China-Daten und Opec-Treffen Ölpreise geben nach
03.06.2013, 11:05 Uhr
Das Kartell bei der Arbeit: Hier wird versucht, den Weltmarktpreis zu beeinflussen.
(Foto: AP)
Frei ist das Spiel aus Angebot und Nachfrage an den Rohstoffmärkten nicht. Ein Kartell einflussreicher Öl-Anbieter bemüht sich, den Weltmarktpreis nach eigenen Vorstellungen zu beeinflussen. Steuern lässt sich allerdings nur die Fördermenge. Der tatsächliche Bedarf entwickelt sich ganz anders.
Enttäuschende Konjunkturdaten aus China haben die Ölpreise zu Wochenbeginn belastet. Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 0,7 Prozent auf 99,66 Dollar und notierte damit so niedrig wie seit einem Monat nicht mehr. Im Verlauf erholte sich der Preis leicht und notierte mit 100,40 Dollar wieder in etwa auf dem Freitagsschlussniveau. US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete mit 91,87 Dollar 0,1 Prozent weniger als am Freitag.
Händlern zufolge befürchten Anleger, dass die Nachfrage aus China die Erwartungen nicht erfüllen kann. Der Einkaufsmanagerindex der britischen Großbank HSBC für China fiel im Mai auf 49,2 von 50,4 Punkten im Mai und signalisierte damit erstmals seit sieben Monaten ein Schrumpfen der Industriegeschäfte. Insgesamt beurteilen Analysten die Ölversorgung derzeit gelassen, was die Preise unter Druck halten sollte.
Im Rahmen einer Umfrage rechneten Analysten zuletzt denn auch für das laufende Jahr eher mit fallenden Ölpreisen. Im Schnitt sagen sie für Brent einen Preis von 107,60 Dollar voraus - einen leichten Rückgang zum durchschnittlichen Preis im bisherigen Jahresverlauf von 108,89 Dollar. Im vergangenen Jahr hatte der Durchschnittspreis bei 111,70 Dollar gelegen.
Für Entspannung dürfte auch eine richtungsweisende Entscheidung wichtiger Ölfördeerstaaten sorgen: Die Organisation erdölexportierender Staaten hält ihre Fördermenge für dieses Jahr stabil. Das große Treffen mit Ölministern und hochrangigen Vertretern erdölexportierender Länder (Opec) ging am vergangenen Freitag ohne Überraschung zu Ende. Das Förderkartell einigte sich in Wien darauf, das tägliche Förderlimit von rund 30 Mio. Barrel nicht zu verändern. Das entspricht etwa einem Drittel des weltweiten Tagesverbrauchs an Rohöl.
Das aus 12 Staaten bestehende Kartell befand, dass die relativ stabilen Ölpreise in diesem Jahr darauf zurückzuführen sind, dass der Markt ausreichend beliefert wird. Der Preis lag 2013 bei etwa 100 Dollar je Barrel. Kurzfristige Veränderungen führte die Opec auf "geopolitische Spannungen" zurück.
"Ich denke, dass es eine sehr gute Situation sowohl aus Sicht der Nachfrage als auch des Angebots gibt", sagte Katars Ölminister Mohammed Al-Sada. Analysten schätzen, dass die tatsächliche Produktion des Kartells mit 30,4 Mio. Barrel pro Tag über dem eigentlichen Limit liegt.
Das nächste Treffen der Organisation ist für Anfang Dezember geplant. In dem Kartell haben sich Förderländer wie Saudi-Arabien, der Iran oder der Irak zusammengeschlossen, die zusammen mehr als ein Drittel des weltweiten Öls beisteuern. Andere wichtige Staaten wie Russland oder die USA gehören nicht dazu.
Bei dem aktuellen Treffen in Wien machte die Opec allerdings auch klar, dass Risiken einer sinkenden Ölnachfrage bestünden. Die Gruppe nannte in diesem Zusammenhang "das langsame globale Wirtschaftswachstum, die anhaltende Schuldenkrise der Euro-Zone, hohe Arbeitslosigkeit in Industrieländern und das Inflationsrisiko in Entwicklungsländern".
Fracking trifft die Opec
Neben der Finanzkrise spürt die Opec auch Druck aus einer ganz anderen Richtung: Das wachsende Angebot an Schieferöl aus den USA verschiebt an den Märkten die Gewichtungen.
Der hohe Weltmarktpreis macht aggressivere Fördermethoden wie etwa Fracking lohnenswert. Dadurch werden mittlerweile auch schwerer zugängliche Lagerstätten erschlossen. Opec-Generalsekretär Abdalla Salem El-Badri äußerte sich dazu zurückhaltend: "Wir müssen jetzt Informationen sammeln, wie nachhaltig diese Produktion ist."
Mit der umstrittenen Methode des hydraulischen Aufbrechens von tiefen Gesteinsschichten - bekannt als Fracking - haben die USA einen neuen Ölboom eingeleitet. Die Importe sinken, das Land ist auf dem Weg zum Selbstversorger. Umstritten ist, welche Auswirkung die Gewinnung von Schieferöl auf die Umwelt hat. Kuwaits Opec-Repräsentantin, Siham Abdulrazzak Razzouqi, erwartet, dass die Auswirkungen des Schieferöls erst langfristig spürbar werden: "Bis auf weiteres sehen wir dadurch keinen großen Druck auf die Preise."
Die nächste Beratung über die Fördermenge ist für den 4. Dezember 2013 geplant. Dort soll auch eine Entscheidung über den Chef-Posten fallen. El-Badris Mandat wurde Ende vergangenen Jahres nach zwei Amtszeiten noch einmal um ein Jahr verlängert. Die Staaten verhandeln nun über die Kriterien, die der Nachfolger erfüllen muss.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts