Zinsen runter, Kurse hoch Peking überrascht, Bernanke nicht
07.06.2012, 22:40 Uhr
Die überraschende Zinssenkung der chinesischen Notenbank sorgt für gute Stimmung an der Wall Street. Der Schritt schürt Hoffnungen, dass andere Zentralbanken dem Vorbild der Volksrepublik folgen könnten, um der Weltwirtschaft neuen Schwung zu geben. Allerdings rückt auch die "spanische Krankheit" wieder in den Fokus der Anleger. Und Fed-Chef Bernanke?
US-Notenbankchef Ben Bernanke hat die Spekulation auf weitere Konjunkturhilfen gebremst und damit die Freude der Wall Street über eine Zinssenkung in China gedämpft. Bernanke wollte sich im US-Kongress nicht auf weitere Geldspritzen festlegen und erklärte, Geldpolitik sei kein Allheilmittel. Nur im Notfall will die US-Notenbank Federal Reserve die US-Wirtschaft zusätzlich mit Geld schmieren. Auch die Freude über eine erfolgreiche Emission spanischer Anleihen hielt nicht lange, denn die Ratingagentur Fitch senkte den Daumen über das Land.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,4 Prozent fester bei 12 461 Punkten, zeigte sich damit allerdings deutlich weniger dynamisch als am Mittwoch, als er mit einem Aufschlag von 2,4 Prozent aus dem Handel gegangen. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es mit 1315 Zählern unverändert aus dem Handel. An der technologielastigen Nasdaq-Börse verlor der Composite Index 0,5 Prozent auf 2831 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rutschte um 0,4 Prozent auf 2535 Punkte ab. In Frankfurt schloss der Dax 0,8 Prozent fester bei 6144 Punkten.
China geht voran
Im Kampf gegen eine Konjunkturflaute senkte Chinas Notenbank erstmals seit der Weltfinanzkrise vor vier Jahren den Leitzins, und zwar um einen Viertelprozentpunkt auf 6,31 Prozent. US-Rohstoffkonzerne, die besonders viel in China absetzen, profitierten von der Zinssenkung am stärksten. Die Aktien des Stahlkonzerns Steel Corp stiegen um 0,7 Prozent. Freeport-McMoRan Copper legten um 0,2 Prozent zu.
Trotz der schleppenden US-Erholung und der Schuldenkrise in Europa wollte sich Bernanke nicht auf weitere Konjunkturspritzen festlegen. Vor dem Wirtschaftsausschuss des Kongresses sagte der Fed-Chef, man stehe bereit, die US-Wirtschaft bei einer Zuspitzung der von Europa ausgehenden Schulden- und Bankenkrise zu schützen. Geldpolitik sei jedoch kein Allheilmittel.
Neue Daten zeigen, dass sich der Arbeitsmarkt in den USA weiter erholt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der vergangenen Woche erstmals seit April zurückgegangen. Auch in der Euro-Krise nahmen die Börsianer dank der spanischen Auktion etwas Entspannung war. Das gebeutelte Land lieh sich mehr als 2 Mrd. Euro zu zwar höheren, aber noch erträglichen Zinsen. Zudem sprachen Anleger von Anzeichen für Bewegung in der Krise. "Es sieht so aus, als ob Deutschland langsam seinen Widerstand gegen die Unterstützung von Ländern am Rande der Euro-Zone aufgibt", erklärte Stephen Massoca von Wedbush Morgan.
Die Rating-Agentur Fitch senkte mitten im Handelsverlauf die Bonitätsnote Spaniens auf "BBB" von zuvor "A", ohne dadurch jedoch einen Kursrutsch auszulösen. Die Experten versahen die Bewertung zudem mit einem negativen Ausblick und signalisierten damit, dass eine weitere Verschlechterung droht. Das Land sei wegen seiner hohen Auslandsverschuldung besonders anfällig für eine Verschärfung der Schuldenkrise, erklärte Fitch. Zudem hieß es, Spaniens Banken könnten bis zu 100 Milliarden Euro benötigten. Das entspräche neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Abwärts, aber deutlich
Zu den großen Verlierern gehörten Titel von Navistar, die nach der Meldung eines Verlustes um 14 Prozent abstürzten. Außerdem senkte der Lastwagen-Hersteller seine Geschäftsprognose für das Gesamtjahr.
Auch die Titel von Best Buy mussten Federn lassen, nachdem Gründer Richard Schulze die Elektronik-Kette verließ. Die Titel fielen rund 1 Prozent.
Quelle: ntv.de, DJ/rts/dpa