Marktberichte

Athen und der Schuldensumpf Reine Nervensache beim Euro

Griechenland bleibt im Brennpunkt der Devisenmärkte: Mit der griechischen Regierung bangen Finanzexperten um die Auszahlung der nächsten Hilfstranche. Der Euro reagiert sofort und bricht deutlich ein. Am Nachmiitag setzt dann eine Erholung ein.

"Reine Nervensache": Im Film bekommt es B. Crystal mit R. de Niros Macken zu tun. Am Devisenmarkt trifft das Hickhack um die Milliardenhilfen für Griechenland den Euro.

"Reine Nervensache": Im Film bekommt es B. Crystal mit R. de Niros Macken zu tun. Am Devisenmarkt trifft das Hickhack um die Milliardenhilfen für Griechenland den Euro.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Die Unsicherheit über die Auszahlung neuer Griechenland-Hilfen hat den Euro am Montag zeitweise wieder unter die Marke von 1,42 Dollar rutschen lassen. Die Gemeinschaftswährung notierte im Tagestief bei 1,4191 Dollar, pendelte sich dann wieder darüber ein. Am Abend präsentierte sich die Gemeinschaftswährung mit 1,4315 Dollar wieder deutlich darüber.

Die EZB hatte am Nachmittag den Referenzkurs auf  1,4235 Dollar festgesetzt. Im späten New Yorker Geschäft hatte die europäische Gemeinschaftswährung am Freitag noch 1,4308 Dollar gekostet.

Stichwort: ESM

Die Einigung auf einen Vertrag für den dauerhaften Euro-Krisenmechanismus ESM und die Aufstockung des EFSF-Rettungsfonds habe die Anleger etwas beruhigt, hieß es am Markt. "Alles, was nach den Negativ-Nachrichten vom Wochenende auf Fortschritte bei der Lösung der Griechenland-Krise hindeutet, wird als positiv aufgenommen", sagte ein Devisenhändler. 

Griechen-Anleihen renditestark

An den Rentenmärkten zogen die Renditen für zehnjährige griechische Anleihen als Reaktion auf die Entscheidung der EU-Finanzminister, die Auszahlung weiterer Hilfen von weiteren Sparanstrengungen abhängig zu machen, an und notierten zeitweise wieder bei fast 18 Prozent.

Der Risikoaufschlag (Spreads) zu den entsprechenden deutschen Pendants lag am Morgen bei über 14 Prozent. Die erhöhte Nachfrage nach Bundesanleihen spiegelte sich auch im Bund-Future wider: Er legte 39 Ticks auf 126,47 Punkte zu.

CDS klettern - auch bei Italien

Die vertagte EU-Entscheidung zur Auszahlung weiterer Hilfen trieb auch die Kosten für die Versicherung griechischer Schulden gegen einen Zahlungsausfall wieder in die Höhe. Fünfjährige Kreditausfallversicherungen (CDS) auf griechische Staatsanleihen verteuerten sich um 128 auf 2,025 Basispunkte, wie der Datenanbieter Markit mitteilte. Das bedeutet, dass es 2,025 Millionen Euro kostet, Schulden des Mittelmeeranrainers in Höhe von zehn Millionen Euro abzusichern.

Auch italienische CDS legten wieder zu und stiegen um elf auf 182 Basispunkte. Auslöser war die Ankündigung der Ratingagentur Moody's, eine Herabstufung der Note "Aa2" für die Staatsanleihen des Eurolandes zu prüfen. Moody's folgt damit dem Konkurrenten Standard & Poor's, der im Mai den Ausblick für der Italien auf "negativ" gesenkt hat, womit ebenfalls eine Herabstufung des Ratings droht.

Griechenland bleibt das Thema

Wer nach der Annäherung vom vergangenen Freitag zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy gedacht habe, nun werde es schnelle Fortschritte bei der Griechenland-Rettung geben, sei gründlich enttäuscht, hieß es weiter von Seiten der Commerzbank.

Nach wochenlangem Streit einigten sich die Euro-Länder auf eine Linie bei der Beteiligung privater Gläubiger an einem zweiten Hilfspaket, mit dem Griechenland vor der Staatspleite bewahrt werden muss. Umstritten war, wie und in welchem Ausmaß Banken oder Versicherungen in die Pflicht genommen werden können. Die Unterstützung müsse freiwillig sein, hieß es in der Erklärung. "Es darf keinerlei Druck auf den Privatsektor ausgeübt werden", sagte Juncker. Angestrebt sei eine Laufzeitenverlängerung griechischer Schulden, sobald Staatsanleihen fällig werden. Es müsse verhindert werden, dass Griechenland für zahlungsunfähig erklärt werde.

Die Einigung über das neue Kreditpaket scheiterte bisher an der Forderung Deutschlands nach einer verbindlichen Beteiligung privater Gläubiger. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte einen Anleihetausch noch während der Laufzeit der Papiere angestrebt. Das hätten die Ratingagenturen allerdings als Zwang betrachtet und Griechenland für zahlungsunfähig erklärt.

Bundeskanzlerin Merkel war am Freitag von dieser Forderung abgerückt. Auch die Bundesregierung unterstützt nun eine freiwillige Unterstützung nach dem Vorbild der "Wiener Initiative". Dabei hatten sich österreichische Banken 2009 bereiterklärt, Anleihen osteuropäischer Staaten nach Fälligkeit in neue Papiere umzutauschen, um die Länder in der Finanzkrise zu stützen.

Nach Befürchtung der Europäischen Zentralbank, der EU-Kommission und vieler Euro-Länder würde das allerdings zu einer Eskalation der Schuldenkrise in der gesamten Euro-Zone führen.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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