Marktberichte

Krieg, Katastrophen, Spekulanten Rohstoffmärkte reagieren

Mit dem Krieg um Libyen und der Erdbeben-Katastrophe in Japan beherrschen zwei schwergewichtige Faktoren die Entwicklung an den Rohstoffmärkten. Bevor es Lieferengpässe gibt, nehmen die Anleger erst einmal Gewinne mit - wenn auch nicht sehr lange. Bei Gold sieht es anders aus.

Ein Luftabwehrgeschütz bei Ras Lanuf: Im Hintergrund schimmern Teile der ausgedehnten Raffinerieanlagen (Archivbild).

Ein Luftabwehrgeschütz bei Ras Lanuf: Im Hintergrund schimmern Teile der ausgedehnten Raffinerieanlagen (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Die Luftangriffe der westlichen Allianz auf die Truppen des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi und die Furcht vor einer Ausweitung der Unruhen auf weitere Staaten der arabischen Welt beschäftigen weiter die weltweiten Rohstoffmärkte. Der Ölpreis hält sich auf hohem Niveau, Gold verteuert sich sogar.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 65,95

Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich zwar aufgrund einiger Gewinnmitnahmen um 0,2 Prozent auf 114,72 Dollar je Barrel (159 Liter), blieb damit aber in Reichweite des Rekordhochs von knapp 120 Dollar. US-Leichtöl WTI notierte 0,1 Prozent schwächer bei 102,17 Dollar.

Mit Libyen fehlt der Puffer

Die Kämpfe in Libyen dürften nach Einschätzung von Experten den Ölpreis wohl nicht noch weiter nach oben treiben, da viele Anleger nicht damit rechneten, dass das nordafrikanische Land in absehbarer Zeit wieder nennenswerte Mengen Erdöl exportieren wird. Ric Spooner, Chef-Analyst bei CMC Markets, wies aber darauf hin, dass mit dem Wegfall Libyens der Puffer zum Ausgleich eventueller Lieferschwierigkeiten anderer Staaten deutlich geschrumpft sei. Entsprechend sei der Markt anfällig für Kursausschläge.

Gold weiter über 1400er Marke

Auch Gold behauptete seine Vortagesgewinne weitgehend und blieb mit 1424 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) nur etwa 20 Dollar unter der Rekordmarke von Anfang März. Neben der Verunsicherung durch die Krisen in der arabischen Welt und in Japan profitierte das Edelmetall Börsianern zufolge vom nachgebenden Dollar. "Die Leute schauen auf den Euro/Dollar-Kurs und vor allem den Dollar-Index, der sich wichtigen Marken nähert", sagte Analyst Tom Kendall von Credit Suisse.

Stillstehende Bänder

Platin und Palladium rutschten dagegen um 0,6 Prozent auf 1730,99 Dollar beziehungsweise 1,7 Prozent auf 732,50 Dollar je Feinunze ab. Diese beiden Edelmetalle litten unter der Ankündigung, dass bei japanischen Autobauern die Bänder nach dem verheerenden Erdbeben länger stillstehen als bislang gedacht, sagten Börsianer. Platin und Palladium werden unter anderem zur Herstellung von Katalysatoren benötigt.

Produktionshausse

Der Preis für Palmöl gab deutlich nach. Der in Kuala Lumpur gehandelte Termin-Kontrakt auf dieses als Lebensmittel und Bio-Kraftstoff eingesetzte Pflanzenfett fiel um bis zu 3,8 Prozent auf 3291 Ringgit (762 Euro) je Tonne. "Die Produktion wird diesen Monat deutlich steigen, aber die Nachfrage entwickelt sich nicht entsprechend", sagte ein Palmöl-Händler. "Außerdem drückt der starke Ringgit auf die Margen." Der Dollar verlor zur malaysischen Währung in den vergangenen drei Handelstagen rund ein Prozent an Wert. Fracht-Experten zufolge gingen die malaysischen Palmöl-Exporte in den ersten 20 Tagen im März im Monatsvergleich um mindestens zehn Prozent zurück.

Kupfer verteuerte sich nach den Kursverlusten des Vortages um 0,6 Prozent auf 9449 Dollar je Tonne. Als Grund nannten Börsianer Lieferschwierigkeiten einiger japanischer Kupfer-Hütten als Folge des Erdbebens. Mittelfristig könne beim Wiederanspringen der japanischen Industrieproduktion mit weiter steigenden Kursen gerechnet werden, sagte Analystin Judy Zhu von Standard Chartered. "Wir erwarten aber keine Rally."

Quelle: ntv.de, bad/rts

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