Marktberichte

Blick nach Libyen Ölpreise ziehen an

Die immer heftiger werdenden Kämpfe in Libyen geben den Ölpreisen noch einmal einen deutlichen Schub. Am Ölmarkt wächst die Sorgen vor Versorgungsengpässen. Zudem wird befürchtet, dass die Unruhen auf andere wichtige Ölstaaten wie Saudi Arabien oder Kuwait übergreifen.

In Libyen gehen Rebellen in Deckung.

In Libyen gehen Rebellen in Deckung.

(Foto: REUTERS)

Die Krise in Libyen hat die Preise für Öl und Gold zum Wochenbeginn weiter nach oben katapultiert. Da die Kämpfe zwischen Aufständischen und Anhängern von Staatschef Muammar Gaddafi nun schon einige Wochen toben, fürchten Investoren einen langanhaltenden Bürgerkrieg und eine deutliche Beeinträchtigung der Ölversorgung. Diese Angst schlug sich auch im Goldpreis nieder - der Preis für die altbewährte Krisenwährung kletterte auf ein Allzeithoch.

Ein Barrel der Nordsee-Ölsorte Brent verteuerte sich in der Spitze um 2,53 Dollar auf 118,50 Dollar. Damit liegt der Preis nur noch rund einen Dollar unter dem Hoch von Ende Februar. Damals war bekannt geworden, dass durch die Kämpfe rund ein Viertel der libyschen Ölproduktion unterbrochen wurde.

Der Preis für US-Öl der Sorte WTI sprang um 2,40 Dollar auf 106,82 Dollar und war damit so teuer wie seit September 2008 nicht mehr. "Die Situation im Nahen Osten ist völlig unklar. Keiner weiß, wo das noch hinführen wird und wie es ausgehen kann, die Unsicherheit ist einfach enorm hoch", sagte ein Händler. Investoren befürchteten, dass es bald auch in Saudi-Arabien, dem wichtigsten Opec-Ölproduzenten, Aufstände geben könnte. Die dortige Regierung hat am Wochenende ein Kundgebungs- und Demonstrationsverbot erlassen.

Als Reaktion auf den stetig steigenden Ölpreisschlugen die USA vor, die nationalen Ölreserven anzuzapfen. Sie stießen damit bei den Industriestaaten aber eher auf Ablehnung. Auch Analysten können dem wenig abgewinnen. "So ein Vorschlag ist reiner Populismus", sagte LBBW-Rohstoffanalyst Frank Schallenberger. "Es gibt keine Ölknappheiten, vor allem in den USA steigen die Lagerbestände stetig." Die überquellenden US-Vorratslager sind auch der Hauptgrund, warum US-Öl derzeit mehr als zehn Dollar günstiger ist als Brent-Öl.

Investoren suchten unterdessen verstärkt nach Alternativen zum teuren Öl und setzten als Kraftstoffersatz zunehmend auf Palmöl. Aus diesem Rohstoff wird Biodiesel hergestellt. Der in Kuala Lumpur gehandelte Mai-Kontrakt verteuerte sich um ein Prozent auf 3695 Ringgit (870 Euro) je Tonne.

Goldpreis auf Rekordkurs

Der Goldpreis stieg bis auf 1443,90 Dollar je Feinunze und war damit mehr als zehn Dollar teurer als Ende vergangener Woche. Analysten machten nicht nur die Krise im Nahen Osten für den deutlichen Preisanstieg verantwortlich. "Alle möglichen Umstände unterstützen derzeit den Goldpreis - die hohen Ölpreise, die niedrigen Zinsen und der Fakt, dass wir immer wieder daran erinnert werden, dass die Schuldenkrise in Europa längst nicht ausgestanden ist", sagte Analyst Walter de Wet von der Standard Bank. Am Montag geschah dies unter anderem durch die Herunterstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands durch die Ratingagentur Moody's.

Etwas Entspannung zeichnete sich am Agrarrohstoffmarkt ab. Die zuletzt stark gestiegenen Preise für Kakao, Kaffee und Zucker gaben teilweise nach.

Nach Einschätzung der Internationalen Zuckerorganisation (ISO) dürfte die Rally der vergangenen Monate zumindest bei dem Süßstoff bald zum Stillstand kommen. "Wir sehen bei Zucker zwar eine knappe Versorgungslage, aber man kann immer noch welchen auf dem Weltmarkt bekommen", sagte ISO-Exekutivdirektor Peter Baron. "Der Preis wird deshalb auf hohem Niveau bleiben, aber nicht mehr weiter steigen."

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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