Marktberichte

US-Verbrauch im Fokus Ölpreis sinkt weiter ab

Der Ölpreis ist am Donnerstag an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex deutlich gesunken. Der Preis für den marktführenden Septemberkontrakt auf ein Barrel der Sorte Light Sweet Crude fiel um 2,69 Dollar oder 2,1 Prozent auf 124,08 Dollar.

Nach dem drastischen Anstieg vom Mittwoch rückten nun wieder Bedenken um die Nachfragesituation in den USA in den Blickpunkt, sagte Ölspezialist Matt Zeman von der LaSalle Futures Group. Dazu hätten auch die am Berichtstag veröffentlichten und unerwartet schwach ausgefallenen US-Konjunkturdaten beigetragen, ergänzte ein weiterer Händler. Zeeman sieht den Ölpreis nun innerhalb weniger Wochen auf die Marke von 110 Dollar zusteuern. Die in Europa führende Nordseesorte Brent kostete am Abend um 125,78 Dollar.

Auch an den europäischen Märkten mehren sich die Stimmen, die den schnellen Preisrückgang der vergangenen Tage als Hinweis ein Ende des Rekordanstiegs beim Ölpreis werten. "Der Preis ist so schnell so heftig gefallen, dass ich nicht damit rechne, dass wir in sehr kurzer Zeit die 130-Dollar-Marke wieder sehen werden", sagte LBBW-Rohstoffanalyst Frank Schallenberger. "So schnell werden sich die Bären nicht geschlagen geben."

Getrieben von einer stark steigenden Nachfrage aus Boomländern wie China oder Indien hatte sich der wichtige Rohstoff seit Jahresbeginn in der Spitze um mehr als 50 Prozent verteuert. Am 11. Juli waren für ein Barrel WTI fast 148 Dollar gezahlt worden.

Einige Experten erklärten den sinkenden Preis mit der globalen Konjunkturabkühlung und der Erwartung einer rückläufigen Nachfrage. Andere sprachen von einer Verschnaufpause und sagen langfristig eine weitere Verteuerung voraus. Die Unterstützung bei 120 Dollar halte, stellte Analyst Shuji Sugata von Mitsubishi Corp Futures and Securities in Tokio fest. "Und das bedeutet, dass durchaus Potenzial gegeben ist, dass die Preise wieder auf Rekordlevel steigen."

Auch der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ist erneut gesunken. Ein Barrel (159 Liter) aus den Fördergebieten des Kartells kostete am Mittwoch 120,88 US-Dollar, wie das Opec-Sekretariat am Donnerstag mitteilte. Das waren 85 Cent weniger als am Vortag. Die Opec berechnet ihren täglichen Durchschnittspreis auf der Basis von 13 wichtigen Sorten des Kartells.

Entspannung an der Tankstelle

Mit dem Ölpreisrückgang der vergangenen Tage ist auch der Sprit an deutschen Tankstellen etwas billiger geworden. Ein Liter Superbenzin kostete nach Angaben der Mineralölwirtschaft am Donnerstag im bundesweiten Durchschnitt 1,45/1,46 Euro und damit 15 Cent weniger als Anfang Juli. Vor vier Wochen zeigten die Preistafeln erstmals 1,60 Euro für die Kraftstoffsorte an. Ein Liter Diesel war für 1,42/1,43 Euro zu haben und lag damit rund 14 Cent unter seinem damals erreichten Rekordwert.

Die weitere Preisentwicklung sei unsicher, sagte der Herausgeber des Energie Informationsdienstes EID, Heino Elfert. Die Produktnotierungen in Rotterdam machten nach Branchenangaben wieder Sprünge nach oben. Es werde immer wieder Korrekturen geben, sagte der Experte. Entscheidend aber sei der deutliche Rückgang bei den Rohölnotierungen.

Die Nordsee-Sorte Brent ist seit Anfang Juli um 20 Dollar im Preis gesunken - damals kostete sie erstmals mehr als 146 Dollar je Barrel. Die niedrigeren Notierungen begründete der EID-Experte unter anderem damit, dass Hedge-Fonds aus den Märkten herausgingen und die Nachfrage bei einer Abschwächung der Weltkonjunktur zurückgehe.

Angesichts des Preisrückgangs beim Öl rechnen Experten damit, dass sich Benzin in den nächsten Wochen weiter verbilligen wird. Die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen, Gertrud Traud, sagte einen Benzinpreis von durchschnittlich 1,30 Euro je Liter voraus. Voraussetzung dafür sei aber, dass der Euro stark bleibe. Auch Allianz-Chefökonom Michael Heise hält diese Höhe für möglich, sofern die Situation in erdölfördernden Ländern stabil bleibt. Der Spritpreis läge damit fast 30 Cent unter dem Rekordwert von Anfang Juli, als der Preis für den Liter Superbenzin im Bundesschnitt auf 1,58 Euro angestiegen war.

Gold war als sicherer Hafen wieder gefragt und verteuerte sich um fast 20 Dollar je Feinunze auf 925,20 Dollar. Kupfer hielt sich wenig verändert um 8100 Dollar je Tonne.

Quelle: ntv.de

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