Computerorder verursacht Absturz Goldpreis fängt sich wieder
29.11.2012, 15:21 Uhr
(Foto: REUTERS)
Pünktlich zum New Yorker Handelsstart am Mittwoch schmiert der Goldpreis ab. Allseits große Verwunderung. Investmentgurus wie Soros setzen doch auch auf die Gold-Karte? Jetzt die Entwarnung: Der Rücksetzer geht "nur" aufs Konto einer Computerorder.
Nach der computerbedingten Talfahrt vom Vorabend hat sich der Goldpreis stabilisiert. Eine Feinunze kostete mit 1723,90 Dollar 0,3 Prozent mehr. Die Verluste vom Vorabend sind damit wieder ausgebügelt. Am Mittwochabend war der Preis plötzlich bei hohem Umsatz um 25 Dollar eingebrochen. Zeitweise mussten für eine Feinunze nur noch 1705,64 Dollar bezahlt werden, nachdem am Morgen der Preis noch knapp unter 1740 Dollar gelegen hatte.
Wie Analysten der Commerzbank in ihrem Tageskommentar schrieben, war für den Absturz eine computergesteuerte Verkaufsorder verantwortlich. Danach hätten Anschlussverkäufe den Preis weiter in den Keller gedrückt, erklärte Jeffrey Sica von Sica Wealth in New York. Händlern zufolge fühlten sich dadurch auch viele Anleger zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Der Goldpreis hatte in der Vorwoche kräftig zugelegt.
Milliardäre bereit für die Rally
Einen fundamentalen Grund gab es für den Preisrückgang nicht. Marktbeobachter stellen fest, dass mittlerweile auch Milliardäre wieder Position beziehen. Wie die Nachrichtengentur Bloomberg berichtete, haben die beiden Star-Investoren John Paulson und George Soros ihre Goldbestände in diesem Jahr beträchtlich vergrößert. Der bekannte US-Milliardär Paulson, der 2007 mit Wetten gegen Subprime-Hypotheken zum Milliardär wurde, erhöhte seinen Anteil am weltweit größten komplett physisch unterlegten Gold-ETF SPDR Gold Trust im 2. Quartal um 26 Prozent. Damit hält Paulson jetzt 66 Tonnen Gold und somit mehr als das Land Bulgarien.
Investment-Guru Soros zieht mit, was etwas überraschender kommt, da er Gold vor zwei Jahren noch als "ultimative Blase" bezeichnete. Das Soros Fund Management erhöhte im dritten Quartal seinen Anteil an SPD um 49 Prozent auf 221,7 Mio. Dollar.
Die Prognosen, hier satte Profite einstreichen zu können, sind gut: Immerhin sechzehn von Bloomberg befragte Analysten erwarten einen in jedem der vier Quartale 2013 leicht steigenden Goldpreis und im Schnitt 1.925 US-Dollar je Unze gegen Jahresende, somit um die elf Prozent Performance.
"Für Gold hat sich nichts verändert"
"Das gestrige Handelsgeschehen zeigt eindrucksvoll, dass es aufgrund computergesteuerter Handelssysteme zu massiven Preisbewegungen kommen kann, ohne dass es dazu eines Auslösers bedarf", erklärten die Analysten der Commerzbank weiter. Solche Bewegungen seien aber selten von Dauer. Dem stimmen die Analysten der UBS in ihrem Tageskommentar zu. Unter den Kunden gebe es wenig Interesse, diesem Trend vom Vorabend zu folgen. Im Moment sei am Markt aber Nachdenken angesagt, wobei einige Marktteilnehmer ihre Wunden leckten, während andere das Für und Wider von Gold-Käufen oder -Verkäufen abwögen, erklärten die Analysten.
"Wir glauben nicht, dass sich für Gold grundlegend etwas verändert hat", fügten die Experten hinzu. Letztlich liege der Goldpreis jetzt wieder da, wo er vorige Woche gelegen habe. Viele Anleger kauften zudem wieder Gold-ETFs. Die Bestände sämtlicher Gold-ETFs per Mittwochabend erreichten den zweiten Tag in Folge einen Rekordstand. Sie stiegen auf 75,81 von 75,78 Mio. Feinunzen.
Öl und Kupfer teurer
Die wachsende Risikobereitschaft der Anleger ließ derweil die Preise für Öl und Kupfer leicht anziehen. Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um ein Prozent auf 110,61 Dollar. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 87,45 Dollar 1,1 Prozent mehr als am Vorabend. Auch Kupfer war gefragt: Eine Tonne kostete mit 7832,50 Dollar 0,8 Prozent mehr. An den Aktienmärkten waren die Anleger ebenfalls wieder zuversichtlicher, nachdem die beiden wichtigsten Protagonisten im US-Haushaltsstreit Zuversicht versprüht hatten.
Präsident Barack Obama und der Chef der Republikaner im Repräsentantenhaus, John Boehner, hatten erklärt, eine Einigung könnte bis Jahresende erreicht werden. Nur dann könnten die zum Jahreswechsel in Kraft tretenden Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen abgemildert werden. Andernfalls droht die weltgrößte Volkswirtschaft in die Rezession zu rutschen.
Ganz überzeugt waren viele Anleger aber von den Aussagen doch nicht. "Die haben noch einen langen Weg vor und es wird noch viel Hin und Her geben", sagte Michael Hewson von CMC Markets. Zudem sei der Handel am Rohstoffmarkt derzeit recht volatil.
Quelle: ntv.de, ddi/rts