Nasdaq auf 6-Jahrestief Philip Morris belastet Dow
04.10.2002, 22:10 Uhr„Die Stimmung ist einfach weiter schrecklich, die Leute haben Angst, Aktien zu kaufen“ - so beschrieb ein Händler den Freitag an den US-Aktienmärkten. Schwache Unternehmensprognosen- und ergebnisse belasteten die Indizes. Für eine weitere Verkaufswelle sorgte im Handelsverlauf zudem die Nachricht über eine Rekordstrafe für den Tabakriesen Philip Morris. Der Dow Jones fiel 2,4 Prozent auf 7.528 Punkte, die Nasdaq schloss bei 1.139 Punkten, ein Minus von 2,2 Prozent. Im Handelsverlauf fiel der technologielastige Index bei 1.135 Punkten auf ein 6-Jahrestief.
Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, sank die Arbeitslosenquote im September im Vergleich zum Vormonat von 5,7 Prozent auf 5,6 Prozent. Analysten hatten dagegen mit einem Anstieg auf 5,9 Prozent gerechnet. Die Zahl der Stellen ist im September um 43.000 gesunken. Volkswirte hatten hier mit einem Zuwachs von rund 5.000 Stellen gerechnet hatten. Die scheinbar widersprüchlichen Daten ergeben sich aus der getrennten statistischen Erhebung der Daten. Die US-Beschäftigtenzahl ergibt sich aus periodischen Umfragen unter Arbeitgebern, die Quote der Erwerbslosen hingegen beruht auf Haushaltsbefragungen.
Neben dem Grübeln über die Arbeitsmarktdaten waren die Anleger auch mit der Gewinnwarnung von Schering-Plough beschäftigt. Der Konzern hatte in der Nacht zum Freitag seine Gewinnprognosen für 2002, 2003 und 2004 deutlich gesenkt. Als Grund wurde das Patentende für das Allergiemittel Claritin genannt. Für das laufende Jahr erwartet Schering-Plough nur noch ein Ergebnis auf Vorjahreshöhe. 2003 werde der Gewinn je Aktie bei 1,00 bis 1,15 US-Dollar liegen, hieß es. 2004 erwarte man einen Gewinn je Aktie von 1,38 US-Dollar. In allen drei Fällen hatten die Analysten mit deutlich höheren Werten gerechnet.
Als sei die gesenkte Prognose nicht genug, hat sich bei den Börsianern noch der Verdacht eingeschlichen, dass bei der Veröffentlichung nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. So haben die Schering-Plough-Aktien seit Montag schon rund 17 Prozent an Wert verloren. Man wisse noch immer nicht, warum die Aktien schon vor der Gewinnwarnung so dramatisch gefallen sind, erklärte ein Analyst. Möglicherweise sei die Information schon vorher herausgesickert. Die Aktie verlor 1,9 Prozent auf 17,30 Dollar.
Der Speicher-Technologie- Entwickler EMC hat im dritten Quartal mit 2 Cent je Aktie einen höheren Verlust als erwartet geschrieben und kündigte zudem den Abbau von 7 Prozent der 17.000 Stellen an. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Minus von 1 Cent je Anteilsschein gerechnet. Die Aktie brach 23,5 Prozent auf 3,83 Dollar ein.
Der weltgrößte Aluminiumkonzern Alcoa hat im dritten Quartal mit 23 Cent je Aktie deutlich weniger verdient als im vergleichbaren Vorjahresquartal als noch ein Gewinn von 39 Cent je Anteilsschein in den Büchern gestanden hatte. Ohne Berücksichtung von Sonderbelastungen lag der Gewinn bei 26 Cent je Aktie und entsprach damit den Analystenerwartungen. Als Grund für den Gewinneinbruch nannte Alcoa den starken Preisdruck in der Branche und die hohen Energiekosten. Die Aktie verlor 4,9 Prozent auf 19,11 Dollar.
Besonders kräftig verloren Boeing mit einem Kursabschlag von 6,7 Prozent auf 32,01 Dollar. Der Konzern erwartet im abgelaufenen dritten Quartal Sonderbelastungen vor Steuern von rund 250 Millionen Dollar oder 20 Cent je Aktie. In der Folge senkte Merrill Lynch die Gewinn-Prognose für das Gesamtjahr von 3,15 Dollar auf 2,95 Dollar je Aktie.
Ein Geschworenengericht in Los Angeles hat den US-Konsumgüter- und Tabakkonzern Philip Morris mit einer Geldsumme von 28 Milliarden Dollar am Freitag zur bislang wohl höchsten Strafe in einem Tabak-Prozess in den USA verurteilt. Zahlen muss der Konzern das Geld an eine 64-jährige Frau, die an Lungenkrebs leidet. Die Aktie verlor 7,4 Prozent auf 36,59 Dollar.
Quelle: ntv.de