Marktberichte

Seismographen der Nachfrage Ölpreise schlagen aus

Kurzfristig erschüttert Dijsselbloem Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Nachfrage in Europa. Langfristig dürfte sein Vorstoß sie durchaus stützen.

Kurzfristig erschüttert Dijsselbloem Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Nachfrage in Europa. Langfristig dürfte sein Vorstoß sie durchaus stützen.

(Foto: AP)

Die Dijsselbloem-Debatte sorgt an den Rohstoffmärkten für unsichere Ausblicke: Die Notierungen für Rohöl aus dem Norden Europas geben deutlich nach. Die Referenzsorte für den US-Markt zieht dagegen kräftig an.

Im Handel mit Rohöl registrieren Beobachter gegenläufige Bewegungen. Nach dem Schock über die Äußerungen von Eurogruppen-Chef Jereon Dijsselbloem zur Bankensanierung habe sich die Lage stabilisiert, sagten Händler. Am Vormittag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Mai-Lieferung 107,95 US-Dollar. Das waren 22 Cent weniger als am Vorabend. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 33 Cent auf 95,14 Dollar.

Am Vortag war es nach anfänglicher Erleichterung über die Einigung auf Hilfe für das pleitebedrohte Zypern zu einem Kursrutsch am Ölmarkt gekommen. Eurogruppen-Chef Dijsselbloem hatte erhebliche Verunsicherung ausgelöst. Seine Aussagen, die Einbindung zyprischer Bankkunden an der Stabilisierung des Finanzsektors könne als Vorbild für weitere kriselnde Euro-Länder infrage kommen, sorgten für starke Kursbewegungen, nicht nur an den Aktienmärkten.

Zwar betonte der Niederländer später in einer Mitteilung, dass Zypern ein besonderer Fall sei. Die Nervosität an den Märkten blieb aber hoch. Am späten Abend legte Dijsselbloem im niederländischen Fernsehen nach: Bei der Rettung von Banken sollten nicht alle Risiken von den Steuerzahlern getragen werden.

"Anteilseigner, Anleihenbesitzer und Kontoinhaber können ebenfalls ihren Teil leisten", sagte Dijsselbloem in der Talkshow Pauw & Witteman. "Diese Linie kann ich verteidigen, auch wenn es der Finanzsektor nicht gerne hört."

Zuvor hatte der niederländische Finanzminister in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters und der Financial Times den Eindruck vermittelt, dass die im Falle Zyperns angewendete Beteiligung von Guthaben über 100.000 Euro ein Beispiel für künftige Rettungsprogramme sein könnte.

Am Vortag hatte der Preis für ein Barrel der Sorte WTI den höchsten Stand seit gut einem Monat erreicht. Die Rettungsmaßnahmen für Zypern verstärkten die Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Nachfrage in Europa, hieß es. "Die Einigung hat die Sorgen bezüglich einer weiteren Abschwächung der europäischen Konjunktur etwas gelindert", sagte Analyst James Williams von WTRG Economics.

Gold sondiert die Lage

Der Preis für Gold fällt am Dienstag unter die Marke von 1600 Dollar. Zuletzt notierte die Feinunze bei 1597,40 Dollar. Am Vorabend lag Gold noch bei 1604,50 Dollar je Feinunze. Die Abgaben nach der Zypern-Einigung habe der Goldpreis mit den fallenden Notierungen an der Wall Street wieder aufholen können, hieß es.

Am Nachmittag dürften Konjunkturdaten den Markt bewegen: Im weiteren Handelsverlauf steht eine Reihe von Signale aus den USA auf der Agenda, darunter der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter, der Case-Shiller-Hauspreisindex zur Lage im Immobilienmarkt in ausgewählten US-Metropolen und das Verbrauchervertrauen, gemessen am Index des Conference Board.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa

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