (LME) um 1,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 30.050 Dollar je Tonne. Das wichtigste Exportland Indonesien hat Probleme bei der Lieferung von Zinn - das treibt den Preis für das Industriemetall seit Tagen auf immer neue Höchststände.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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