Aufruhr in Ägypten Ölpreis klettert kräftig
03.07.2013, 15:25 Uhr
Gegner von Ägyptens Präsident Mursi bei einer Demonstration in Kairo.
(Foto: AP)
Die Furcht vor einer Eskalation der Krise in Ägypten hinterlässt auch an den Rohstoffmärkten Spuren: Öl wird deutlich teurer. Händler fürchten, die Krise könnte die weltweite Versorgung mit dem wichtigen Konjunkturtreibstoff gefährden.
Die 100-Dollar-Marke ist gefallen - erstmals seit über einem Jahr: Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte WTI ist auf 102,18 Dollar gestiegen. Gegenüber dem Vortag entspricht das einem Plus von 2,5 Prozent. Treiber des Ölpreises ist die Krise in Ägypten. Belastet von den anhaltenden Protesten in dem nordafrikanischen Land erreicht der Preis für das schwarze Gold derzeit von Tag zu Tag neue Höchststände.
Für den jüngsten Preisschub sorgte Präsident Mohammed Mursi. Kurz vor Ablauf eines Ultimatums, das ihm das Militär gestellt hatte, erklärte er in einer Fernsehansprache an die Nation, er werde seine demokratisch legitimierte Macht notfalls mit seinem Leben verteidigen.
Angst vor einem Flächenbrand
Die Unruhen in Ägypten haben Befürchtungen geschürt, der Konflikt könnte sich auf die ölproduzierenden Anrainerstaaten im Nahen Osten und Nordafrika ausbreiten und damit die weltweite Ölversorgung gefährden. Nachdem der Preis die Schwelle von 100 Dollar durchbrochen habe, sprächen technische Faktoren für einen weiteren Anstieg, sagte Analyst Chen Hoay Lee von Phillip Futures.
Ägypten exportiert zwar kein Öl, ist aber ein wichtiger Knotenpunkt für den Transport des wichtigen Rohstoffs. Vor allem der Suez-Kanal, er verbindet das Rote Meer mit dem Mittelmeer, und die Suez-Mittelmeer-Pipeline sorgen für den schnellen Transport des unter anderem in Saudi-Arabien und den arabischen Emiraten geförderten Öls in die wichtigen Industriestaaten. Täglich passieren nach Angaben der US Energy Information Administration 3,8 Millionen Barrel Öl die beiden Transportadern. Damit sind die zwei ägyptischen Trassen nach der Straße von Hormuz zwischen Oman und Iran die weltweit wichtigsten Transportwege für das schwarze Gold.
Auch Brent wird teurer
Die nicht absehbare Lösung der politischen Konflikte in Ägypten hat nicht nur bei US-Leichtöl WTI, sondern auch bei der europäischen Referenzsorte Brent für deutlich anziehende Preise gesorgt. Allerdings sind die Preise der beiden Ölsorten zuletzt nicht im gleichen Tempo gestiegen. Das führt dazu, dass sich der Spread, der Preisunterschied zwischen den Ölsorten WTI und Brent, zunehmend verringert und seit 29 Monaten erstmals wieder unter die Schwelle von 5 Dollar gefallen ist. Aktuell liegt er für den August-Kontrakt bei 3,86 Dollar nach 4,40 Dollar am Vortag.
Der Grund: Während in den USA sinkende Rohöllagerbestände den Preis für die US-Sorte WTI zusätzlich zu den anhaltenden Konflikten in Ägypten nach oben treiben, führen abnehmende Sorgen über Versorgungsengpässe in der Nordsee bei der Ölsorte Brent eher zu sinkenden Preisen. Eine Rolle dabei spielen freilich auch die unterschiedlichen Entwicklungen, die in den USA und in Europa in konjunktureller Hinsicht zu beobachten sind.
Während in den USA die Wirtschaft wächst, kämpft Europa mit einer Rezession. Gab der August-Kontrakt für die Sorte Brent seit Anfang des Jahres um 2 Prozent nach, ist der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI parallel um 7,7 Prozent gestiegen.
Die unterschiedliche Konjunkturentwicklung mit der Erholung der US-Wirtschaft und den Unsicherheiten in China dürfte den Ölpreis der US-Sorte WTI künftig stärker stützen als den Preis der Ölsorte Brent, bemerken die Analysten von ANZ folgerichtig.
Die Analysten von Goldman Sachs vermuten den Hauptgrund für die sinkende Preisdifferenz in den zu erwartenden abnehmenden Lagerbeständen der US-Sorte WTI. Seit Ende Juni gingen zuvor ausgefallene Pipelines und Raffinerien nach und nach wieder ans Netz. Dies führe zu einem deutlichen Absinken der Lagerbestände. Allein in der vergangenen Woche seien die Bestände so um 9,4 Millionen Barrel gesunken, so die Analysten der Commerzbank.
Quelle: ntv.de, DJ