Krisenherd Kairo Ölpreise fürchten Eskalation
11.12.2012, 14:20 Uhr
Schutzwall vor dem Präsidentenpalast: Ein Mursi-Gegner wagt eine Siegesgeste.
(Foto: REUTERS)
Die Spannungen in Ägypten überschatten die Lage an den Rohstoffmärkten: Eine Eskalation in Kairo dürfte die Verhältnisse im Nahen Osten weiter destabilisieren. In Wien beraten die Opec-Minister über Prognosen und Fördermengen.
Die andauernden Spannungen im Nahen Osten treiben die Ölpreise weiter in die Höhe. Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 108,07 Dollar 0,7 Prozent mehr als am Vorabend. US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 86 Dollar.
"Die Spannungen im Nahen Osten unterstützen die Preise und könnten im Tagesverlauf Öl noch teurer machen", erklärte ein Händler. Neben dem Bürgerkrieg in Syrien und dem Streit des Westens mit dem Iran über das Atomprogramm der Regierung spielten vor allem die Unruhen in Ägypten eine Rolle.
In Kairo hatten Unbekannte auf Demonstranten gefeuert und neun Menschen verletzt. Die Krise in Ägypten habe zwar keinen unmittelbaren Einfluss auf die Ölbestände, aber im Falle einer Eskalation könnte die Stimmung auf die Öl produzierenden Länder übergreifen, fügte der Händler hinzu. Vor dem Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) an diesem Mittwoch war am Markt zeitweise von einem impulslosen Handel die Rede.
Opec-Minister beraten in Wien
Ihre Prognose für die globale Ölnachfrage im nächsten Jahr beließen die Abgesandten der Opec-Staaten bei ihrem Treffen in Wien unverändert: Das Rohstoffkartell erwartet damit weiterhin ein Wachstum der täglichen Nachfrage um 800.000 Barrel, was vor allem durch die steigende Förderung in den USA und Kanada gedeckt werden dürfte.
In ihrem jüngsten Monatsbericht hielt die Opec auch an der Vorhersage für die Nachfrage nach Öl aus ihren Mitgliedsstaaten fest. Dieser Bedarf wird demnach 2013 um 400.000 Barrel sinken.
Bei ihrer Ministerkonferenz in Wien wird die Opec die gegenwärtige Fördergrenze von 30 Millionen Barrel pro Tag voraussichtlich bestätigen. Der saudi-arabische Ölminister Ali al-Naimi sagte nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Saudi Press Agency, das Hauptziel der Opec sei es, das Gleichgewicht auf dem Ölmarkt zu bewahren, um den Interessen der Produzenten wie der Konsumenten zu dienen.
Die vereinbarte Fördermenge liegt derzeit bei etwa 30 Mio. Barrel pro Tag (barrel per day, bpd). Dies entspricht etwa einem Drittel des weltweiten Tagesverbrauchs an Rohöl.
China wirft Kupfer auf den Markt
Abseits der Energierohstoffe beschäftigten sich Experten auch mit neuen Daten aus dem Segment der Industriemetalle: Die chinesische Produktion an Kupfer hat im November den zweiten Monat in Folge ein Rekordniveau erreicht. Wie das Nationale Statistikbüro mitteilte, stieg die Herstellung von raffiniertem Kupfer auf 531.000 von 520.000 Tonnen im Oktober. China zeichnet für rund 40 Prozent der weltweiten Kupfernachfrage verantwortlich.
Sollte die Kupferproduktion auf dem hohen Niveau bleiben, dürfte ein größerer Teil des chinesischen Kupferbedarfs durch das lokale Angebot befriedigt werden, was sich in anhaltend niedrigeren Importen widerspiegeln könnte, erklärte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann.
Auf die Preisentwicklung haben die Daten nach Einschätzung von Briesemann aber nur einen vorübergehend dämpfenden Effekt. Zum einen sei zu vermuten, dass die Produzenten - auch in China - noch ihre Produktionsziele für das laufende Jahr erreichen wollen. Zum anderen dürfte im nächsten Jahr die Nachfrage nach Kupfer vor allem in China dank einer konjunkturellen Erholung anziehen. Am Dienstag notierte der Kupferpreis mit 8121 Dollar je Tonne kaum verändert.
Quelle: ntv.de, dpa/rts