Bewegung im Südafrika-Streik Platin und Palladium wieder billiger
12.06.2014, 15:47 Uhr
Palladium schlägt Gold und Silber.
(Foto: REUTERS)
Der wochenlange Streik der Arbeiter in den größten Platinminen Südafrikas könnte bald beendet sein. Angeblich haben sich die Betreiber der Minen mit der zuständigen Gewerkschaft geeinigt. Die Angst vor Nachschub-Problemen ebbt ab. Ob das so bleibt, ist fraglich.
Die Rally bei den Edelmetallen Platin und Paladium ist zumindest vorerst stoppt. Spekulationen auf ein nahendes Ende des Streiks der südafrikanischen Bergarbeiter haben die Preise wieder auf Talfahrt geschickt. Das zur Herstellung von Auto-Katalysatoren verwendete Platin verbilligte sich um 2,8 Prozent auf 1435,24 Dollar je Feinunze. Das Schwester-Metall Palladium rutschte sogar um vier Prozent auf 822,75 Dollar ab.
Zuvor hatten drei größten südafrikanischen Betreiber von Edelmetall-Minen bekanntgegeben, sie hätten sich mit der Bergarbeiter-Gewerkschaft AMCU "im Prinzip" verständigt. Sie bieten den Bergarbeitern die Anhebung des Grundgehalts um 1000 Rand (69 Euro) in den ersten beiden Jahren. Der Streik dauert bereits fünf Monate und ist der längste und kostspieligste der Landesgeschichte. Rund 40 Prozent der weltweiten Platin-Förderung kommt aus Südafrika.
Als Reaktion auf die vorläufige Einigung drehten die Aktien der Bergbaufirmen Anglo American Platinum, Impala und Lonmin ins Plus, sie legten in der Spitze 2,6 bis 9,8 Prozent zu.
Der wochenlange Streik hatte zuvor große Ängste vor Nachschub-Problemen geschürt. Laut Rohstoff-Experte Yuichi Ikemizu von der Standard Bank könnte Palladium nach dem aktuellen Preisrückgang allerdings schnell wieder Kurs auf die Marke von 900 Dollar nehmen. Dem größten Edelmetall-Verarbeiter Johnson Matthey zufolge wird die Palladium-Nachfrage in diesem Jahr das Angebot um 1,612 Millionen Feinunzen übersteigen. Das ist die größte Lücke seit 34 Jahren.
ETF-Palladiumbestände auf Rekordhoch
Der Preisanstieg wurde auch dadurch geschürt, dass in Südafrika zwei ETFs aufgelegt wurden, die mit dem physischen Metall hinterlegt sind. Die Zuflüsse in die im März auf den Markt gebrachten Produkte belaufen sich mittlerweile auf mehr als 600.000 Unzen. Insbesondere südafrikanische Investoren haben Interesse an heimischen Anlageprodukten. Die weltweiten ETF-Bestände werden mittlerweile mit 2,9 Millionen Unzen beziffert. Das übersteigt die Jahresproduktion des weltgrößten Palladiumlieferanten Russland.
Die Ukraine-Krise und die vom Westen angedrohten Sanktionen für den Rohstoffsektor verschärfen die Angebotslage zusätzlich. Russland fördert mehr als ein Drittel des weltweit geförderten Palladiums sowie ein Sechstel des Platins.
Südafrikanische Regierung vermittelt
Wie bei Palladium reagierten die Kurse des Schwestermetalls auf die Entwicklungen der Bergarbeiter-Streiks, den längsten und kostspieligsten der Landesgeschichte. Rund 40 Prozent der weltweiten Platin-Förderung kommt aus Südafrika. Johnson Matthey zufolge wird es 2014 mit einem Platin-Defizit von 1,218 Millionen Feinunzen geben.
Nach 18 Wochen Streik in den größten südafrikanischen Platinminen hatte sich endlich die Politik eingeschaltet. Angesichts der Kosten und der Gewalt des längsten und teuersten Arbeitskampfs, den der südafrikanische Rohstoffsektor jemals gesehen hat, kam die Hilfe reichlich spät. Die Arbeiter verlangten teils kräftige Lohnsteigerungen von teils 100 Prozent. Die großen Bergwerkbetreiber Anglo American Platinum, Impala Platinum und Lonmin weigerten sich jedoch, auf diese Forderungen einzugehen.
Ölpreis schnellt in die Höhe
Der Vormarsch islamistischer Kämpfer im Irak hat derweil den Ölpreis kräftig in die Höhe getrieben. Die richtungweisende Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um bis zu 2,1 Prozent und kostete mit 112,29 Dollar je Barrel (159 Liter) so viel wie zuletzt Anfang März. Der Terminkontrakt auf das US-Öl WTI stieg sogar auf ein Neun-Monats-Hoch von 106,34 Dollar.
"Es herrscht Furcht, dass die Kämpfe die irakischen Öl-Exporte bedrohen", sagte Rohstoff-Händler Christopher Bellew vom Brokerhaus Jefferies Bache. Sollte das Land als Lieferant ausfallen, müsse mit weiteren kräftigen Preisaufschlägen gerechnet werden. Ähnlich äußerten sich die Experten der Commerzbank. "Derart große Angebotsausfälle könnten kaum kompensiert werden."
Genährt wurden die Spekulationen auf eine Störung des Erdöl-Nachschubs von der Flucht der irakischen Armee aus der Öl-Stadt Krikuk im Norden des Landes. Die wichtigsten Verlade-Anlagen befinden sich allerdings im Süden rund um Basra. Dort werden täglich rund 2,6 Millionen Barrel Rohöl umgeschlagen. Die Lage in diesem Gebiet sei "sehr, sehr sicher", betonte der irakische Ölminister Abdul Karim Luaibi. Außerdem sei die größte Raffinerie des Landes, Baidschi, weiterhin unter Kontrolle der Regierung.
Türkei erwägt militärisches Eingreifen
Für zusätzliche Nervosität unter Investoren sorgten die Überlegungen des Nachbarlandes Türkei, militärisch einzugreifen. In den vergangenen Tagen wurden von der extremistischen Organisation Islamischer Staat im Irak und in der Levante (Isil) 80 Türken verschleppt, allein 49 bei einem Angriff auf das türkische Konsulat in Mossul.
Isil-Kämpfer bringen im Norden des Landes immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle. Sie kämpfen auch gegen die Regierung im benachbarten Syrien und wollen die eroberten Gebiete über die Grenze hinweg zu einem islamischen Staat verschmelzen.
Der Preis für die Feinunze Gold zeigte sich dagegen stabil bei 1266 Dollar.
Eisenerz billiger
Eine schwache Nachfrage belastete unterdessen die Preise für Eisenerz in China. An der Börse Singapur kostete eine Tonne Eisenerz zur Lieferung in die Volksrepublik mit 93,50 Dollar so wenig wie noch nie. Der chinesische Eisenerz-Future verlor bis zu 2,3 Prozent und markierte mit 667 Yuan (107 Dollar) je Tonne ebenfalls einen Tiefstwert.
Die schwächelnde Baukonjunktur in China sowie überquellende Lager in den Verladehäfen dämpfen die Nachfrage der örtlichen Eisenerz-Hütten. Außerdem sind wegen der strengeren Regeln zur Kreditvergabe Unternehmen gezwungen, Erzbestände zu verkaufen, um an Bargeld zu kommen. "Einige mussten dabei sogar Verluste in Kauf nehmen", sagte ein Börsianer.
Im Sog der fallenden Eisenerz-Preise gab auch der in Shanghai gehandelte Stahl-Future nach. Er fiel um bis zu ein Prozent auf 3026 Yuan (486 Dollar) je Tonne. "Solange es kein starkes Wachstum der Stahl-Nachfrage gibt, wird der Preis unter Druck bleiben", sagte Analyst Ding Rui von Zhongcai Futures. Eine Erholung der chinesischen Baukonjunktur sei nicht in Sicht.
Unruhe am Kupfermarkt
Viel Bewegung gab es auch am Kupfermarkt. Bei einigen Experten gibt es Sorgen vor einer Auflösung großer Kupfer-Lager in China. Das könnte die Preise an der LME, der Weltleitbörse für Industriemetalle, unter Druck setzten. Branchen-Insidern zufolge ermitteln die Behörden wegen des Missbrauchs von Kupfer bei Finanzgeschäften. Das Metall dient in China oft als Sicherheit für Kredite. Untersuchungen vor allem im Hafen von Qingdao sollen zeigen, ob einzelne Kupfer-Ladungen mehrfach als Sicherheit genutzt wurden.
Quelle: ntv.de, ddi/jga/rts/DJ/dpa