Marktberichte

Mehr als 71 Dollar für ein Fass Ölpreis zieht wieder an

Der Ölpreis ist am Donnerstag wieder leicht angezogen. Händler machten dafür unter anderem den relativ stabilen Euro verantwortlich.

Fass für Fass mehr als 71 Dollar wert.

Fass für Fass mehr als 71 Dollar wert.

(Foto: REUTERS)

Mit 71,39 Dollar kostete ein Fass der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) 0,5 Prozent mehr als am Vorabend. Ein Fass Brent kostete mit 71,20 Dollar ebenfalls 0,5 Prozent mehr.

Nach Einschätzung von Marktbeobachtern wird sich die in den vergangenen Monaten verzeichnete Verdopplung der Ölpreise allenfalls vorübergehend noch einmal moderat korrigieren. Das jedenfalls geht aus einer Umfrage unter 30 Ölmarktexperten hervor. Die von der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires befragten Experten rechnen zwar noch einmal mit einem Rückgang des WTI-Ölpreises von gegenwärtig rund 70 Dollar auf durchschnittlich 62 Dollar je Barrel im dritten Quartal 2009. Allerdings sagen sie im Mittel bereits für das Jahresmittel 2010 wieder einen Preis von 71,50 Dollar voraus.

Nach einer relativ moderaten Abwärtskorrektur zwischen Juli und September werde der WTI-Ölpreis wieder kontinuierlich zulegen, zeigte sich das Gros der Befragten überzeugt. Ähnlich sieht es bei Öl der Sorte Brent aus: Hier wird für das dritte Quartal ein Preis von 60 Dollar je Barrel vorhergesagt, im Jahresmittel 2010 dann eine Notierung von 70 Dollar.

Volle Lager, schwacher Motor

Die zuletzt verzeichnete Ölpreisrally wird mit viel Skepsis gesehen. Zwar sei der Anstieg der Ölpreise vor allem auf eine deutliche Aufhellung der Konjunkturstimmung zurückzuführen, doch sehe aktuell die fundamentale Angebots-Nachfrage-Situation eher schwach aus, schreiben die Experten von Credit Suisse.

So haben auch die jüngsten Preisanstiege dazu geführt, dass die Ölnachfrage in den USA auf den niedrigsten Stand seit 1999 gesunken ist, gleichzeitig sind die Öllager deutlich gestiegen. Entsprechend meint Credit Suisse: "Aufgrund der zurzeit schwachen fundamentalen Situation sind wir bezüglich des kurzfristigen Ausblicks weiterhin vorsichtig gestimmt". Dennoch erwarten die Ökonomen der Bank, dass im Verlauf des dritten Quartals die Nachfrage anziehen wird und damit auch die Ölpreise zulegen werden.

Ähnlich wird die Situation von BNP Paribas bewertet. Hier wird mit Blick auf die kurze Frist ebenfalls von einem Überschießen der Entwicklung gesprochen, die im Juli/August zu einer stärkeren Ölpreiskorrektur in den Bereich 50 USD (WTI) und niedriger führen könnte. Gleichwohl rechnen die Ölmarktexperten der französischen Bank ab Herbst/Winter mit einer zunächst flachen Aufwärtsbewegung und schließlich einem durchschnittlichen WTI-Preis von 75 Dollar im Jahr 2010. "Letztendlich ist es die Wirtschaft", schreiben sie, und verweisen auf ein anziehendes Wachstum und Inflationssorgen, die Öl als Absicherung gegen Teuerungssorgen interessant machten.

Riskante Erwartungen

Die Ökonomen der Commerzbank erklären zwar, dass Hoffnungen auf ein baldiges Ende der globalen Wirtschaftskrise und die Schwäche des Dollar die Rohstoffpreise auf neue Mehrmonatshoch getrieben hätten, diese Preisanstiege aber übertrieben seien und kurzfristig die Gefahr eines Rückschlags bestehe. Dies gilt ihrer Einschätzung nach vor allem für Rohöl, auch weil die Förderdisziplin zuletzt deutlich nachgelassen habe. Schätzungen zufolge wurden im Mai bereits täglich 340.000 Barrel mehr Rohöl gefördert als im April.Entsprechend erwarten die Commerzbank-Experten einen Rückgang des WTI-Preises auf durchschnittlich 65 Dollar im dritten Quartal, bevor er bis zum zweiten Quartal 2010 wieder auf 74 Dollar anziehen sollte.

Quelle: ntv.de, di/rts

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