Syrien-Sorgen im Rohöl-Markt Ölpreise klettern vorsichtig
17.06.2013, 12:13 Uhr
(Foto: AP)
Die fundamentalen Faktoren sprechen eher für sinkende Ölpreise. Trotzdem steigen die Preise derzeit. Grund hierfür sind die Spannungen im Nahen Osten. Im Hintergrund bereiten sich Investoren zudem auf die anstehende Fed-Sitzung Mitte der Woche vor. Gold schwankt unterhalb der 1400er-Marke.
Angesichts der Spannungen um Syrien haben die Ölpreise am Montag ihren Aufwärtstrend aus der vorigen Woche fortgesetzt.
Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 106,54 Dollar. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 98,40 Dollar 0,6 Prozent mehr. Damit notierte Brent nur leicht unter dem in der Vorwoche erreichten Zwei-Monats-Hoch von 106,64 Dollar. Händler führten die Preissteigerung vor allem auf den Bürgerkrieg in Syrien zurück, der auch Thema des G8-Gipfeltreffen in Nordirland ist. "Viele fürchten, dass der Konflikt eskaliert und damit die Versorgung mit Öl aus dem Nahen Osten gefährdet werden könnte", erklärte ein Börsianer.
Kurswechsel in der US-Politik
Nachdem es die USA als erwiesen betrachten, dass das Regime von Präsident Baschar al-Assad Chemiewaffen gegen seine Gegner eingesetzt hat, wollen sie jetzt die Opposition mit Waffen beliefern. Russland dagegen lehnt die von den USA erwogene Einrichtung einer Flugverbotszone über Syrien strikt ab.
Fundamentale Faktoren sprechen eher für einen sinkenden Ölpreis. Denn zum einen ist das Angebot an Öl reichlich, zum anderen stottert die Nachfrage weltweit, da die Konjunktur nicht so wie von vielen erwartet anzieht. Die Auswirkung des Wahlergebnisses im Iran auf den Ölpreis ist weiter offen. "Mittelfristig sollte der Sieg des moderaten Rohani die Risikoprämie an den Ölmärkten schmälern", erklärten die Analysten der Citigroup.
Bei den Präsidentenwahlen im Iran hatte der moderate Geistliche Hassan Rohani gewonnen. Der Streit des Westens mit dem Iran über dessen Atomprogramm hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Spekulationen auf Versorgungsengpässe ausgelöst und damit den Ölpreis in die Höhe getrieben.
Wichtige Konjunkturdaten stehen zum Wochenauftakt zunächst nicht auf der Agenda. Anleger dürften sich ohnehin bereits für die Sitzung der US-Notenbank Fed positionieren, sagten Händler. Die Währungshüter werden ihre geldpolitischen Entscheidungen am Mittwochabend bekanntgeben und anschließend nach europäischem Vorbild vor der Presse erläutern.
Vor dem Wochenende war der WTI-Preis auf 97,65 Dollar gestiegen, den höchsten Stand seit vier Monaten. Die Nachricht, dass die USA Waffen an die syrischen Rebellen liefern wollen, treibe den Preis, hatte es bereits im Freitaghandel geheißen.
Effekte bis in den Geldbeutel
Welche Fernwirkung die Bewegungen am Markt für Energie- und Industrierohstoffe auf die Konsumlaune der Verbraucher haben, zeigen Daten vom vergangenen Donnerstag: Die deutschen Großhandelspreise gaben im Mai weiter nach. Statistiker erklärten den Rückgang mit billigeren Rohstoffen.
Die deutschen Großhandelspreise verringerten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im April hatten sie zum Vorjahr 0,4 Prozent nachgegeben. Günstiger wurden vor allem Brennstoffe, die im Mai 6,2 Prozent billiger waren als im Jahr zuvor. Erze und Metalle gaben 5,1 Prozent nach, Kakao und Tee 9,2 Prozent. Teurer wurden hingegen Obst und Gemüse. Auf Monatssicht sanken die Großhandelspreise von April auf Mai um 0,4 Prozent.
Gold wieder billiger
Der Goldpreis gab unterdessen leicht nach. Eine Feinunze kostete mit 1385,14 Dollar 0,3 Prozent weniger als am Freitagabend. Silber verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 21,90 Dollar und Palladium um 0,5 Prozent auf 726,22 Dollar. Nur der Preis für eine Platin-Feinunze zog um 0,2 Prozent auf 1448 Dollar an.
Neue fundamentale Faktoren machten Händler nicht aus. Auch am Devisenmarkt warte man auf die Entscheidung der US-Notenbank Fed, deren Offenmarktausschuss (FOMC) am Dienstag und Mittwoch die Geldpolitik berät. "Mögliche Signale auf ein vorzeitiges Ende von 'QE3' könnten den Goldpreis belasten", vermuten die Analysten der Commerzbank.
Von den Wertpapierkäufen durch die Fed (QE3) hatte Gold vor allem aufgrund seiner Funktion als Inflationsschutz profitiert. Allein die Spekulation auf eine Verminderung des Aufkaufvolumens hatte in den vergangenen Wochen aber schon die Renditen an den Bond-Märkten in die Höhe getrieben und damit Gold als Anlage unattraktiver gemacht.
Quelle: ntv.de, ddi/mmo/dpa/DJ