Marktberichte

US-Lagerdaten Ölpreise gurgeln hoch

Das berühmte Tröpfchen zu viel oder zu wenig.

Das berühmte Tröpfchen zu viel oder zu wenig.

(Foto: REUTERS)

Böse Überraschung: Auch die Daten des US-Energieministeriums EIA signalisieren einen unerwartet kräftigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände. Das bringt Bewegung in den Ölmarkt. Ansonsten stehen die geldpolitischen Hoffnungen im Fokus.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 65,20

Ein überraschend starker Rückgang der US-Lagerbestände hat am Mittwochnachmittag den Preis für Rohöl doch noch in die Höhe getrieben. Ein Barrel der US-Sorte WTI kostete mit 88,79 Dollar 0,8 Prozent mehr als am Vortag. Brent-Öl verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 106,05 Dollar. Die Terminkontrakte auf Heizöl und Benzin zogen ebenfalls an und notierten 0,8 beziehungsweise zwei Prozent fester.

Nach den vom US-Energieministerium (EIA) ermittelten Daten sanken die US-Öllagerbestände in der vorangegangenen Woche um 6,5 Mio. Barrel auf 373.586 Mio. Barrel. Erwartet worden war lediglich ein Rückgang um 0,7 Mio. Barrel.

Die Daten des Branchenverbandes API zu den Rohölbestanden in der vergangenen Woche, die ebenfalls einen Rückgang um fast zwölf Millionen Fässer gemeldet hatten, waren vom Markt wenige Stunden zuvor noch ignoriert worden. Da es keine erkennbaren Sonderfaktoren gab, hatten es Analysten für sehr unwahrscheinlich gehalten, dass die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums einen ähnlich starken Lagerabbau zeigen würden.

Die Berichte zu den Öllagerbeständen der USA durch die Energy Information Administration, kurz EIA, sowie das American Petroleum Institute, kurz API, für die vergangene Woche zum Freitag werden jeden Mittwoch publiziert.

Die Marktteilnehmer hatten sich zunächst auch wegen der Fed-Entscheidung am Mittwochabend und der EZB-Sitzung am Donnerstag zurückgehalten. Sollte die Fed wider Erwarten doch konkrete Lockerungsmaßnahmen zur Stimulierung der Konjunktur beschließen, würde dies den Ölpreisen zusätzlich Auftrieb geben.

China drückt Kupferpreis

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Enttäuschung der Anleger über Chinas Konjunkturentwicklung belastete derweil den Kupferpreis. Eine Tonne verbilligte sich um bis zu einem Prozent auf 7487,50 Dollar. Dem offiziellen Einkaufsmanagerindex zufolge wächst die Industrie in der Volksrepublik kaum noch. Im Juli rutschte der Index auf 50,1 von 50,2 Punkte ab und lag damit nur noch knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Analysten hatten im Schnitt mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Der HSBC-Einkaufsmanagerindex stieg dagegen zwar leicht an, verharrte aber mit 49,3 Zählern unter der 50-Punkte-Schwelle. "Chinas Nachfrage nach Kupfer ist nicht gut, und es sieht im Moment nicht nach einer Erholung aus", erklärte Marktanalyst Wang Ling vom Beraterhaus CRU in Peking. Daher dürfte der Kupferpreis in nächster Zeit kaum stärker steigen. Wang Ling sagte für August eine Handelsspanne von 7200 bis 7800 Dollar voraus.

Goldanleger warten ab

Am Goldmarkt hofften die Anleger vor allem auf Signale der Fed. Sollte die Notenbank nach ihrer zweitägigen Sitzung am Abend keine weitere Konjunkturhilfen andeuten, könnte es mit dem Preis schnell wieder nach unten gehen, sagten Börsianer. Mit 1613,80 Dollar notierte die Feinunze nahezu unverändert.

Die Fed wird am Abend ihre Entscheidung veröffentlichen. Überwiegend wird aber noch nicht mit der konkreten Ankündigung neuer Konjunkturspritzen gerechnet. Sollte die Fed aber entsprechende Signale senden, könnte dies Gold neuen Auftrieb geben. Am Donnerstag steht freilich mit der EZB-Ratssitzung gleich die nächste wichtige Notenbanksitzung an. Daher rechneten Händler zunächst nur mit relativ moderaten Bewegungen des Preises.

Weizenpreise bremsen

Exportankündigungen aus Russland drückten die Weizenpreise an den internationalen Terminmärkten. Angesichts der andauernden Dürre in den USA wollten Analysten aber noch keine Entwarnung geben. Immerhin rutschte der Preis für US-Weizen zur Lieferung im September aber um 2,5 Prozent auf 866 US-Cent je Scheffel ab. EU-Weizen verbilligte sich in Paris um 1,4 Prozent auf 256,75 Euro je Tonne. US-Mais kostete mit 794 US-Cent je Scheffel ebenfalls 2,7 Prozent weniger. Auch der Preis für Sojabohnen gab 1,5 Prozent nach.

Russlands Regierung ließ durchblicken, im Erntejahr 2012/13 voraussichtlich für den Export einen Überschuss von elf bis 15 Mio. Tonnen zu verfügen. Dies hänge letztlich aber noch davon ab, wie groß der durch die Dürre dort entstandene Schaden sein werde, verlautete in Moskau aus Regierungskreisen. Einige Händler äußerten Zweifel an den Angaben. "Ich glaube nicht, dass die Aussagen der Wirklichkeit entsprechen", sagte ein europäischer Händler. Viele vermuteten zudem, dass Russland durch Exportbeschränkungen seinen Markt schützen will.

Rekorddürre in USA

Ohnehin scheint die Dürre in den USA die Aussichten für die Ernte dort immer stärker einzutrüben. Ein Manager des US-Agrarkonzerns Cargill warnte, den Mais-Anteil an Biosprit vorübergehend zu senken, um so einen Anstieg der Lebensmittelpreise zu dämpfen. In den vergangenen sechs Wochen sind die Preise für Mais und Weizen schon um rund 50 Prozent gestiegen. Nach einer Umfrage unter 13 Analysten dürfte die Mais-Ernte auf ein Sechs-Jahres-Tief fallen. Demnach wird mit einer Maisernte von nur noch 129 Scheffel je Morgen gerechnet. Das sind 17 Scheffel weniger als die letzte Schätzung des US-Agrarministeriums. Laut Commerzbank verbrauchen Ethanol-Raffinerien derzeit knapp 40 Prozent der US-Maisernte.

Frankreich erhöhte unterdessen seine Schätzungen für die Weizenernte. Danach rechnet der größte Weizen-Anbauer der EU für 2012 mit einer Ernte von 36,7 Mio. Tonnen - ein Plus von 7,9 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Im Juli hatte das französische Landwirtschaftsministerium noch eine Ernte von 35,9 Mio. Tonnen erwartet.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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