Lieferengpässe und China-Sorgen Opec senkt Prognose: Ölpreis fällt
11.10.2011, 14:30 Uhr
Rohöl, direkt aus dem Meer.
(Foto: AP)
Der Arbeitskampf einiger Zoll-Mitarbeiter im wichtigen Förderland Kuwait sorgt an den Rohstoffmärkten für Unruhe. Der Aufwärtstrend bei den beiden marktführenden Rohölsorten kommt zum Erliegen. Der Nachfrageausblick der Opec schürt weitere Sorgen. Auch Industrie- und Edelmetalle können sich dem negativen Marktumfeld nicht Entziehen.
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage im laufenden und kommenden Jahr leicht gesenkt, rechnet aber gleichwohl für beide Jahre noch mit einem Nachfragewachstum. Wie die Opec in ihrem am Dienstag veröffentlichten Monatsbericht für Oktober mitteilte, senkte sie ihre Prognose für die tägliche Nachfrage im vierten Quartal um 330.000 Barrel auf 89,16 Millionen Barrel. Für das volle Jahr 2011 wird eine Nachfrage von 87,81 Millionen Barrel prognostiziert. Das sind 180.000 Barrel weniger als im September erwartet.
Trotzdem würde die Nachfrage um 1,0 Prozent über dem 2010 verzeichneten Niveau liegen. Die Prognose für 2012 reduzierte die Opec um 250.000 auf 89,01 Millionen Barrel, womit sich gegenüber 2011 ein Plus von 1,4 Prozent ergeben würde.
Zugleich ließ das Kartell seine Prognose für die tägliche Nachfrage nach eigenem Öl im laufenden Jahr unverändert und senkte die für 2012 um 100.000 Barrel.
Das ist Wasser auf die Mühlen eines fallenden Ölpreises. Dieser hat am Dienstag einen kleinen Teil seiner Vortagesgewinne wieder abgegeben. Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent notierte mit 108,17 Dollar 0,7 Prozent im Minus, während US-Leichtöl (WTI) 0,8 Prozent auf 84,75 Dollar einbüßte. Am Vortag hatten beide Sorten im Sog der Erleichterung über einen deutsch-französischen Zeitplan zur Lösung der Euro-Krise zugelegt.
Unterstützt wurden die Ölpreise von Befürchtungen über Lieferengpässe in Kuwait, wo ein Streik von Zöllnern am Montag laut Schifffahrtskreisen sämtliche Häfen lahmlegt hatte . "Das ist ein unterstützender Faktor für Öl, auch wenn ich nicht denke, dass es entscheidend ist", erklärte ein Händler. Schließlich könnten bei Lieferschwierigkeiten in Kuwait andere Länder einspringen. Nach Reuters-Daten hat Kuwait 2010 rund 7,7 Prozent des Öls in der Opec gefördert.
Gold wieder gefragt(er)
Der Goldpreis gab etwas nach. Händler machten dafür vor allem Unsicherheit der Anleger verantwortlich. Gold werde derzeit wie die übrigen Rohstoffe und nicht wie eine sichere Anlage gehandelt, erklärten die Analysten der Commerzbank. Sollte sich die Schuldenkrise in Europa weiter zuspitzen, sei nicht sicher, ob dies den Goldpreis antreiben würde. Mit 1661,09 Dollar kostete die Feinunze am Mittag 0,8 Prozent weniger als am Vortag. Auch die Preise für Silber, Platin und Palladium gaben nach.
Die Sorge um eine nachlassende Nachfrage aus China belastete dagegen den Kupferpreis. Eine Tonne des vor allem im Bau verwendeten Metalls verbilligte sich um fast drei Prozent auf 7278,25 Dollar. "Wir haben den Eindruck, dass sich in China die Dinge langsamer zu entwickeln beginnen", sagte Edward Meir, Rohstoffanalyst bei MF Global. Es gebe Berichte, dass sich in Chinas Häfen der Schrott auftürme - vor allem in Guangdong, wo die Importeure auf neue Regulierungen der Regierung warteten.
Zudem belasteten die Prognosen für das chinesische Wachstum im dritten Quartal die Preise, erklärten Börsianer. Analysten vermuten, dass die Zuwächse beim Bruttoinlandsprodukt niedriger als im zweiten Quartal und als im Vorjahr ausgefallen sind. Die Daten werden am Freitag erwartet. China ist derzeit die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt. Zugleich ist das Land der größte Konsument von Industriemetallen - vor allem Kupfer. Auch die Preise für Aluminium, Nickel und Zink gaben ein bis rund 2 Prozent nach.
Quelle: ntv.de, rts/DJ/dpa