Marktberichte

Devisen-Vorschau Patt von Euro und Dollar hält an

Die vergangene Woche hat es noch einmal ganz klar gezeigt: Die Hürde von 1,50 US-Dollar ist für den Euro derzeit einfach zu hoch. Für einen stärkeren Dollar spricht gegenwärtig allerdings auch wenig.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Daher dürfte sich das Währungspärchen aus Greenback und Gemeinschaftswährung in der kommenden Woche seitwärts bewegen, den Wechselkurskorridor dürften dabei die Marken von 1,50 US-Dollar und 1,46 US-Dollar abstecken.

Ein Grund für die Stagnation ist die zunehmende Skepsis der Carry Trader gegenüber weiteren Avancen an den Aktienmärkten. Sie sind gegenwärtig die dominierenden Akteure im Währungsgeschäft. Ihr eigentliches Handwerk besteht darin, sich angesichts der extrem niedrigen Leitzinsen der Federal Reserve im Dollar zu verschulden und die aufgenommenen Mittel in höher verzinsten Devisen zu investieren und die Renditedifferenz einzustreichen.

Noch höher fällt der Profit aus, wenn die Darlehen an haussierenden Börsen etwa in Europa oder Asien angelegt werden. Dadurch wird das eh schon riskante Geschäft der Carry Trader - schließlich jonglieren sie bereits in der Standardvariante mit den Variablen "Zins" und "Wechselkurs" - noch gewagter. Denn dann können auch noch die Börsen gegen sie laufen.

"Und mittlerweile hat es den Anschein, dass das Potenzial an den Aktienmärkten zunächst einmal ausgereizt ist", sagt ein Devisenhändler. So haben etwa die Daten für das Bruttoinlandsprodukt in den USA und dem Euroraum klar gezeigt, dass diese Wirtschaftsräume nach wie vor am Tropf staatlicher Investitionsprogramme hängen und von einem selbsttragenden Aufschwung weiterhin nicht die Rede sein kann. "Noch dazu sieht auch die Gemeinschaftswährung mittlerweile ziemlich toppy aus", sagt der Marktteilnehmer.

Schmelzende Schneebälle

Damit droht der sich selbst verstärkende Trend der vergangenen Monate zumindest zunächst einmal zu einem Stillstand zu kommen. Denn durch die Aktivitäten der Carry Trader ist eine Aufwertung des Euro in Gang gekommen, die immer neue Nachahmer angelockt hat, die ihrerseits zu neuerlichen Wechselkursavancen der Gemeinschaftswährung beigetragen haben. Zweifel an der Zukunft des Systems lassen solche Schneebälle dann schnell zusammenschmelzen.

"Noch dazu sind die Short-Positionen im Greenback weiterhin sehr hoch, so dass Anschlussverkäufe im Dollar schwierig sind, je weiter der Greenback fällt", sagt Antje Praefcke von Commerzbank Corporates & Markets. Allerdings sind derzeit auch kaum Gründe für eine nachhaltige Gegenbewegung des Dollar zum Abwärtstrend der vergangenen Monate auszumachen.

Zu hartnäckig sind etwa die Zweifel daran, dass die gewaltigen Stimuli durch US-Regierung und Federal Reserve ohne heftigen Inflationsschub an der größten Volkswirtschaft der Welt vorbeigeht. Und dass der private Verbrauch und damit die gesamte US-Wirtschaft schnell wieder auf die Beine kommt, wird angesichts der sich zunehmend verdüsternden Aussichten auf das Weihnachtsgeschäft immer weniger wahrscheinlich.

Stärkerer Druck auf Dollar

Vor diesem Hintergrund erscheint es zumindest nicht völlig aus der Luft gegriffen, dass die Europäische Zentralbank noch vor der US-Notenbank auf einen geldpolitischen Straffungskurs einschwenkt. Dies wäre dann womöglich ein Signal für noch forciertere Carry Trades zu Lasten des Dollar.

Neuen Aufschluss über die Kauflust der US-Konsumenten wird am Montag die Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze im Oktober geben. Am Dienstag stehen die US-Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung im vergangenen Monat auf der Tagesordnung. Bernd Weidensteiner von Commerzbank Corporates & Markets weist darauf hin, dass die US-Notenbank in ihrem jüngsten Kommunique die Beibehaltung extrem niedriger Leitzinsen explizit auch von einem niedrigen Auslastungsgrad der Wirtschaft abhängig gemacht habe.

Ein weiterer Punkt auf der Checkliste der US-Notenbank seien "gedämpfte Inflationstrends". Daher dürften am Mittwoch die US-Verbraucherpreise im Oktober das Interesse der Marktteilnehmer auf sich ziehen. Zur Wochenmitte stehen darüber hinaus die US-Baugenehmigungen und Baubeginne im Oktober auf der Tagesordnung. Für kräftige Wechselkursbewegungen des Pfund Sterling könnte die Veröffentlichung des Protokolls der Bank of England ihrer Sitzung vom 5. November sorgen.

Quelle: ntv.de, DJ

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