Kupfer, China und der Kaffee Ölpreise am Scheideweg
20.03.2014, 17:40 Uhr
Ungewöhnlich wenig Niederschlag: Kaffee-Plantage in der Anbauregion Santo Antonio do Jardim.
(Foto: REUTERS)
Die Lage an den Rohstoffmärkten stellt Anlageberater vor schwerwiegende Fragen: Die Hinweise auf eine beschleunigte Zinswende in den USA drückt die Notierungen im Ölgeschäft. Kupfer und Kaffee schieben sich in den Vordergrund.
Am Tag nach der Abschlusserklärung zu der regulären Fed-Sitzung im März bieten die Ölpreise ein unentschlossenes Bild. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostet am Nachmittag 105,73 US-Dollar. Das sind 12 US-Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zieht sich um 87 US-Cent zurück auf 98,26 Dollar.
Die zuletzt gestiegenen Rohöllagerbestände in den USA hatten die Ölpreise bereits zur Wochenmitte nur belastet. Die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank scheint sich kaum auf die Ölpreise auszuwirken. Die Erhöhung der Leitzinsprognosen der Fed-Mitglieder spreche für eine frühere Zinserhöhung, sagten Analysten. Bei der Entscheidung für eine Zinserhöhung dürfte sich die Fed auf verbesserte Konjunkturaussichten stützen - ein Faktor, der die Ölpreise nach gängigen Marktmechanismen antreiben müsste.
Abgesehen davon gehen an den Rohstoffmärkten Sorgen vor einem Kupferausverkauf in China um. Die Aussicht auf steigende US-Zinsen belasteten den Kupferpreis zusätzlich. Eine Tonne verbilligte sich in London um rund 2,4 Prozent auf 6423 Dollar.
Aus fundamentaler Sicht ist der Kupfermarkt laut Analysten derzeit angeschlagen. Zum einen gibt es einen großen Überschuss des vor allem im Bau benötigten Metalls. Zum anderen fürchten viele Anleger, dass chinesische Banken ihre Kupferbestände reduzieren könnten. Denn im Reich der Mitte wird Kupfer als Sicherheit für Kredite hinterlegt. Angesichts der konjunkturellen Probleme könnte es in China nun aber eine Pleitewelle geben. Konkret droht derzeit der Bankrott einer großen Baufirma. Dann - so wird befürchtet - verkaufen die Banken die Bestände, um so doch noch an ihr Geld zu kommen.
Die Aussicht auf ein bevorstehendes Ende der ultralockeren US-Geldpolitik drücke nun zusätzlich auf die Preise, sagte ein Händler. Voraussichtlich im nächsten Jahr wird die Fed die Zinsen wieder anheben. Anziehende Zinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft könnten dann die Konjunktur weltweit bremsen und damit auch die Kupfernachfrage, hieß es.
Bei den Agrarrohstoffen bewegen unterdessen die Wetternachrichten aus Brasilien die Kurse: Regen im wichtigsten Anbauland führte erneut zu sinkenden Preisen für Kaffee. Anleger spekulierten darauf, dass sich die Ernteverluste durch die Dürre Anfang des Jahres in Grenzen hielten.
"Es sieht so aus, als ob der Schaden nicht so schlimm ist wie zuerst gedacht, und deshalb kommen die Preise etwas herunter", sagte Analyst Tom Pugh von Capital Economics. "Wir hatten ein wenig Regen und besseres Wetter." Wegen der Dürre im Januar und Februar hatten viele Experten ihre Prognosen für die Produktion des größten Kaffeeherstellers der Welt gesenkt und dadurch für Preissteigerungen von bis zu 85 Prozent geführt.
Der US-Future auf Arabica-Kaffee verbilligte sich am Donnerstag um 2,2 Prozent auf 1,815 US-Dollar je Pfund. Auch der in London gehandelte Kontrakt auf Robusta-Kaffee fiel um 1,3 Prozent auf 2055 Dollar je Tonne. In der vergangenen Woche waren die Preise noch auf den höchsten Stand seit Februar 2012 geklettert. Die Ernte in Brasilien soll im Mai losgehen.
Quelle: ntv.de, mmo/bad/dpa/rts